1405 - Sei schön für den Teufel
die Liege, und ich sah auch Glenda Perkins. Bevor ich etwas für sie tun konnte, fuhr der Professor in die Höhe und drehte sich um.
Zum ersten Mal sah ich ihn, und ich konnte meinen Blick zunächst nicht von seinen blutigen Augen lösen. Bis ich die Bewegung in seinem Mund sah und auch die verdammten Würmer dort.
»Kazakis!«, schrie ich und warf mich ihm entgegen.
Er wollte ausweichen, aber ich bekam ihm am Kittel zu packen und hielt eisern fest. Mit dem linken Fuß rutschte er weg, kippte und schlug mit dem Hinterkopf gegen die Liege.
Wenn sich mein Verdacht bestätigen sollte, dann musste ich kurzen Prozess machen.
Kreaturen der Finsternis waren fast unangreifbar, aber es gab eine Waffe, die war in der Lage, ihre Doppelexistenz zu zerstören.
Das Kreuz hielt ich schon bereit.
Wären die Augen mit einem normalen und menschlichen Ausdruck gefüllt gewesen, so hätte ich sicherlich Angst und Erstaunen darin gelesen, so aber sah ich nur das Blut, und bevor sich Kazakis fangen konnte, warf ich mich mit dem Kreuz auf ihn.
Und ich schob es in sein verdammtes Maul, auch wenn ich mich davor ekelte. Dann sprang ich hoch, während Kazakis auf dem Rücken liegen blieb. Das Kreuz schaute noch aus dem Mund hervor – und es schien zu explodieren!
Ich hatte es nicht aktiviert, dafür sorgte allein die Anwesenheit des Dämons aus der Urzeit, die Kreatur der Finsternis, ein zweigeteiltes Wesen, dessen wirkliches Aussehen sich hinter einem menschlichen Körper versteckte. Da hatte ich schon die höllischsten Überraschungen erlebt, und ich war gespannt, wen ich hier vor mir hatte.
Das Kreuz vernichtete seine menschliche Gestalt. Auf dem Boden liegend bot er jetzt ein übereinander geschobenes Bild. Oben löste sich der menschliche Körper immer mehr auf, während der dämonische, sein eigentlicher also, sichtbarer wurde.
Er war ein Wurm!
Ein übergroßer Riesenwurm!
Er wand sich über den Boden hinweg. Er schlug um sich wie eine dicke Schlange.
Dann bekam auch der Wurm die Macht meines Kreuzes zu spüren.
Es waren keine Schreie zu hören, aber die Kreatur der Finsternis wurde durch die Macht des Guten vernichtet. Der Wurm löste sich auf, zerfiel regelrecht, und nur eine stinkende Lache blieb von ihm zurück…
***
Ich hörte Glendas schwache Stimme. »Bitte, John, bring mich hier weg. Bitte…«
Glenda war fertig mit den Nerven, und das waren wir alle irgendwie. Es war zum Schluss wahrsinnig schnell gegangen, und mir kam es noch immer so vor, als hätte ich einen Traum erlebt.
Aber die Krankenschwester in Handschellen war kein Traum.
Glenda erleichtertes Weinen auch nicht.
Trotzdem – ich kam mir noch immer vor, als würde ich neben mir stehen. »Was war das?«, fragte ich mit leiser Stimme.
»Du hast eine Kreatur der Finsternis vernichtet«, sagte Suko. »Einfach so. Stell dir das mal vor.«
»Ja, das muss wohl so sein.«
»Ich schaue mal nach der jungen Frau.«
Suko ging weg. Ulema brauchte er nicht mehr im Auge zu behalten. Sie hockte mit Handschellen gefesselt auf dem Boden. Sie war ein Mensch und nicht im Sinne des Schönheitschirurgen verändert worden.
Auch Glenda konnte es nicht fassen. »Es ist fast unmöglich«, sagte sie leise und schüttelte den Kopf. »Die letzten beiden Stunden möchte ich am liebsten aus meinem Leben streichen.«
»Das kann ich versehen.«
»Ich habe es nicht geschafft, meine neue Kraft einzusetzen. Den Grund kenne ich nicht, aber sie scheint doch kein Allheilmittel zu sein. Dabei hätte ich schön für den Teufel sein sollen. Wahnsinn«, flüsterte sie und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Ich sah Suko entgegen. Er war zurückgekommen und stand in der offenen Tür.
Seinem Gesicht sah ich an, dass etwas passiert war. »Die junge Frau?«, fragte ich.
»Ja, John. Sie ist tot…«
Ich schwieg. Es tat mir verdammt Leid für sie, aber das Leben ist nicht immer nur perfekt…
ENDE
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