1404 - Der Weg in die Hölle
parken. Sie wirkten wie Ausstellungsstücke, die irgendwann einmal wieder weggekarrt wurden.
Auch hier zeigte sich keine Gestalt aus der Hölle, aber beruhigt war Harry Stahl nicht.
Er ging jetzt schneller, um die Pension zu erreichen, in der er ein Zimmer gemietet hatte. Einen Schlüssel für die Tür hatte man ihm gegeben.
Harry lief im Schatten der Häuser, hinter deren Fenstern so gut wie kein Licht brannte. Um diese Zeit lagen die Menschen in einem tiefen Schlaf, aber ob das alle taten, das war für Harry die Frage. Er traute dem Ort nicht. Jedes Haus schien ihm als Feind gegenüberzustehen, und die Gänsehaut auf seinem Rücken wollte einfach nicht weichen.
An der Pension hatte er seinen Sigma abgestellt. Das Eis lag überall. Ihm gelang nicht ein Blick durch die zugefrorenen Scheiben.
Hinter den Fenstern der Gaststätte brannte kein Licht. Nur in der oberen Etage glaubte er, einen Schimmern zu sehen, war sich aber nicht sicher. Er holte den Schlüssel hervor, öffnete die Tür und betrat das stockdunkle Haus.
Nach zwei Schritten blieb er stehen, weil ihm die Dunkelheit plötzlich wie ein Feind vorkam. In ihr konnte sich alles an Gefahren verstecken, was es gab, und er rechnete auch damit, attackiert zu werden, aber niemand tat ihm etwas.
Sein Zimmer lag in der ersten Etage. Er musste die Treppe hoch und noch eine Tür öffnen. Er ging leise, und wieder rieselten über seinen Rücken kleine Eiskugeln hinweg.
War alles normal oder sollte er dieses Gefühl schon als eine Warnung ansehen?
Im Flur schaltete er das Licht ein. Der trübe Schein passte irgendwie zum Haus. Er nahm wieder den alten Geruch wahr, der zwischen den Wänden wie festgepappt lag.
Er holte den Schlüssel hervor, als es passierte.
Plötzlich waren die Stimmen da.
Zischend, wispernd, hechelnd und manchmal von einem bösartig klingenden Kichern unterbrochen.
Es war keine Täuschung, und Harry vergaß seinen Vorsatz, die Tür aufzuschließen. Er trat einen kleinen Schritt zurück und hatte die Wand erreicht, vor der er stehen blieb. Er spürte sie als harten Gegenstand in seinem Rücken und war froh, dass es diese Deckung gab.
Die Stimmen blieben.
Sie umflatterten ihn. Sie flüsterten. Sie brachten ihm die Botschaft mit, die er nicht verstand, die ihn allerdings erregte. Er wollte wissen, wo sie lauerten, aber sie zeigten sich nicht und blieben im Unsichtbaren verborgen.
Harry wartete. Die Tür behielt er im Blick. Er versuchte, die Stimmen in seinem Kopf zu ignorieren und gleichzeitig darauf zu achten, ob sie sich vielleicht in seinem Zimmer versammelt hatten.
Auch das fand er nicht heraus. Das Flüstern und Zischeln erreichte ihn aus alles vier Richtungen, und er merkte, dass der Druck in seinem Magen immer mehr zunahm.
Noch mal tief durchgeatmet, dann wagte er es. Der Gang war nicht breit. Harry legte die Distanz mit einem Schritt zurück. Er blieb vor der Tür stehen und spielte noch mit dem Schlüssel in seiner rechten Hand. Er hatte nach dem Verlassen des Zimmers die Tür hinter sich abgeschlossen. Jetzt wollte er auf Nummer Sicher gehen und drückte zunächst die Klinke nach unten.
Die Tür war noch immer verschlossen.
Ein knappes Lächeln huschte über seine Lippen, aber er fühlte sich nicht erleichtert. Stattdessen griff er unter seine Jacke und zog die Waffe hervor.
Er wusste natürlich, dass Kugeln gegen unsichtbare Wesen nichts ausrichten würden, aber wer sagte ihm, dass es nur Unsichtbare waren, die auf ihn warteten?
Langsam schwang die Tür auf.
Der erste Blick in den dunklen Raum brachte ihm keine Neuigkeiten. Er schaute hinein in eine räumlich begrenzte Schattenwelt, aber das blieb nicht so, denn er tastete sich an der Wand entlang und suchte nach dem Lichtschalter.
Ein kurzer Druck – es blieb dunkel!
Sofort schrillten in seinem Innern die Alarmsirenen.
Zeigten sich dafür auch die Toten verantwortlich?
Er konnte es nicht glauben, hielt den Atem an und schloss fast die Augen, um sich voll auf seine Umgebung konzentrieren zu können.
Da war nichts Verräterisches zu hören. Kein fremdes Atemgeräusch, einfach nichts.
Harry überlegte, wie er sich verhalten sollte, und schaute noch immer in das dunkle Zimmer. Die normale Welt war für ihn irgendwie verschwunden. Er kam sich vor wie im Film, in dem er mitspielte und darauf wartete, dass ihn der Regisseur zurief, wie er sich verhalten sollte.
Und dann passierte es doch!
Es fing mit einem unruhigen Flackern an. Über dem Boden. Hell und Dunkel
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