1404 - Der Weg in die Hölle
frisch aus einer Theke pflückte, und ich entschied mich für zwei knusprige Semmeln mit Wurst und Käse. Dazu nahmen wir beide Kaffee.
Wir saßen am Fenster, aber den prächtigen Ausblick ins Tal konnten wir nicht richtig genießen, denn unsere Gedanken kreisten um Harry Stahl, der sich nicht gemeldet hatte.
»Irgendwas ist da faul, John. Harry ist bestimmt in eine Falle gelaufen.« Glenda starrte mich voller Sorge an. »Er hat sich zu verdächtig gemacht. Das ist der anderen Seite aufgefallen. So hat man ihn aus dem Verkehr gezogen.«
Ich befürchtete das auch. Jetzt wünschte ich mir, dass Glenda uns beide ans Ziel teleportierte, doch leider klappte das nicht auf Kommando.
Nach dieser Unterhaltung aßen wir unwillkürlich schneller und leerten auch die Tassen mit der braunen Brühe. Die Stimmung war getrübt, und das würde sich so schnell auch nicht ändern.
Auf dem Weg zum Golf versuchte ich erneut, Harry Stahl per Handy zu erreichen, aber wieder kam ich nicht durch.
Glenda war schon eingestiegen. Als ich mich neben sie setzte, flüsterte sie: »Ich hoffe, dass wir nicht zu spät kommen, John, und einen toten Harry Stahl vorfinden.«
***
Es war schon Mittag, und die Sonne stand relativ hoch, als wir unser Ziel erreichten. Wir kamen aus nördlicher Richtung und hatten uns vorher darüber abgesprochen, dass wir durch den Tunnel fahren würden. Jetzt, da wir die ersten Hinweisschilder auf den Tunnel sahen, wechselte ich die Spur, blieb auf der rechten und ging mit dem Tempo runter.
Glenda sprach mich an. »Du bist gespannt, nicht?«
»Ja.«
»Ich auch.«
»Nur sind die unheimlichen Vorgänge auf der anderen Seite des Tunnels passiert.«
»Trotzdem.« Glenda saß nicht mehr so entspannt, sondern ziemlich gerade und steif. Unsere Blicke waren starr auf die Öffnung gerichtet, und beide schraken wir zusammen, als uns ein LKW mit Anhänger überholte. Er kam uns vor wie ein mächtiges Ungeheuer auf der Flucht, als er in den Tunnel raste, der von zahlreichen Lampen erhellt wurde.
Er schluckte uns. Das Rauschen steigerte sich. Das Licht der Scheinwerfer glitt über den Boden, auf dem sich hin und wieder schwarze Streifen abzeichneten. Es waren Bremsspuren.
Wir warteten auf einen Kontakt. Glenda noch intensiver als ich. Sie hockte auf ihrem Sitz wie angenagelt und bewegte sich um keinen Zentimeter.
Ich bemerkte es mit einem Seitenblick. Ansonsten musste ich mich auf die Fahrerei konzentrieren.
Es passierte nichts!
Wir ließen den Tunnel rasch hinter uns. An der nächsten Abfahrt mussten wir die Autobahn verlassen. Zuvor sprach ich Glenda an, was sie gefühlt hatte.
Sie öffnete die Augen. »Nichts habe ich gespürt. Es ist wie abgeschnitten.«
»Das dachte ich mir.«
»Und was ist mit dem Kreuz? Hast du da etwas bemerkt?«
»Nein, das habe ich nicht.«
»Kann ich mir denken.«
»Wieso?«
»Dann hättest du was gesagt.«
Ich hob nur die Schultern. Rechterhand wurde bereits auf die Ausfahrt hingewiesen. Ich setzte den Blinker, rollte auf die entsprechende Spur und dann in eine Kurve.
Wir befanden uns in einer gewissen Höhe. Zumindest so hoch, dass der Schnee auf der Erde liegen blieb. Er war nicht mehr strahlend weiß, war an vielen Stellen mit einem grauen Schimmer überzogen, aber er würde so schnell nicht wegtauen.
Glenda schüttelte den Kopf und konnte das Lachen nicht unterdrücken. »Es ist schon verrückt«, sagte sie. »Da fährt man in eine Gegend, die nach heiler Welt aussieht, und muss erleben, dass sich auch hier die Mächte der Finsternis ausgebreitet haben.«
»Die Hölle hat noch nie Rücksicht genommen.«
»Du gehst von der Hölle aus?«
»Es hat ja auch mit meinem Kreuz zu tun.«
Die Autobahn hatten wir verlassen und fuhren ein Stück über Land. Zwar hatte die Sonne noch nicht sehr viel Kraft, aber sie wärmte das Land schon und ließ den Schnee auch an einigen Stellen tauen.
Das Dorf lag bereits vor uns. Auch hier war nichts Ungewöhnliches zu sehen. Nur die Ansammlung von Häusern, schmale Straßen, Schnee, der auf den Dächern lag und auch an den Rändern der Straßen hochgeschaufelt worden war, sodass sie noch enger wurden.
Wir hatten ein Ziel. Es war das Gasthaus und die Pension, in der Harry Stahl abgestiegen war. Da wir den Namen kannten, war das Gasthaus leicht zu finden. Wir mussten nur bis in die Ortsmitte fahren und fanden sofort einen Platz, um den Golf abzustellen.
Wir stiegen aus und waren froh darüber, uns bewegen zu können.
Die Sonne schien, es war
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