1403 - Die fliegenden Menschen
dich vernünftig.
Dann kannst du ein ganz bequemes Leben führen."
Gegen ein bequemes Leben hätte Covar Inguard nichts einzuwenden gehabt, aber er machte sich seine eigenen Vorstellungen davon. Auf jeden Fall war er nicht darauf erpicht, für einen dieser pelzigen Fremden zu arbeiten. Vor allen Dingen aber wollte er Artima befreien.
Er erreichte die Ecke, in der seine Freunde auf ihn warteten, genau in jenem Augenblick, in dem ein paar Fremde das Tor aufrissen und sich daran machten, die Gefangenen auf eines der brummenden Fahrzeuge zu treiben. Covar blieb in der Ecke, so lange es ging. Er hoffte, daß ihm noch Zeit bleiben würde, wenigstens einen Teil des schnellgefaßten Planes durchzuführen.
Aber das brummende Fahrzeug verschluckte einen Gefangenen nach dem anderen, und der Raum unter dem Zeltdach leerte sich schnell. Am Ende war auch Covar an der Reihe. Er kassierte ein paar Schläge, weil er sich nicht gebührend beeilte, und sein Haß wuchs.
Bedauernd sah er sich ein letztes Mal um.
Gerade fuhr wieder ein Windstoß unter das Zeltdach, und es blähte sich auf, als wolle es Covar Inguard verhöhnen.
Es wäre ein toller Streich gewesen, mit diesem Ding davonzufliegen, dachte Covar. Aber da er es gewöhnt war, sich an Tatsachen zu halten und sich möglichst nicht mit unerfüllbaren Träumen abzugeben, sagte er sich, daß er wohl sowieso nicht weit gekommen wäre.
Außerdem trug er das Zeichen.
Am Tag nach seiner Ankunft in der Stadt sah er Artima wieder. Sie ging in einer Gruppe von anderen jungen Mädchen an ihm vorbei, als man ihn zur Verkaufshalle brachte. Als sie ihn sah, versuchte sie, zu ihm zu gelangen, aber die Wachen trieben sie schnell zurück. Covar schlug ein halbes Dutzend Wächter nieder, und einige der Gefangenen in seiner Nähe ließen sich von seiner Wut anstecken. Es gab ein gehöriges Durcheinander.
Als alles vorbei war, mußte man einen der Wächter mit einem großen Loch im Schädel abtransportieren, ein anderer humpelte, und ein dritter war mausetot.
Covar Inguard war - von dieser Warte aus gesehen - einigermaßen zufrieden mit sich.
Aber von Artima war weit und breit nichts mehr zu sehen, und er selbst verbrachte etliche nicht sehr angenehme Stunden in einer winzigen Zelle, in der es weder Wasser noch Nahrung gab.
Als er schon dachte, daß man ihn vergessen hätte, erschien einer der pelzigen Fremden und hielt ihm einen langen Vortrag über Sinn und Unsinn von widersetzlichem Verhalten. Der Fremde war nicht dumm - er sprach sogar Covars Sprache, wenn auch mit einem seltsamen, weichen Akzent. Er redete von unverständlichen Dingen und von Tätigkeiten, von denen Covar keine Ahnung hatte. Dann gab er dem Mann vom Stamm der Erdenkinder ein Stück gebratenes Fleisch und einen großen Becher mit einem sprudelnden Zeug, das offenbar ein Getränk sein sollte. Covar besah und beroch sich dieses Getränk gründlich und kam zu dem Schluß, daß er noch nicht durstig genug sei. Wenn Nathan ihm befohlen hätte, darin zu baden, so hätte er vielleicht gehorcht. Aber trinken mochte er das dunkelbraune Gesöff denn doch nicht.
Nach ein paar Stunden kam der Fremde wieder und sprach abermals lange Zeit mit seinem seidenweichen Akzent auf Covar ein, der aber vor lauter Durst kaum noch imstande war, ihm zuzuhören. Covar begriff allmählich, warum der Tronahae ihm geraten hatte, sich so zu benehmen, wie die Fremden es wünschten, und es gab in ihm nur ein Gefühl, das noch stärker als der Durst war - das war der Haß.
Als der Fremde ihm abermals ein Stück Fleisch und einen Becher mit der sprudelnden braunen Brühe anbot, gab es in Covar Inguards Gehirn so etwas wie ein schnelles, scharfes Klicken. Er griff durch das Gitter, packte den Fremden am Hals, zog ihn zu sich heran und stopfte ihm das Fleisch in einem Stück in den Schlund, so tief er konnte. Der Fremde gurgelte seltsam und trocken, und Covar goß die Brühe hinter dem Stück Fleisch her. Das brachte den Fremden erfolgreich zum Schweigen.
Ein paar andere von diesen pelzigen Wesen kamen Stunden später und holten ihren Freund ab. Covar würdigte sie keines Blickes. Als sie gingen, legte er sich nieder, um zu sterben.
In diesen langen, dunklen Stunden dachte Covar Inguard an seine Heimat, und in seinen fiebrigen Träumen flog er mit den Drachen von Bugaklis um die Wette.
Er spielte mit ihnen in den kalten, feuchten Wolken Verstekken und hatte zum erstenmal das Gefühl, daß er imstande sei, diese Geschöpfe zu verstehen. Er wußte
Weitere Kostenlose Bücher