1401 - Das Blutversprechen
sagte nichts. Sie ließ den Templer nachdenken, der einige Male über seine linke Wange strich und diese Bewegung auch bis zur Stirn hin verlängerte.
»Du bist noch immer geschockt, nicht wahr?«
Godwin nickte. »Ja, ich kann es nicht fassen.«
»Du musst mir glauben. Ich bin gekommen, weil ich hier meine Bestimmung gefunden habe. Dabei mussten dreißig Jahre vergehen.«
»Und du hast dir vorgenommen, hier in unserem Kloster zu bleiben?«
»Ja, denn ich gehöre hierher.«
»Wie kommst du darauf?«
»Es liegt auf der Hand. Hier befinden sich die Gebeine der Heiligen. Ihr habt sie aufgehoben und…«
»Woher weißt du das?«
Sophia legte den Kopf leicht schief. »Bin ich nun die Wiedergeburt oder bin ich es nicht?«
»Pardon, aber ich habe noch immer meine Probleme damit. Es ist alles zu überraschend gekommen für mich. Ich muss mich erst daran gewöhnen.«
»Das ist verständlich. Mir würde es an deiner Stelle auch nicht anders ergehen. Aber ich muss dich noch auf etwas hinweisen. Wir haben ja schon kurz darüber gesprochen. Auf meinem Weg hierher wäre ich fast umgebracht worden. Wir müssen also davon ausgehen, dass es Menschen gibt, die uns nicht eben wohlgesonnen sind.«
Sie schaute auf ihre Tasse. »Ich gehe davon aus, dass ein Komplott geplant ist.«
Godwin konnte kaum mehr etwas überraschen. Er zuckte auch nicht zusammen und fragte nur: »Du gehst sicherlich allgemein davon aus, nicht wahr? Ein Komplott gegen uns Templer?«
»So sehe ich es.«
»Ja, wir haben leider Feinde, auch wenn der Baphomet-Kult zerschlagen wurde. Es wird immer Reste geben, die sich neu formieren und es versuchen.«
Godwin nickte langsam. Er ließ sich noch mal alles durch den Kopf gehen. Er dachte daran, dass ihm der Würfel die geheimnisvolle Frau angekündigt hatte. Sie war weder als positiv noch negativ erschienen, aber sie hatte ihm nach ihrem Erscheinen recht viel erklärt. Und sie hatte auch von der Verbindung zur Weißen Macht gesprochen und diese nicht als eine feindliche Gemeinschaft hingestellt. All das waren Punkte auf der Plusseite.
Doch die Zweifel gab es noch immer. Stimmte es, dass sie verfolgt worden war? Und wer war ihr auf den Fersen? Darüber konnte sich Godwin kein rechtes Bild machen, und so entschloss er sich, einen anderen Schritt zu gehen.
Der Name John Sinclair, der ihm in den Sinn gekommen war, blieb erst mal außen vor, denn er dachte an einen anderen Menschen, der ihn näher an die Wahrheit bringen konnte.
»Hast du etwas dagegen, wenn ich in Rom anrufe?«
»Ignatius?«
»Ja.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ganz und gar nicht. Es würde mich sogar glücklich machen. Ich weiß nicht, wie weit er dir helfen kann, aber ich denke, dass du mich nach diesem Anruf schon in einem anderen Licht sehen wirst.«
»Gut, das freut mich, dass du so denkst.« Godwin konnte schon wieder lächeln, aber er zögerte sein Vorhaben noch hinaus, weil er etwas auf dem Herzen hatte.
»Über etwas bin ich noch nicht hinweg«, erklärte er. »Du hast von den Verfolgern gesprochen. Von zwei Männern. Wie hast du es geschafft, ihnen zu entkommen?«
Sophia schaute ihn offen an. »Das will ich dir sagen. Ich hatte in der Stresslage, in der ich nicht mehr wusste, was ich tun sollte, das starke Gefühl, Hilfe bekommenzuhaben. Ja, da war etwas, das mich unterstützte.«
»Und was?«
Sie hob die Schultern. »Ich kann es dir nicht erklären. Irgendein Geist, der im Hintergrund lauerte. Ein Freund, ein Helfer, und ich dachte später wirklich an einen Schutzengel.«
»Bleibst du auch jetzt dabei?«
Sophia hob die Schultern. Ein etwas verloren wirkendes Lächeln glitt über ihre Lippen. »Ich weiß es nicht genau, Godwin. Ich könnte mir auch vorstellen, dass ich die Hilfe einer bestimmten Person bekommen habe, die so etwas Ähnliches wie ein Engel ist.«
»Vielleicht eine Heilige?«
»Ja, auch das.«
»Maria Magdalena? Ihr Schutz…?«
Sophia lächelte fein. »Ja, das ist durchaus möglich. Ich schließe in meinem Leben nichts aus.«
»Ich auch nicht«, erklärte Godwin. »Dafür habe ich einfach zu viel erlebt. Aber jetzt muss ich anrufen.«
Er wollte die Nummer heraussuchen, da kam ihm Sophia zuvor.
»Ich kann sie dir sagen. Ich habe ein gutes Gefühl für Zahlen.«
»Danke.«
Wenig später war alles erledigt. Er hörte das Freizeichen in der Leitung und freute sich, dass abgehoben wurde. Es war nicht die Nummer, über die er Father Ignatius direkt erreichen konnte. Ein Mann erkundigte sich
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