1403 - Schrei aus dem Dunkel
Glenda Perkins nicht gesagt, und so nahm ich mir die Zeit, die Wohnung gut durchzulüften. Ich öffnete das Fenster im Wohnraum und schaute in den allmählich anbrechenden Abend hinein, der London eine Flut von Lichtern bescherte, die sich unter den dunklen Wolken ausbreiteten.
Es war kein Wintertag, über den sich die Menschen freuten. Dafür war der Wind zu kalt. Zudem war die Luft mit einer tiefen Feuchtigkeit gesättigt, aber es war um zwei bis drei Grad zu warm, sodass es kaum schneien würde.
Ich versuchte, den Schrei möglichst zu vergessen, was verdammt schwer war. Es gab nicht die Entspannung, auf die ich mich gefreut hatte. Deshalb ging ich recht unruhig in meinem Wohnzimmer hin und her. Öfter als gewöhnlich schaute ich auf die Uhr, was auch auf ein Zeichen von Nervosität hinwies.
Ich wollte nicht daran denken, aber irgendetwas lag in der Luft oder war im Werden.
Als die Klingel anschlug, war ich froh. Das Alleinsein war vorbei, meine Gedanken konnten sich in andere Richtungen bewegen und konzentrierten sich auf Glenda, die wenig später den Lift verließ.
Sie hielt zwei Einkaufsbeutel in den Händen. Ich nahm ihr beide ab und hörte sie stöhnen.
»Meine Güte, es war wieder voll in den Geschäften.«
»Was hast du denn gekauft?«
»Fisch.«
»Aha.«
»Ja, du bekommst Fisch. Seeteufel in der Olivenkruste. Ein tolles Gericht und auch schnell zuzubereiten. Dazu gibt es noch eine Paprikasoße, die ich bereits vorbereitet habe, und ein paar Nudeln werden uns ebenfalls schmecken.«
»Toll.«
Wir hatten meine Wohnung inzwischen betreten. Ich half Glenda aus dem Mantel und bekam große Augen. Sie hatte sich noch umgezogen, nachdem sie am Mittag aus dem Büro gegangen war. Sie trug eine hellrote Bluse mit einem recht tiefen Ausschnitt, eine Kette aus funkelnden Strasssteinen um den Hals und einen schwarzen Rock aus weichem Cordstoff.
»Toll siehst du aus. Super!«
»Hör auf.«
»Doch…«
Sie errötete leicht und sagte: »Hilf mir lieber, das alles hier in die Küche zu tragen.«
»Wird gemacht, Sir.«
»Dame, bitte, mein Herr.«
»Abgemacht.«
In der Küche stellten wir die Dinge ab, und Glenda schickte mich ins Wohnzimmer. »Du musst mich hier in Ruhe lassen, John. Ich darf nichts verkehrt machen.«
»Schade.«
»Nimm dir einen Drink, decke schon mal den Tisch, dann komme ich auch gleich. Das meiste ist schon vorbereitet, aber ich brauche trotzdem ein paar Minuten.«
»Ich habe eine Flasche Champagner besorgt.« Ich holte sie aus dem Kühlschrank.
»Lass sie noch stehen, ich sage dir dann Bescheid.«
»Natürlich.« Ich deutete eine Verbeugung an. »Stets zu Diensten, Mylady.«
Sie lachte, und ich begann tatsächlich damit, den Tisch zu decken wie ein guter Hausmann. Mochte der Seeteufel ein noch so tolles Gericht sein, er würde bei mir auf einem normalen Porzellan liegen und nicht auf einem sehr teuren. Ein Fischbesteck hatte ich auch nicht, aber Gläser gab es genug. Sogar zwei Kerzen zündete ich an, und die Dochte brannten kaum, als Glenda erschien.
»He, das sieht ja richtig gut aus.«
»Danke.«
»Jetzt habe ich Zeit. Der Fisch ist zubereitet, ich brauche ihn nur zu braten, und das wird nicht lange dauern. Die Nudeln habe ich auch aufgesetzt. Das Wasser köchelt so vor sich hin.« Sie hielt die Flasche hoch und reichte sie mir.
Ich öffnete sie. Ein wenig Champagner schäumte aus dem Flaschenhals. Schnell verteilte ich das edle Getränk in zwei bereitstehende Gläser. Nach dem Wein würde ich später greifen. Jetzt wollten wir erst einmal anstoßen, was wir auch taten.
Glenda trat dabei dicht an mich heran. In ihren Augen sah ich das besondere Funkeln, und nachdem wir das herrliche Getränk geschlürft hatten, standen wir noch immer dicht beisammen.
Sie wollte es und ich auch.
Automatisch zog ich sie zu mir heran, erlebte keinen Widerstand, und dann schmeckte ich noch den frischen Champagner auf ihren Lippen, die sich weich auf die meinen legten.
Es tat mir verdammt gut, Glenda mal wieder so zu küssen. Und auch sie genoss die Berührungen. Ich hörte ihr leises Stöhnen, löste meinen Mund von ihren Lippen und fragte: »Wann willst du den Fisch zubereiten?«
»Das spielt keine Rolle. Er kann warten.«
»Aber ich nicht.«
»Ich auch nicht…«
Und so warteten wir keine Sekunde länger. Wir gingen auch nicht ins Schlafzimmer. In meinem Wohnraum gab es genügend Gelegenheiten. Glenda zog mich aus, ich tat das Gleiche bei ihr, und dann fanden wir uns auf der Couch
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