140 - Zombies auf der Reeperbahn
offiziell im Dienst war. Und sie
wollten zweitens außerdem demonstrieren, daß sie gewissermaßen
>Hausrechte< hier hatten.
Hank und sein Begleiter waren aufeinander
eingespielt. Sie griffen zur gleichen Zeit an.
Larry Brent reagierte blitzschnell,
schneller, als die beiden Schläger erwartet hatten.
X-RAY-3 spreizte die Arme, packte die beiden
Angreifer an den speckigen Kragen ihrer Jacken und schloß dann ruckartig seine
Arme.
Es war kein Zufall, daß die Köpfe der beiden
sich auf gleicher Höhe befanden.
Es krachte dumpf. Damit war die
Auseinandersetzung beendet, ehe sie recht begonnen hatte.
»K.O. in der ersten Runde«, murmelte Larry,
während er die Streitsüchtigen links und rechts neben die Treppe des schiefen
Hauseingangs setzte, über dem die rote Laterne brannte und in dem May
verschwunden war.
Einige Mädchen aus den Nachbarhäusern
zischten wüste Beschimpfungen, und er fing an, sich unwohl in seiner Haut zu
fühlen. So hatte er sich den Ausgang des nächtlichen Spaziergangs nicht
gedacht.
Hoffentlich machte May, noch unter Schock
stehend, ihre Sache gut und gab die Nachricht an die richtige Stelle weiter. Er
hatte ausdrücklich darauf hingewiesen, daß sie seinen Namen nennen sollte. Der
Name >Brent< war im Yard wie ein Sesam-öffne-dich.
Larrys konsequente Haltung den beiden
Schlägern gegenüber, die nun recht friedlich an der Hauswand lehnten, hatte ihm
bei den anderen Bewohnern der Straße Respekt verschafft.
May kam aus dem Haus. Sie trug jetzt nicht
mehr den zerfetzten Leopardenmantel, sondern steckte in hauteng anliegenden
Jeans und einer knallroten, durchsichtigen Bluse. Sie hatte auch ihre Haare
geordnet und die blutigen Kratzer im Gesicht abgewaschen. Die Spuren der
scharfen Pranken hatte sie allerdings nicht beseitigen können, obwohl sie sie
mit Puder und Make-up zu übertünchen versucht hatte.
Blut sickerte wieder nach, und die Neugierigen,
die noch immer auf der Straße standen, stießen Drohungen gegen Larry aus,
wagten aber nicht, näherzukommen.
May hatte sich von dem Schreck wieder erholt
und nahm ihren Retter in Schutz. Das ließ die Vorwürfe endgültig verstummen.
In der ganzen Zeit hatte Larry seinen Platz
vor dem Torbogen und damit aus der Nähe des Lycanthropen nicht verlassen.
Der Leopardenmensch lag noch immer reglos am
Boden. Die Schläge auf den Hinterkopf hatten ihre Wirkung nicht verfehlt.
»Ich hab mich erst etwas zurechtmachen
müssen«, ließ May sich vernehmen. »So, wie ich aussah, konnte ich mich nicht
mehr unter Menschen trauen. Ich sehe jetzt noch schlimm genug aus. Dieses
Schwein hat mir das ganze Gesicht zerkratzt. Da werden Narben Zurückbleiben.
Ich werde ihn dafür zur Verantwortung ziehen .«
»Das können Sie«, pflichtete Larry Brent ihr
bei. »Haben Sie alles erledigt ?« fragte er dann.
»Ja, natürlich. Der Wagen ist schon
unterwegs. Er muß gleich eintreffen .«
Sie behielt recht. Um die Ecke vorn bog ein
dunkles Polizeifahrzeug.
May drängte sich an Larrys Seite und tastete
nach seiner Hand. »Vielen Dank«, sagte sie mit ihrer rauchigen Stimme. »Sie
haben mir das Leben gerettet. Es gibt Kerle, denen genügt ein Mädchen allein
nicht. Die wollen mehr. Sie schütten ihnen Säure ins Gesicht oder stechen
plötzlich auf sie ein oder - wie im Fall dieses Halunken - sie schlüpfen in ein
Leopardenkostüm und hacken mit messerscharfen Pranken drauflos. Diesmal war
offenbar ich an der Reihe ...«
Sie hatte die wirklichen Hintergründe noch
immer nicht begriffen. Und das war eigentlich ganz gut so.
»Wenn Sie mal wieder in der Straße sind,
Sergeant«, fuhr sie einfach fort, »merken Sie sich gut diese Hausnummer. Ich
bin immer für Sie da, wenn Sie mal Langeweile haben sollten .«
»Ich werd’s mir
merken«, antwortete X-RAY-3.
Dann war das Polizeifahrzeug heran.
Drei Uniformierte saßen hinten. In der
Fahrzeugkabine befanden sich ein weiterer Polizist und Chief-Inspektor Higgins.
Er und Larry reichten sich die Hand und
wechselten einen Blick. »Ich erkläre Ihnen alles später ,
Edward. Bringen wir den Unruhestifter erst mal in Sicherheit ...«
Larry wandte sich der zusammengekauert am
Boden liegenden Gestalt zu.
Da registrierte er in der dunklen Einfahrt,
direkt hinter dem Leopardenmenschen, eine Bewegung.
Blitzschnell richtete sich eine Gestalt auf.
Der Eindruck währte nur drei, vier Sekunden.
Es war ein Schwarzer mit ebenholz-farbener
Haut, einem um die Schultern geschwungenem Prachtgewand, ausladendem
Federschmuck auf
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