14 - Unheimliche Schwestern
okay? Ich werde ein Auge auf sie haben. Jägerinnen-Modus.
Aufmerksam, wachsam. Hättest du jetzt Lust, etwas richtig Sinnvolles zu tun?
Wenn ja, dann begleite uns, wenn wir in der Mittagspause mit Giles reden. Er
ist…«
Aber
Cordelia schnitt ihr zum wiederholten Mal das Wort ab. »Während der
Mittagspause? Oh, auf gar keinen Fall. Ein absolutes Nein. Die Teilnehmerinnen
des Wettbewerbs haben ein Treffen. Wir sprechen über unsere Talente und legen
fest, in welchem Licht unsere Schönheit so richtig zur Geltung kommt. Kann es
etwas Sinnvolleres geben?«
Während
des restlichen Vormittagsunterrichts lief Buffys Gehirn auf Hochtouren. Es war
nicht der Unterricht, der sie zu solch gedanklichen Höchstleistungen antrieb,
sondern was sich in den letzten Tagen in Sunnydale ereignet hatte. Allisons
plötzliche Beliebtheit und ihr Persönlichkeitswandel. Die wachsende Kluft
zwischen den Jungen und Mädchen an der Sunnydale High. Die zwei Schüler, die
ertrunken waren. Giles’ wechselnde Standpunkte zum Bestand der Schulbücherei
und seine Faszination für die Studienrätin.
Und
der mächtige Einfluss, den die Moon-Schwestern auf die anderen Schülerinnen
ausübten.
Während
des Essens stellte Buffy lose Vermutungen an. »Mit etwas Glück haben wir die
ganze Sache schnell hinter uns«, erzählte sie Willow, Xander und Oz im Foyer,
während sich andere Schüler in Richtung Cafeteria an ihnen vorbeiquetschten.
»Giles scheint ziemlich auf seine Vorgesetzte abzufahren, obwohl er ihren
Anblick noch vor ein paar Tagen nicht ertragen konnte. Er wird vergesslich und,
wie ich leider auch feststellen muss, unvorsichtig. Ich glaube, Mama Moon ist
ein echt übler Giftzahn. Dazwischengehen ist unsere einzige Wahl. Wir müssen
Giles aus seiner Fantasie heraus- und in die wirkliche Welt zurückholen.«
»Na,
für diese wirkliche Welt würde ich meine Fantasien doch auch gerne hinter mir
lassen«, sagte Xander und verdrehte seine Augen.
Buffy
ließ sich nicht irritieren: »Sie behandelt einen wie ein kleines Baby, hat ’nen
echt miesen Geschmack, was Bücher anbelangt, und zwei Töchter, denen ich nicht
über den Weg traue. Wir müssen Giles aus seiner Betäubung rausholen. Wir werden
seine Hilfe benötigen.«
Willow
hob ihre Augenbrauen und feuerte die Gruppe an: »Gehen wir es an! Wie stark uns
die Stürme auch entgegenwehen, Giles wird uns nicht übersehen! Hey, das reimt
sich ja!«
Aber
die Bücherei war verschlossen. Der Schultag war gerade mal zur Hälfte vorbei,
und das höhlenartige Heiligtum jener Freaks, die noch in
Bücher
schauten, war mausedicht. Willow, Xander, Buffy und Oz versuchten sich der
Reihe nach daran, die Tür zu öffnen. Ohne Erfolg.
Oz
hämmerte gegen die Tür und schüttelte dann seinen Kopf. »Niemand zu Hause.«
»Die
Bücherei ist mittags nie abgeschlossen«, widersprach Willow. »Vielleicht hat
Giles sich krankschreiben lassen?«
»
Oder er geht uns aus dem Weg«, stellte Buffy eine andere Alternative vor.
»Das
sieht ihm aber gar nicht ähnlich«, meinte Willow.
Buffy
schaute nach links und rechts in den Gang und trat dann mit einer schnellen
Bewegung ihres Beins die Tür ein, indem sie das Schloss zerbrach. Die Tür gab
den Weg in die Bücherei frei.
»Erinnere
mich daran, dass ich dich daran erinnere, beim nächsten Mal, wenn du den Impuls
verspürst, so etwas zu tun, vorher den Mund aufzumachen«, bat der erschreckte
Xander. »Meine Hand war so dicht am Türgriff!«
Die
Vier betraten die Bücherei.
»Giles?«,
rief Willow. »Hallo?«
Ein
Blick verriet Buffy, was Sache war. Die Bücherregale im Obergeschoss waren
weniger vollgestellt als sonst. Obwohl die anderen Schüler es nicht mitbekommen
hätten, stach es der Jägerin förmlich ins Auge. Giles hatte wieder eine
Anwandlung gehabt. Und den großen Hausputz gemacht.
»Um
Gottes Willen, was ist hier los?« Hinter ihnen erklang die Stimme einer Frau.
Buffy blickte über ihre Schulter auf Mo Moon, die mit gerunzelter Stirn und
einem Batzen Handzettel im Türrahmen stand.
»Oh,
hi«, grüßte Buffy mit möglichst gleichgültiger Stimme. Willow, Xander und Oz
schienen ihre Zungen praktischerweise verschluckt zu haben. Nicht dass Oz
üblicherweise zu großer Gesprächigkeit neigte, aber selbst wenn, hielt er in
dieser Situation lieber den Mund.
»Die
Tür zur Bücherei war verschlossen«, erklärte Ms. Moon misstrauisch. Die kühle
Ruhe in ihrer Stimme gab Buffy das Gefühl, dass Sandpapier über ihre Haut
streichen würde. Sie
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