1406 - Barriere im Nichts
konnte. „Weder im Normal- noch im Hyperfunkbereich.
Warten wir noch etwas ab. Die Milchstraße scheint hyperfunk- und ortungstechnisch tot."
Rhodan saß fünf Minuten lang unbewegt in seinem Sessel; dann aber sagte er: „Machen wir uns nichts vor. Wenn wir bis jetzt keinen Funkverkehr aufgefangen haben, gibt es keinen. Oder er wird gegen uns abgeschirmt. Obwohl niemand von unserer Anwesenheit so schnell Notiz genommen haben kann, denke ich, und obwohl ein solches Verfahren technisch schwer vorstellbar ist."
„Inzwischen liegen ortungstechnische Ergänzungen vor", erklärte Lalande Mishkom mit einem Blick auf ihren Datenschirm. „Es gibt nicht den geringsten Hinweis auf hyperphysikalische Phänomene, wie sie die raumfahrenden Rassen noch vor siebenhundert Jahren verursacht haben. In der Milchstraße herrscht Grabesstille. Es scheint, als sei die Sache mit der Geister-Galaxis doch nicht aus der Luft gegriffen."
„Wie kannst du so etwas sagen!" rief ein Mann, den Rhodan nicht kannte.
In den nächsten Sekunden beherrschten tumultartige Zustände die Zentrale der CIMARRON. Niemand wollte glauben, daß die schlimmsten Befürchtungen in der Tat Realität waren, daß man den Aussagen verschiedener Völker, aus der Milchstraße kehre niemand zurück, doch würde Glauben schenken müssen. Sowohl Ian Longwyn als auch Reginald Bull versuchten erfolglos, Ruhe zu schaffen.
Die Stimme des Kommandanten drang nicht einmal zu allen durch.
Rhodan erhob sich.
Er stand nur reglos auf dem erhöhten Podest in der Mitte des Raums und sah zu den erregten Besatzungsmitgliedern herab.
Die Leute verstummten allmählich und wandten ihre Aufmerksamkeit ihm zu. Auf sein Charisma konnte er sich noch immer verlassen, dachte Rhodan. „Ich warne davor, schon jetzt irgendwelche Schlüsse zu ziehen, die sich später nicht halten lassen. Daß uns ungewöhnliche Verhältnisse bevorstehen, wußten wir ja. Also sehen wir nach, die nächsten Stunden oder vielleicht Tage zeigen, was geschehen ist."
„Und jetzt alle wieder an die Arbeit", sprach Ian Longwyn mit ruhiger Stimme in die Stille. „Wir berechnen ein neues Überlichtmanöver, das uns ungefähr 10000 Lichtjahre bis ins Innere der Galaxis bringt."
Eine Minute später bot sich das vertraute Bild arbeitender Menschen und Galaktiker, wie es Rhodan aus ruhigeren Tagen gewohnt war. Gemeinsam mit Bull nahm er wieder seinen Platz neben Lalande Mishkom ein. Die Nerven der Leute waren noch ärger strapaziert als erwartet - und an Bord eines LFT-Raumers herrschte keine militärisch unterdrückende Disziplin, wie man sie früher für notwendig gehalten hatte. Heutzutage brauchte es keinen Befehl, um die Gemüter zu beruhigen, sondern Überzeugung. „Wenn ich das Bild von eben noch mal so vor mir sehe", sagte Bull leise, „wünsche ich mir fast echte Gefahr. Dann drehen sie zumindest nicht durch."
„Es liegt an diesen 695 Jahren, Bully.
Niemand kann das so einfach aushalten.
Nur wir Aktivatorträger sind ein bißchen besser dran."
„Leider... Wenn es in die Milchstraße zurückgeht, sind alle an Bord unserer dreizehn Schiffe Fremde. Nur du und ich und die paar anderen Unsterblichen sind noch ein bißchen fremder, wie immer. Wie gut, daß wir mit dieser Lage Übung haben."
Rhodan antwortete nicht. Er wußte, daß der alte Freund recht hatte, und hing seinen eigenen Gedanken nach. Zwei Minuten noch, dann würde die CIMARRON gemeinsam mit dem Rest ihres Verbands erneut in Hyperraumflug gehen. Auf dem Instrumentenbord vor seinem Sitz flimmerte die rote Leuchtdiode, ihr Licht zeigte die Rückkehrschaltung an. „Bereitmachen!" bat Ian Longwyn. „Es ist wieder soweit!"
Rhodan lehnte sich zurück und lockerte mit ein paar Muskelübungen seine Glieder.
Nun, da es weiterging, stellten sich die bösen Vorahnungen von neuem ein.
Verdrossen behielt er die Bildschirme im Auge und überlegte, ob nicht die Nerven ihm einen Streich spielten ....Aber nein, er war durchaus imstande, Aufregung und Vorahnungen auseinanderzuhalten. „Übertritt!"
Nichts geschah. Ein bißchen ruhiger sah sich der Terraner um und analysierte die Stimmung der Zentralebesatzung. Sie alle hatten Angst, aber es war nicht mehr die beginnende Verzweiflung, die noch vor ein paar Minuten fast übermächtig geworden wäre. Aus den Augenwinkeln sah er etwas auf den Bildschirmen? Nein, die optische Erfassung des Hyperraums brachte kein Ergebnis, das ein Mensch hätte begreifen können. Trotzdem, was war dann gewesen?
Womöglich
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