14 - Unheimliche Schwestern
Mädchen, die keine Jungs mögen. Ihr
habt ja echt ’nen Stich.«
»Und
ob«, stimmte die andere zu. »Den absoluten Ober-Stich.«
Doch
die Moons wichen nicht zurück oder setzten zu einer Verteidigung an. Statt
dessen näherten sie sich den beiden Oberstufen-Schülerinnen, lächelten ihr
ruhiges Lächeln und legten ihre Hände auf die Schultern der Mädchen. Die guckten
ungläubig. Die Moons lehnten sich nun bis auf Tuchfühlung an die erstarrten
Schülerinnen heran.
»Mein
süßes Kind, du verstehst nicht«, hauchte Polly, »aber ich denke, du wirst
verstehen, wenn du dir nur Zeit lässt. Weiß du, was es heißt, eine Frau zu
sein?«
»Klar
doch«, antwortete das Mädchen nervös. »Ich bin doch nicht bescheuert.«
»Es
ist eine schöpferische Macht.«
»Es
ist eine körperliche Macht«, sagte Calli.
»Und
eine geistige Macht«, fügte Polly hinzu. »All das und noch viel mehr. Lass
nicht zu, dass dir deine dummen kleinen Freunde das nehmen. Lass nicht zu, dass
sie dich behandeln, als wärest du weniger wert als sie.«
»Oder
auch nur gleichwertig. Wir sind ihnen überlegen«, versicherte ihr Calli.
»Schenk uns dein Vertrauen.«
»Schenk
uns dein Vertrauen«, bat auch Polly.
Die
Mädchen waren bis zu den Waschbecken zurückgewichen. Als die Moon-Schwestern
ihre Ansprache beendet hatten, hatte sich ihr Benehmen gewandelt. Sie schienen
nicht länger unsicher zu sein, sondern lächelten ehrfürchtig und erleichtert,
wie es schien. Sie legten ihr Make-up wieder zurück in ihre Beutel und folgten
Polly und Allison hinaus auf den Flur. Als sie gegangen waren, rief Calli, die
ein bisschen gewartet hatte, über ihre Schulter zurück: »Und vergiss nicht zu
spülen, Buffy!«
Buffy
zählte bis zehn, bevor sie ihre Kabine verließ. Das WC roch noch immer nach dem
Parfüm der Moon-Schwestern und das Echo ihrer Worte hallte nach in dem
verkachelten Raum.
Schenk
uns dein Vertrauen. Schenk uns dein Vertrauen.
Aber
da war noch eine Stimme tief in Buffys Gehörgang, die wie ein Insekt summte.
»Buffy, hilf mir…!«
Buffys
Herz boxte gegen ihre Rippen. Sie sah in den Spiegel und erwartete fast, dass
jemand zurückstarrte. Doch sie sah nur ihr eigenes Gesicht. »Wer bist du?«,
flüsterte sie. »Wie kann ich dir helfen?«
»Buffy!«
»Brian
Andrews, bist du das?«
»Nein,
ich bin nicht Brian Andrews, ich bin ich«, ertönte eine irritierte Frauenstimme
aus der Kabine am Fenster. »Kannst du etwa nicht mehr zwischen Männlein und
Weiblein unterscheiden? Ziemlich traurig, Buffy. Ziemlich, ziemlich
jämmerlich.«
»Cordy?«
Die
Kabinentür schwang auf und Cordelia trat ins Freie. Sie sah sich vorsichtig um
und richtete dann ihre Schultern auf.
»Warum
hast du dich versteckt?«, fragte Buffy.
»Aus
demselben Grund wie du«, antwortete Cordelia. Sie ging zum Spiegel, prüfte ihr
Haar und zog den Lippenstift nach.
»Die
Moons sind Dämonen. Entsetzliche, bescheuerte Dämonen-Debütantinnen. Das weißt
du ebenso gut wie ich.«
»Cordelia…«
Cordy
drehte sich rasch um und hielt Buffy ihren Lippenstift wie ein Schwert
entgegen. Ein winziges, zylindrisches Schwert mit einer weichen, rosafarbenen
Spitze. »Niemand an der Schule glaubt, dass mit den Moon-Schwestern etwas nicht
stimmt. Jemand muss ihnen die Wahrheit klar machen, und dieser Jemand bist du!«
»Wenn
du einmal deine…«
»Du
bist die Einzige, die etwas unternehmen kann! Du hast gesehen, was die Moons
mit diesen Mädchen gemacht haben, und wie sie sich verändert haben. Tu nicht
so, als hättest du das nicht mitbekommen!«
Buffy
hielt ihre Hand hoch. » Cordy, hör mir bitte einfach nur zu.«
»Mach
sie endlich fertig. Sie können Gedanken kontrollieren! Sie bekommen die Ringe
von anderen Menschen, ohne auch nur bitte zu sagen! Aber weißt du, was das
wirklich Schlimmste daran ist? Vielleicht sabotieren sie den
Schönheitswettbewerb und lassen mich verlieren! Wer kann denn schon ahnen, was
die wirklich vorhaben?«
»Cordy…!«
»Buffy«,
fiel ihr Cordelia erneut ins Wort. »Noch vor einer Minute warst du der Meinung,
ein Geist würde nach dir rufen. Und das genau, nachdem die Moons hier drin
waren. Hältst du das für einen Zufall?«
Vier
Schülerinnen der Abschlussklasse betraten den Raum und lachten über das
Trigonometrie-Quiz, bei dem sie gerade kläglich gescheitert waren. Buffy grinste
ihnen entgegen. Dann sagte sie mit leiser Stimme zu Cordelia: »Cordy, ich habe
die ganze Zeit versucht, dir zu sagen, dass du vielleicht
richtig liegst,
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