1407 - Klauenfluch
Stimme recht normal vorgekommen. Ich wollte ihn auch nicht weiter drängen und wartete darauf, dass er etwas tat.
Das passierte auch. Er stemmte seine Handballen auf die Kante des Schreibtischs und drückte sich mühsam hoch. Es dauerte eine Weile, bis er sich gefangen hatte und wieder normal sitzen konnte.
»Und?«, fragte ich.
Godwin bewegte den Kopf. Er blickte gegen Suko, dann auf mich.
Er nickte und lächelte.
»Ja… ja…«, murmelte er. Dabei wischte er sich den Schweiß aus dem Gesicht. »Ich glaube, dass ich es geschafft habe. Verdammt, das glaube ich tatsächlich.«
»Wieso?«
»Ich kann es dir nicht richtig erklären, Suko. Aber ich habe mich… gelöst.«
»Gelöst? Von wem?«
»Die Erinnerung«, flüsterte er.
»Sie… sie … ist wieder da. Der Würfel hat es geschafft. Er konnte die Sperre in meinem Kopf lösen. Ich begreife es ja selbst nicht, aber es ist so.« Er musste lachen. »Ich bin wieder frei.«
Das traf sich gut, und ich stellte bereits die nächste Frage. »Kannst du dich auch erinnern?«
»Was…?«
»An das, was hier passiert ist, bevor wir kamen.«
»Ja… doch, ich glaube. Bitte, ich muss nur nachdenken.«
»So lange du willst.«
Er tat es. Dabei hatte er allerdings noch immer Probleme und presste seine Hände gegen die Stirn. Um die Mundwinkel herum zuckte es. Er schluckte auch und starrte den Würfel an.
»Da… da … war etwas. Es hatte mit mir Kontakt. Ich kann euch die Kraft nicht nennen, Freunde, aber sie hat mich befreit. Ich fühle mich jetzt erleichtert, der Druck ist weg, und ich bin nicht mehr eingeschränkt …«
»Gut, super!«, lobte ich ihn. »Dann kannst du auch sicherlich sagen, was passiert ist.«
»Ja, schon…« Er richtete seinen Blick gegen den Knochensessel und verengte die Augen. Dann wies er mit der rechten Hand auf das sitzende Skelett.
»Er war wichtig.«
»Inwiefern?«, fragte ich.
»Saladin wollte das Buch, aber Sophia gab es nicht aus der Hand. Sie kämpften darum, und dann…« Er lachte. »Ja, jetzt sehe ich es wieder vor mir. Es ist so verdammt klar. Ich sehe alles …«
Suko und ich schwiegen. Dafür hörten wir gespannt zu, was er zu erzählen hatte, und wir waren schon erleichtert darüber, dass es Saladin, dieser Unperson, nicht gelungen war, an das Buch heranzukommen. Es befand ich nach wie vor im Besitz der Frau, aber es wurmte mich, dass Saladin dem Sessel entkommen war.
Er war nicht würdig gewesen, ihn zu benutzen, aber er hatte es geschafft, im buchstäblich letzten Augenblick seine Kräfte einzusetzen, um zu verschwinden.
Auch Suko ärgerte sich darüber und fragte: »Verdammt noch mal, wo kann er denn sein?«
Eine Antwort bekamen wir nicht. Saladin konnte sich überall hinbeamen , sodass wir nicht in der Lage waren, ihn zu fassen. Aber es gab nicht nur ihn, sondern auch Sophia Blanc, und über sie wollten wir auch etwas wissen.
»Ja…«, sagte unser Freund und hob den Kopf. »Ja, es ist schon sehr seltsam.«
»Was?«
»Lasst mich nachdenken. Der Würfel hat sich mir offenbart. Es ist verrückt, wenn ich darüber nachdenke, und es passierte wirklich auch nur für einen winzigen Augenblick – da habe ich das Bild vor meinen Augen sehen können.«
»Welches?«
»Ihres. Das meiner Frau. Ja, ich habe sie sehen können…«
»Und?«
Godwin schaute mich von unten her an. »Ihr werdet lachen, aber Sophia ist noch – hier !«
»Was?«, rief ich.
»Wo?«, fragte Suko zugleich.
»Hier im Klostergarten! In der Nähe der Kapelle…«
***
Er war plötzlich da und blieb vor ihr stehen, wobei er breit grinste.
Dieses Siegergrinsen – Sophia hasste es. Sie blieb auf der Stelle stehen, konnte nur mehr nach vorn schauen, auf diese dunkel gekleidete Gestalt mit dem blanken haarlosen Schädel.
»Da bin ich wieder…«
Der einfache Satz ärgerte sie. Aber sie verbiss sich eine Antwort.
Sie hätte ihn am liebsten zur Hölle gewünscht. Das sagte sie ihm nicht, weil sie ihn nicht provozieren wollte.
»Was wollen Sie?«, flüsterte Sophia.
Saladin musste wieder lachen. »Was soll denn diese Frage? Das weißt du ganz genau. Ich will das Buch.«
»Nein!«
»Oh, mit dieser Antwort habe ich gerechnet. Trotzdem denke ich, dass du es mir geben wirst. Hier gibt es keinen Knochensessel, der dich retten könnte. Hier stehen wir beide in der Normalität.«
Plötzlich war ihre Furcht weg. Sophia fühlte sich wieder stark. Zumindest so stark, um Saladin Paroli zu bieten. »Reichen dir deine verfluchten Kräfte nicht, mit denen
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