1410 - Der Droide
eingeholt."
„Mittlerweile bist du also überzeugt, daß sie sich in einem der beiden Fahrzeuge befand?"
„Geht nicht anders", sagte Wido. „Das Haus ist leer. Wir müssen sofort die Behörden benachrichtigen, damit sie..."
„Ja, das tun wir", fiel ihm Narktor ins Wort. „Aber zuerst siehst du dir das hier an."
Er ging wieder in die Hocke. Wido wurde es allmählich ungemütlich. Die Sohlen brannten, der Qualm würgte ihn in der Kehle. Narktor schien das alles nicht zu kümmern. Er stocherte mit einem halbverkohlten Stab in der Asche herum und sortierte unidentifizierbare Funde. „Verbrannte Knochen", hörte Wido ihn murmeln. „So was erwartet man ja. Die Hitze war mörderisch. Von Kleidung und dem äußeren Zellgewebe des Körpers ist nichts mehr übrig. Nur noch Knochen. Und das da?"
Er fuhr in die Höhe und hielt Wido ein verkohltes Ding unter die Nase, das so aussah, als könnte es früher einmal ein metallener Würfel von anderthalb Zentimetern Kantenlänge gewesen sein.
Wido wich unwillkürlich zurück. „Was ist das?" fragte er mißtrauisch. „Ein syntronisches Schaltelement", antwortete Narktor. „So, wie ich die heutige Technik kenne, mit Milliarden unterschiedlicher Funktionen. Und hier..."
Er bückte sieh und kam mit einem dünnen Strang wieder in die Höhe. „Biotronische Sehnen..."
Ein drittes Tauchmanöver. Diesmal hielt der Springer ein kreisrundes Blättchen in der Hand, das wie helles Gold schimmerte, als sei es vom Feuer nie berührt worden. „Eine syntronische Speichereinheit.
Kapazität zirka eine Milliarde Bytes."
„Worauf willst du hinaus?" fragte Wido verwirrt. „Allard Paulotte war ein Roboter?"
„Nein, kein Roboter. Die Knochen sind einwandfrei organisch. Ein Hybridwesen, eine Kreuzung aus organischen und syntronischen Bestandteilen. Droide nennt man so etwas, wenn ich mich richtig erinnere."
*
Auf der SORONG hatte man noch nichts davon erfahren, daß die patembeschen Behörden sich für die Ereignisse auf Tryndallars Anwesen interessierten. Wido und Narktor hatten so viele syntronische Überreste des toten Allard Paulotte eingesammelt, wie sie in ihren Taschen verstauen konnten. Es war ihnen schließlich gelungen, ein Mietfahrzeug herbeizuzitieren und mit ihm in die Stadt zurückzukehren. „Was wollen sie von Nikki?" fragte Wido unterwegs. „Du mußt mit dem Fragen weiter vorne anfangen", belehrte ihn Narktor. „Wer sind >sie Erst wenn wir das wissen, können wir uns über die Motive den Kopfzerbrechen. Du hast nicht gesehen, wer aus dem Haus gebracht wurde?"
„Nein. Es war ein regelrechtes Gedränge. Aber Nikki muß mittendrin gesteckt haben."
„Nikky und Tryndallar", sagte Narktor. „Du meinst, er war an dem Anschlag beteiligt?"
„Weiß ich nicht", sagte der Springer. „Er ist nicht mehr da, also ist er mit einem der beiden Gleiter fortgeflogen. Er steckt entweder mit Paulotte unter einer Decke, oder er wurde selbst ein Opfer des Anschlags."
In der Herberge der Zeitlosen entledigten sie sich der rußgeschwärzten Bordkombinationen und legten Alltagskleidung an. Inzwischen war der Morgen angebrochen. Die Nachrichten wußten offenbar nichts von den Ereignissen, die sich rings um Tryndallars Haus abgespielt hatten. Wido Helfrich setzte sich mit dem Leihunternehmen in Verbindung, das ihnen den Gleiter zur Verfügung gestellt hatte, der von Allard Paulotte abgeschossen worden war. Man bedeutete ihm, er müsse zuerst den Behörden Bericht erstatten. Dann könne man über die Schadensfrage reden.
Die Behörden hatten Wido und Narktor ohnehin aufsuchen wollen. Sie informierten sich mit Hilfe des öffentlichen Auskunftssystems und fanden schließlich den „Beratungskreis für öffentliche Sicherheit", der nur wenige Straßenzüge von der Herberge entfernt sein zentrales Büro hatte. Der Pförtnerrobot erkundigte sich nach ihrem Anliegen und verwies sie in einen Raum, der im 28. Stockwerk lag.
Dort hatten sie es abermals mit einem Roboter zu tun^ der sie über den genauen Hergang der Ereignisse der vergangenen Nacht ausfragte. Das Verhör dauerte eine halbe Stunde. Danach forderte der Roboter sie auf, sich nach Zimmer 43-809 zu begeben, wo man die Anzeige weiterbearbeiten werde. In Zimmer 43-809 saßen sie endlich einem organischen Wesen gegenüber, einem Gurrad mit rotbrauner Mähne und einem uniformähnlichen Gewand, auf dessen linker Brustseite das uralte Symbol der gurradschen Zivilisation prangte: ein roter Ball, der von einem Pfeil durchbohrt
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