1403 - Die fliegenden Menschen
jetzt aus eigener Erfahrung, wie es war, in einen engen Käfig gesperrt zu werden und der Willkür von Fremden ausgeliefert zu sein. Er fühlte plötzlich eine große Zuneigung zu den Mördermajestäten, die als freie Geschöpfe leben wollten, und er konnte sie bestens verstehen.
Aber als er so schwach war, daß er sich nicht mehr wehren konnte, zog ihn einer der Fremden aus der engen Zelle heraus und warf ihn auf einen Karren. Covar Inguard konnte nichts dagegen tun. Man fuhr ihn in einen hellen Raum, in dem alles weiß war - als hätte ein Schneesturm darin gewütet. In diesem Raum saß einer der Pelzigen, in ein schneeweißes Gewand gehüllt, und starrte den Mann vom Stamm der Erdenkinder an. Das dauerte eine ganze Weile. Covar verlor ein paarmal das Bewußtsein, und hinterher war er sich nicht sicher, ob er den weißen Raum tatsächlich gesehen oder nur geträumt hatte.
Das nächste Erwachen war angenehm: Er lag auf einem weichen Lager, und Artima kniete neben ihm und flößte ihm kaltes, klares Wasser ein.
Er trank. Dann schlief er, und als er aufwachte, trank er wieder. Er war rundherum zufrieden und glücklich, und er erholte sich schnell. Artima erzählte ihm mit leiser, sanfter Stimme alle möglichen angenehmen Dinge über die pelzigen Fremden und das Leben, das man bei ihnen führen konnte, und er schalt sich einen Narren, weil er sich alles ganz unnötig schwergemacht hatte.
Als er wiederhergestellt war, erwachten seine Gefühle für Artima zu voller Stärke, und er griff nach ihr, um sie an sich zu ziehen. Aber das schien Artima nicht zu gefallen, denn sie versetzte ihm eine schallende Ohrfeige. Erschrocken und verwirrt starrte er sie an, und je länger er hinsah, desto fremder schien sie ihm auszusehen. Langsam wich etwas von ihm, das wie ein Nebel auf seinen Augen gelegen hatte.
Es war gar nicht Artima. Es war ein anderes Menschenmädchen, das Artima nur ein wenig ähnlich sah. Der Betrug, den man an ihm verübt hatte, machte ihn so wütend, daß er imstande gewesen wäre, dieses Mädchen zu schlagen, vielleicht sogar umzubringen, aber da sah er hinter einem Fenster zwei pelzige Gesichter. Das eine war durch zwei Narben entstellt und zeigte einen sehr zufriedenen Ausdruck.
Das andere blickte unter einem schneeweißen Tuch hervor.
Covar Inguard begriff nicht in allen Einzelheiten, was man mit ihm angestellt hatte, aber das, was er begriff, reichte voll und ganz.
Diese verdammten Pelzigen hatten ihn ausgetrickst, hatten ihn dazu gebracht, Dinge zu sehen, die gar nicht da waren. Er haßte sie dafür.
Aber andererseits war er gesund, und sein Lebenswille war wieder geweckt. Der Gedanke an die enge Zelle und die furchtbaren Stunden, die er dort verbracht hatte, schreckten ihn. Er verspürte nicht die geringste Lust, das alles noch einmal durchzumachen.
Außerdem - so sagte er sich - hatte man ihn nur deshalb betrügen können, weil man wußte, wie sehr er sich nach Artima sehnte. Mußte das nicht bedeuten, daß er durchaus noch hoffen durfte, das Mädchen wiederzufinden?
Drei Tage später wurde er verkauft.
Sein erster Besitzer war Inhaber einer Kneipe, in der es an den meisten Abenden sehr turbulent zuging. Die Aufgabe, die Covar Inguard in dieser Kneipe zu erfüllen hatte, war denkbar einfach: Er hatte die häufigen Streitigkeiten unter den Gästen im Sinn seines Besitzers zu schlichten.
Natürlich war dies keiner jener Posten, in denen sich ein IQ besonders hervortun konnte, aber Covar Inguard war für einen sehr geringen Preis an den Kneipenwirt verschachert worden. Einen aufsässigen Burschen wie ihn konnte man nur unter gewissen Schwierigkeiten an einen Kunden bringen. Dem Kneipenwirt war der rauflustige Barbar gerade recht.
Covar Inguard stellte fest, daß seine Stellung auch ihre Vorteile hatte. Erstens gehörten dem Wirt noch andere IQS, darunter einige Menschenmädchen, und zweitens handelte sein Besitzer tagsüber mit verschiedenen Waren, von denen die meisten ziemlich anrüchig waren. Es kamen oft IQS fremder Herren in die Kneipe, um die bei diesem Handel üblichen Formalitäten abzuwickeln. Auf diese Weise hatte Covar Gelegenheit, mit anderen Sklaven zu sprechen und Informationen einzuholen.
Anfangs verzweifelte er fast, weil er nichts über Artima in Erfahrung bringen konnte. Dann berichtete ihm ein wildfremder Sklave, daß er Artima gesehen habe. Covar Inguard war wie elektrisiert.
Der Sklave hieß Anklos und arbeitete für einen sehr hochgestellten Sashoy. Dieser feine Herr,
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