1401 - Das Blutversprechen
Sophia.«
Für eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen. Schließlich sprach Sophia das Thema wieder an, weshalb sie überhaupt im Kloster erschienen war.
»Das Schicksal hat uns zusammengeführt, und ich denke, dass wir uns ihm fügen sollten. Mich zieht nichts mehr in mein altes Leben zurück. Ich habe hier in der Nähe der Heiligen eine neue Heimat gefunden, und ich denke, dass du es akzeptieren kannst.« Sie lächelte.
»Auch wenn ich eine Frau bin, aber ich fühle mich in deiner Nähe wohl.«
»Und ich mich in deiner«, gab Godwin zu.
Sie strahlte ihn an. »Das ist wunderbar. Es gibt doch noch Positives auf der Welt zwischen zwei fremden Menschen, die sich plötzlich durch einen Wink des Schicksals begegnen.«
»Ich weiß nur nicht, wie ich es meinen Mitstreitern beibringen soll.«
»Sag ihnen die Wahrheit. Es bringt doch nichts, wenn du schweigst und Gerüchte aufkommen lässt.«
»Eine Frau passt nicht in unsere Gemeinschaft.«
»Keine Sorge, ich bringe sie schon nicht durcheinander. Außerdem sehe ich mich nicht als eine normale Frau an. Ich habe eine Vergangenheit, und man kann sagen, dass sie bereits zweitausend Jahre zurückliegt. Oder zweifelst du daran?«
»Im Moment nicht, denn der Mann, den du vor dir siehst, der ist ebenfalls einige hundert Jahre alt.«
Godwin hätte nicht gedacht, sein Gegenüber derart überraschen zu können. Aber das genau war passiert, denn Sophia zuckte zusammen und ihre Augen weiteten sich.
»Es stimmt.«
»Ja – aber du bist nicht – ähm – wiedergeboren, so wie es bei mir der Fall ist.«
»Nein, das bin ich nicht. Man hat mich aus der Vergangenheit gerettet und mich hierher mit in das Kloster genommen, dessen Leitung ich nach dem Tod des Abbé Bloch übernommen habe.«
»Und was bist du damals gewesen?«, flüsterte sie.
»Ein Ritter. Ein Kreuzritter, um genau zu sein.«
»Aha.« Sie nickte. »Dann ist der Zeitenwandel ja gar nicht so schlimm gewesen.«
»Eben.«
Sie lehnte sich nach hinten. »Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir beide uns gesucht und gefunden haben. Wir gehören zusammen, Godwin, darüber solltest du nachdenken.«
»Langsam merke ich das auch.« Er streckte die Beine aus. »Ich denke, dass jetzt ein Umdenken erforderlich sein wird. Du brauchst Schutz, und den kannst du nur hier bekommen, das heißt also, dass ich dir ein Zimmer geben werde, was nach dem Umbau des Hauses kein Problem ist. Du bekommst den Raum hier im Kloster, und damit ist eigentlich alles gesagt. Wie es dann weitergeht, werden wir noch beschließen, aber ich gehe zunächst davon aus, dass die andere Seite dich fangen will, weil sie in Erfahrung gebracht hat, wer du wirklich bist. Kannst du mir bis hierher zustimmen?«
»Ja, das kann ich.«
»Okay, dann werden wir das Zimmer jetzt verlassen. Ich hole meine Freunde zusammen, um ihnen die neue Lage zu erklären. Ich muss ihre Zustimmung einholen.«
»Nein, nicht sofort, bitte.«
»Sondern?«
Sophia schaute den Templer starr an. »Ich würde sie gern sehen«, bat sie flüsternd.
»Was bitte?«
»Die Gebeine meiner Ahnin…«
***
TOPAR!
Dieses eine Wort hatte ausgereicht, die Lage völlig auf den Kopf zu stellen, obwohl das Bild gleich geblieben war.
Ein gefesselter John Sinclair. Zwei Männer, wobei einer den am Boden liegenden Suko mit einer Pistole bedrohte, aber nicht schoss, denn das konnte er nicht.
Niemand bewegte sich – bis auf eine Ausnahme, und das war Suko. Er hatte genau fünf Sekunden Zeit, um zu reagieren und die Lage auf den Kopf zu stellen. In dieser Zeitspanne waren alle, die das Wort Topar verstanden hatten, außer Gefecht gesetzt und in eine Starre gefallen.
Suko war tatsächlich ein Mensch, der viel einstecken konnte. Auf der Treppe hatte man ihn erwischt, und er war auch für kurze Zeit weggetreten gewesen, doch er war schnell wieder zu sich gekommen und hatte einen Plan entwickelt.
Zunächst einmal hatte er gewollt, dass die andere Seite nichts bemerkte. Das war ihm auch gelungen, und dann hatte er sich wegschleifen lassen. Sein Bezwinger hatte nicht gemerkt, dass er wieder bei Bewusstsein war. Danach war es genauso gekommen, wie er es sich vorgestellt hatte. Man hielt ihn nach wie vor für bewusstlos, und der Mann, der John Sinclair überwältigt hatte, war dabei, die große Schau abzuziehen. Er wollte eine Hinrichtung inszenieren, aber mit dem Eingreifen des Inspektors hatte er nicht rechnen können.
Fünf Sekunden!
Suko wusste, dass in dieser Zeit von ihm alles abverlangt
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