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1401 - Herr der Trümmer

Titel: 1401 - Herr der Trümmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dich sagen etwas anderes." Noch immer rührte sich der Roboter nicht vom Fleck. Nur sein Kopf drehte sich, die Linsen sahen dem Terraner nach. „Was weißt du eigentlich über mich?"
    Norman blieb stehen und musterte die menschenähnliche Konstruktion aus dem fünften Jahrhundert NGZ. „Du bist Norman Speck, Linguist und Hobby-Archäologe. Du bist 38 Jahre alt und 1,80 groß. Du hast den Flug mit der Galaktischen Flotte nur mitgemacht, weil du in Tarkan die Vergangenheit und die Sprachen erforschen wolltest. Du tatest das auch, aber danach wurdest du in die Zukunft geschleudert."
    „Na und?" Speck schrie die Maschine an. „Was hat das mit mir zu tun?"
    „Du machst dir Vorwürfe? Du hast in der Vergangenheit deine Frau und die beiden Söhne zurückgelassen! Das wirfst du dir vor!"
    Der Terraner wurde blaß. Er schwankte und suchte nach einem Halt. Der Roboter neigte sich nach vorn, sein Schwerkraftausgleicher begann hörbar zu summen. Die Maschine stützte Speck. „Du leidest unter einem Temporalen Schleudertrauma", erklärte er. „Deshalb wurde ich dir zugeteilt. Ich werde dich eine Weile beobachten und dir Ratschläge geben, wie du dich verhalten sollst. Du hast doch nichts dagegen?"
    „Ich werde es mir überlegen, TX-1-Protzen. Du kannst mich loslassen. Ich bin wieder in Ordnung."
    Der Roboter fuhr die Arme zurück und richtete sich auf. Er wartete, bis der Terraner in der Hygieneeinheit verschwunden war, dann wandte er sich um und stapfte hinaus in das Wohnzimmer, wo er in der einzigen freien Ecke Aufstellung nahm.
    Norman Speck duschte ausgiebig. Die Worte der Maschine hatten ihm gnadenlos vor Augen geführt, was mit ihm los war.
    Er hatte widersprochen und gleichzeitig gewußt, daß die Diagnose stimmte. Er litt unter einem Trauma, das durch die bittere Erkenntnis ausgelöst worden war, daß er sich auf einmal 695 Jahre in der Zukunft befand, in einer Zukunft, in der seine Frau und seine Söhne nicht mehr lebten und sich mögliche Nachkommen nicht mehr an ihn erinnern würden. Es machte ihm zu schaffen, und er gestand sich ein, daß es wichtig war, daß ihm ein Medorobot zur persönlichen Betreuung zugeteilt worden war.
    Er stellte das Wasser ab und den Warmlufttrockner an. Fünf Minuten später verließ er die Hygieneeinheit und suchte sich frische Unterwäsche. Anschließend schlüpfte er in die lindgrüne Bordkombination, die zur Standardausrüstung der Galaktischen Flotte unter Atlans Kommando gehört hatte. Im Wohnzimmer warf er einen letzten Blick auf die Maschine, die reglos in der Ecke stand. „Ich nehme an, du wirst ständig über meinen Aufenthaltsort auf dem laufenden gehalten", sagte er zu ihr. „Ich werde nach dem Dienst wieder hierher zurückkehren!"
    Der Roboter gab eine Antwort, aber da war Norman Speck bereits draußen auf dem Korridor und eilte dem nächsten Antigrav entgegen. Er wollte auf dem schnellsten Weg in die Zentrale der CASSIOPEIA.
    Es gab Unterschiede zu der Zeit davor.
    Die Angehörigen der einzelnen Schiffsbesatzungen redeten anders. Sie suchten Zuflucht in Redewendungen oder Umschreibungen. Manche flüchteten sich in eine nervende Art von Sarkasmus, und andere sagten überhaupt nichts oder nur wenig. Es gab kaum einen, dem der Schock nichts ausmachte. Jeder litt auf seine persönliche Art darunter, und kaum einer hatte nicht mindestens einen Angehörigen, Verwandten oder Freund in der Vergangenheit zurückgelassen. Sie alle mußten seit Jahrhunderten tot sein.
    Es herrschte eine Atmosphäre gespannter Lähmung vor, und die Bordpsychologen sagten, daß dieser Zustand erst dann teilweise weichen würde, wenn es gelang, Kontakt zu Menschen oder Einrichtungen aus jener Zeit zu finden, aus der sie gekommen waren.
    Es gab die Zellaktivatorträger, die in der Lokalen Gruppe zurückgeblieben waren.
    Ihre Namen waren selten, so oft erwähnt worden wie gerade in den letzten Stunden.
    Sie gehörten beinahe zu jedem Gespräch, das zwischen Angehörigen der einzelnen Schiffe geführt wurde,. Von Waringer war die Rede, von Roi Danton und Tekener und all den anderen. Und natürlich sprach jeder von seiner Heimat oder von NATHAN auf dem Erdmond, der der zuverlässigste Partner der Menschheit war.
    Nur von dem, was unmittelbar hinter ihnen lag, davon sprach niemand mehr. Es war, als hätte der DORIFER-Schock ein Tuch des Schweigens über Tarkan und alles gelegt, was mit dem Sterbenden Universum zusammenhing.
    Kein Schiffsbereich blieb von dieser Atmosphäre der Spannung und des

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