1407 - Klauenfluch
du genügend Unheil anrichten kannst? Hast du nicht schon genug, verdammt noch mal? Dir wurde das Buch nicht übergeben, aber ich…«
Er ließ sie nicht ausreden, den ihr Weibergeschwätz langweilte sie.
»Du kannst damit nichts anfangen!«
»Du denn?«
»Ja! Allerdings kann es sein, dass ich es nicht mal für mich behalten werde. Es gibt jemanden, dem ich das Buch versprochen habe. Er wird es auch bekommen, und er wird es in meinem Sinne verwalten. Sollte ich es mal benötigen, wird er es mir überlassen, das ist alles abgemacht. Für dich aber ist es nicht wichtig. Deshalb wirst du es mir überlassen, und du kannst es dir überlegen, ob du es freiwillig tun willst oder nicht.«
»Was bedeutet das?«
Saladin hob die linke Hand, spreizte zwei Finger und deutete gegen seine Augen. »Dort steckt die Kraft. Eine Kraft, die nur sehr wenige besitzen, und ich bin von diesen Wenigen der Beste. Wobei ich nicht allein stehe, denn ich weiß die Erleuchteten hinter mir. Gib es freiwillig ab, dann werde ich mir überlegen, ob ich dich nicht in Ruhe lasse.«
»Was ist mit Godwin?«
»Ah ja, ich vergaß. Er ist ja seit einiger Zeit dein Mann. Pech für ihn…«
»Wieso?«
»Bei ihm habe ich keine Gnade walten lassen. Er gehört jetzt zu mir – wenn du verstehst.«
»Du hast ihn manipuliert?«
»So kann man es auch nennen. Meine Macht steckt in ihm. Er wird tun, was ich will, und weil dies so ist, wird auch bald dieses Kloster hier mir gehören.«
Sophia wusste nicht, was sie von diesen Antworten halten sollte.
Es war alles wie ein Sturmwind über sie gekommen. Sie spürte die Angst vor der Zukunft, und sie gab sich selbst gegenüber zu, dass sie verloren hatte. Einer wie Saladin war einfach zu stark. Dem konnte sie nicht widerstehen.
»Ich warte nicht mehr lange…«
Sophia nickte. »Das weiß ich.«
Er steckte ihr beide Hände entgegen. »Her mit dem Buch!«
Für einen winzigen Moment schloss Sophia die Augen und wünschte sich weit, ganz weit weg. Auf einer blühenden Wiese, die vom ersten Sonnenschein des Frühlings bestrahlt wurde.
Das blieben Wünsche und Träume. Sie würde hier am Ort bleiben müssen. Sie konnte sich nicht wegwünschen. Es war die Realität, die sie erlebte, und nach einem tiefen Atemzug sah sie ein, dass sie verloren hatte.
Sophia ließ das Buch aus ihrer linken Armbeuge rutschen. Sie fing es ab, nahm es in die Hände, und es kam ihr plötzlich viel schwerer vor als sonst. Mit beiden Händen musste sie es festhalten.
Als sie schließlich die Arme vorstreckte, da hatte sie das Gefühl, einen Teil von sich selbst aus den Händen zu geben. Es war alles so anders geworden.
Saladin kicherte. Er fasste nicht normal zu, sondern schnappte nach dem Buch wie nach einer wertvollen Beute.
Als er es festhielt, drang aus seinem Mund ein tiefes, schon wohliges und sattes Stöhnen. In seinen Augen schien sich der Glanz der Hölle versammelt zu haben, denn Sophia sah, dass sie rötlich glänzen konnten.
Er war zufrieden. Er hatte sein Ziel erreicht, aber er ließ Sophia noch nicht allein. In diesem für ihn so wichtigen Moment brauchte er jemanden, dem er seinen Triumph mitteilen konnte.
»Du hast dich umsonst bemüht. Du hättest es auch einfacher haben können, aber es gibt ja Menschen, die es gern kompliziert machen. Zu denen gehörst auch du.«
»Man kämpft eben um Dinge, die einem zustehen!«
»Dir steht nichts zu. Auch nicht das Buch. Es gehört mir und einer bestimmten Gruppe. Lange genug haben die IIluminati es gesucht. Und sie wissen auch, wem sie die Erfüllung ihres Traums zu verdanken haben.«
»Es wird dir kein Glück bringen«, flüsterte Sophia, »das weiß ich genau.«
»Warten wir’s ab.«
»Und jetzt?«
Er überlegte. Er schaute sie an. Seine Augen verengten sich dabei zu schmalen Schlitzen und bekamen etwas Raubtierhaftes.
»Ich weiß noch nicht, was ich mit dir mache. Ich weiß auch nicht, ob ich deinen Mann am Leben lasse. Es gibt einfach zu viele Möglichkeiten, und es würde mich verdammt reizen, das Kloster hier zu übernehmen. Mit den Menschen, die…«
»Sie werden es nicht zulassen!«
Saladin stieß ein meckerndes Lachen aus. »Wie kannst du so etwas behaupten? Denk daran, wer ich bin. Sie werden es zulassen müssen, wenn sie unter meiner Kontrolle stehen. Ich kann sie mir der Reihe nach holen, und dann zählt nur mein Gesetz, verstehst du? Nur mein Gesetz – und nichts anderes!«
Sophia war nicht mehr in der Lage, eine Antwort zu gehen. Was dieser Unmensch
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