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1410 - Der Droide

Titel: 1410 - Der Droide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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rückwärtigen Wand des Laborraums angebracht war. „Dort befinden sich die Räume, in denen die Seancen verwirklicht werden", sagte er. „Jeder Teilnehmer hat seinen eigenen Raum. Es ist nötig, daß er die Seance in entspanntem Zustand erlebt, sonst entgeht ihm manches, was die Fuqular-Welle ihm zuzutragen versucht."
    Die Tür öffnete sich. Dahinter wurde ein spärlich beleuchteter Gang sichtbar, an dem zur Rechten und zur Linken je drei weitere Türen lagen. Von diesen öffnete Bertralam eine. Nikki blickte in einen kahlen Raum, dessen Grundriß zwei mal drei Meter betrug. Eine orangegelbe Leuchtplatte verbreitete ruhiges, warmes Licht von der Decke her. Mobiliar gab es keines. „Bist du bereit, es zu versuchen?" fragte Bertralam. „Was muß ich tun?" erkundigte sich Nikki verwirrt.
    Der Medientransponent trat in die Kammer. „Es gibt hier ein Degrav-Polster", erklärte er. Er schob sich in die Höhe, und plötzlich baumelten seine Beine in der Luft. „Es ist unsichtbar, weil alles Sichtbare dazu beiträgt, den Teilnehmer der Seance abzulenken. Du legst dich darauf und entspannst dich. Das Licht wird allmählich gedämpft. In den Wänden sind Mikrosensoren untergebracht, die deinen Gemütszustand registrieren. Wenn der erforderliche Grad der Entspannung erreicht ist, beginnt die Seance."
    Er trat beiseite. Nikki streckte die Arme aus und ertastete die Umrisse des unsichtbaren Polsters. Es schwebte einen halben Meter über dem Boden. Vorsichtig ließ sie sich darauf nieder und streckte sich aus. Sie verschränkte die Arme unter dem Hinterkopf und nickte den drei Zuschauern fröhlich zu. „Sieh zu, daß du in deine Koje kommst, Narktor", forderte sie den Springer auf. „Und du, Bertralam, wirf die Séance-Maschine an!"
     
    *
     
    Die Tür hatte sich geschlossen. Gedankenverloren starrte Nikki Frickel zur Decke hinauf. Da sie die Seance für Hokuspokus hielt, fiel es ihr nicht schwer, sich zu entspannen. Geduldig wartete sie, bis die Deckenleuchte sich so weit verdunkelt hatte, daß die Umrisse der Tür nur noch mit Mühe zu erkennen waren. In der Ferne irgendwo glaubte sie leise Musik zu hören. Sie versuchte, sich darauf zu konzentrieren, weil ihr die Melodie bekannt vorkam. Wie merkwürdig, dachte sie, daß in der Großen Magellanwolke jemand ein Lied spielen sollte, das sie von früher her kannte. Sie fand dies faszinierend und begann zu grübeln. Mit einemmal hatte sie die Seance völlig vergessen und beschäftigte sich allein mit der sanften, schwermütigen Melodie.
    Da brach das Bild über sie herein.
    Sie schwebte hoch über einer mächtigen Stadt. Die Sonne stand nahe dem Zenit; es mußte Mittag sein. Im Süden glitzerten die Läufe zweier Flüsse, die einem großen See am Stadtrand entsprangen. Im Norden ragte ein charakteristisch geformter Gipfel hoch über das grüne, hügelige Land.
    Nemegt Uul, registrierte Nikkis Erinnerung. Die beiden Flüsse waren Xi und Dong, der See trug den Namen Goshun, und die Stadt war Terrania.
    Die Stadt kam näher. Nikki schwebte sacht wie eine Feder. Sie war körperlos, ein nacktes Bewußtsein, eingebettet in eine Vision, die Bertralams Geräte erzeugten.
    Sie sah Menschenmengen auf den Straßen und Plätzen der Stadt. Sie spürte den Atem der Furcht, die die Menschen beseelte.
    Immer näher sank Nikki auf die Dächer der Stadt hinab, immer enger wurde ihr Blickfeld. Sie tauchte in eine Straße hinein und sah das Entsetzen, das den Bürgern Terranias ins Gesicht geschrieben stand.
    Irgendwo erklang eine Lautsprecherstimme. Ein zweites Bild wurde eingeblendet. Nikki blickte in ein Studio der privaten Nachrichtenagentur Terra Intergalactic. Das Hologramm einer Sprecherin beherrschte das Bildfeld. Eine auf freundlichsachlich getrimmte synthetische Stimme sprach: „Absichten und Ziele des unbekannten Angreifers bleiben weiterhin rätselhaft.
    Fest steht jedoch, daß der Gegner mit weit überlegener Technik ausgestattet ist. Nach seinen Angriffen auf das Sirius- und Wega-System ist damit zu rechnen, daß er in naher Zukunft ins Solsystem vorstößt.
    Von amtlicher Seite werden daher Vorbereitungen zur Evakuierung der Bevölkerung getroffen..."
    Die Sprecherin verschwand. Das Bild hatte sich gewandelt. Die Sonne sank hinter den Hügeln im Westen. Die Straßen begannen sich zu leeren. Vom Raumhafen am nördlichen Stadtrand starteten riesige Raumfähren in unablässiger Folge, und das hohle Brausen verdrängter Luftmassen klang wie die Drohung eines Sturmes, der von den

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