1401 - Das Blutversprechen
Einzelheiten zu erklären, dafür ist später noch Zeit.«
Die Templer nahmen es hin. Sie kannten mich gut genug und wussten, dass ich keine Sprüche machte.
Auch Suko schaute mich fragend an, aber bei ihm machte ich auch keine Ausnahme.
»Komm, wir gehen zur Kapelle.«
»Und dann?«
»Wirst du wahrscheinlich erleben, dass für Godwin und auch für Sophia ein neues Kapitel ihres Lebens aufgeschlagen wurde. Damit wird sich auch hier im Kloster einiges ändern. Es ist nicht nur von außen neu, auch im Innern wird es einen Wandel geben.«
»Da bin ich mal gespannt.«
»Das kannst du auch sein…«
***
Wir waren beide schon oft genug im Kloster gewesen, um behaupten zu können, dass wir uns auskannten. Deshalb brauchte uns auch niemand in den Garten zu begleiten, der zudem bei dem brutalen Angriff nicht gelitten hatte.
Der Garten war menschenleer. Aber die Natur wartete darauf, erwachen zu können, denn an den Bäumen entdeckten wir bereits die ersten Knospen, und aus dem Boden schauten vorwitzig Krokusse hervor, als wollten sie die Sonne locken.
Suko und ich schlugen den direkten Weg zur Kapelle ein. Wir gingen nicht besonders schnell, und Suko wusste, dass es falsch war, wenn er mich jetzt ansprach.
Ich öffnete die Tür sehr sacht. Die kleine Kirche war überschaubar, und eigentlich hatte ich damit gerechnet, die beiden vor dem Altar zu sehen. Doch da entdeckte ich sie nicht.
Suko meinte: »Da scheint sich der Zeuge getäuscht zu haben.«
»Abwarten.«
So leise wie möglich bewegten wir uns vor. Mir war eine bestimmte Idee gekommen. Ich wusste, dass in dieser Kirche die Gebeine der Maria Magdalena ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten. Die Reste lagen in der alten Truhe, und diese stand in einer kleinen Krypta, deren Zugang sich hinter dem Altar befand.
Niemand störte uns, als wir diesen Weg einschlugen. Den Schauer auf meiner Haut konnte ich nicht vermeiden. Ich ahnte, was uns möglicherweise erwartete.
Suko schien sich nicht besonders wohl in seiner Haut zu fühlen. Er fragte, ob er zurückbleiben sollte.
»Auf keinen Fall. Du musst es sehen. Wenn das zutrifft, was ich mir vorstelle, wird es auch für uns wichtig sein.«
»Okay.«
Wir waren noch dabei, die schlichte Altarplatte mit dem Templerkreuz zu umrunden, als wir bereits das Licht sahen, das aus der Tiefe nach oben drang.
Ja, sie hatte sich so verhalten, wie ich es angenommen hatte. Sie waren zu den Gebeinen gegangen, und genau das wollten wir uns anschauen und sie auf keinen Fall stören.
Der Zugang zur Krypta stand so weit offen, dass wir alles sehen konnten.
Die Truhe war da. Sie bildete den Mittelpunkt, denn sie wurde von zwei Seiten eingerahmt. Zum einen stand dort Sophia Bianca und zum anderen Godwin de Salier.
Sie hatten die Truhe geöffnet und schauten von zwei Seiten her auf den Inhalt. Und es gab auch Licht, denn Sophia hielt mein Kreuz fest, das noch immer seine Energie abstrahlte.
Auch wir konnten einen Blick auf die alten Gebeine werfen, die mir heller vorkamen. Ich glaubte nicht, dass sie sich verändert hatten. Es lag sicherlich am Licht, das sich auch in der Truhe verteilte und über die Gebeine hinwegglitt.
Beide sprachen leise, und beide sahen uns nicht, sodass wir zuhören konnten.
»Ich habe meine Heimat endgültig gefunden, Godwin. Hier werde ich bleiben, hier muss ich bleiben. Diese Gebeine sind die, die ich einmal gewesen bin. Das merke ich überdeutlich. Ich spüre die Verbindung zwischen uns.«
»Was?«, zischelte Suko. »Sie war mal…«
»Genau«, erwiderte ich ebenso leise und legte dann einen Finger auf die Lippen.
Wir schauten zu, wie sich Sophia bückte und mit ihrer freien Hand über einige Gebeine streichelte, als wollte sie eine Haut berühren.
Das Kreuz leuchtete weiter und gab die nötige Beleuchtung.
»Wie stark spürst du sie?«, fragte Godwin.
»Es ist, als wäre etwas in mir, das mich lenkt. Das mir auch helfen wird. Und jetzt, wo ich vor ihren Gebeinen stehe, da merke ich, dass ich mein Ziel erreicht habe. Ich werde mich auch in der Zukunft von ihr lenken lassen.«
»Ja, das musst du wohl.«
»Und ich werde hier bleiben. Dieses Kloster habe ich bereits jetzt als Heimat auserkoren. Ich habe einen Grund, und den wird man akzeptieren müssen.«
Godwin sagte nichts.
Suko hatte zwar nicht seine Beherrschung verloren, aber er schüttelte den Kopf und stieß mich an.
Ich winkte ab. Ich wollte auch nicht mehr länger hier in der Kapelle bleiben. Was hier passierte, ging wirklich nur die
Weitere Kostenlose Bücher