1410 - Der Droide
in seinem Stuhl ein wenig zusammen. „Hört mir gut zu und hofft mit mir, daß in unserer unmittelbaren Nähe niemand Terranisch versteht. Ich kenne mich in Patembe aus und noch besser in der Oase des Fremden. Ich habe beobachtet, wie man euch musterte. Ehrlich gesagt: Das war einer der Gründe, warum ich mich zu euch setzen wollte. Es muß sich irgendwie herumgesprochen haben, daß ihr alle terranische Bankkarten besitzt."
„Du meinst nicht etwa, man will uns überfallen?" erkundigte sich Nikki Frickel mit deutlichem Interesse. „Die Kundschaft hier gehört nicht ausnahmslos dem soliden Bürger-Stand an", antwortete Paulotte. „Ja, genau das meine ich. Wie seid ihr hierhergekommen?"
„Mit einem Mietwagen."
„Wartet er noch?"
„Nein."
„Ihr müßtet also einen neuen rufen. Die Rufsäulen sind draußen auf der Straße.
Setzt ihr nur einen Fuß vor die Tür, fällt die Meute über euch her."
„Da würde sie wohl eine Überraschung erleben", sagte Wido Helfrich. Er hätte die Angelegenheit womöglich noch etwas weiter ausgeschmückt. Aber unter dem Tisch gab Nikki Frikkel ihm einen Tritt; daraufhin hielt er den Mund. „Weißt du einen Ausweg?" fragte Nikki. „Ich habe mein Fahrzeug auf dem Abstellplatz unter diesem Gebäude geparkt", antwortete Allard Paulotte. „Ihr fahrt mit mir hinunter. Damit rechnet niemand. Wir sind fort, ehe euch jemand etwas anhaben kann."
„Ich danke dir", sagte Nikki.
Sie war nachdenklich. Sie hielt sich selbst für instinktsicher, wenn es um das Erkennen gefährlicher Situationen ging. Ihr war nicht aufgefallen, daß die Gäste der Oase des Fremden Narktor, Wido und ihr besonderes Interesse schenkten. Sicher, es hatte eine Menge neugieriger Blicke gegeben. Aber das war in einer Umgebung wie dieser natürlich. Es hätte im Gegenteil Nikkis Mißtrauen geweckt, wenn sie von den Gurrads völlig unbeachtet geblieben wären. Und daß der Geldwechsler Lengponam den Erwerb einer alten terranischen ID-Karte in der Gegend herumposaunt haben sollte, kam ihr wenig wahrscheinlich vor. „Dankt mir nicht", antwortete Allard Paulotte freundlich. „Tut mir lieber einen Gefallen: Besucht mich und bringt ein wenig Licht in das Dunkel meiner Einsamkeit. Ihr wißt vieles über die Vergangenheit der Erde, und wenn es auch nur Legenden sind, die von Generation zu Generation weitergereicht wurden. Ich will alles hören!"
Wido Helfrich nickte bedächtig. „Das können wir gerne tun", sagte er. „Vielleicht weißt auch du etwas, das für uns von Interesse ist."
Die Zeche war bezahlt. Sie brachen auf.
Die Tür, die zum Antigravschacht führte, lag im Hintergrund des großen Speisesaals.
Nikki sah sich unauffällig um. Die Neugierde der Gurrads schien befriedigt.
Die wenigen Blicke, die sich auf die Fremden richteten, waren mäßig interessiert, zurückhaltend, aber nicht unfreundlich.
Schweigend glitten sie durch den Schacht in die Tiefe, jeder in sein individuelles Degrav-Feld gehüllt. Paulottes Fahrzeug war ein großer Hochleistungsgleiter, der mit allem denkbaren Komfort ausgestattet und sicherlich nicht billig gewesen war.
Paulotte mochte einsam sein, aber als Kaufmann hatte er offensichtlich Erfolg.
Er gefiel sich außerdem in der Rolle des Besitzers eines teuren Fahrzeugs und erklärte seinen Fahrgästen wortreich die einzelnen Funktionen der Inneneinrichtung. Mit dem Autopiloten unterhielt er sich, als sei dieser ein lebendes Wesen. Er nannte das Fahrtziel und trug dem Syntron auf, die Ausfahrt aus der Garage mit höchstzulässiger Geschwindigkeit vorzunehmen.
Der Gleiter schoß eine steile Rampe hinauf. Das Tor, das zur Straße hinausführte, öffnete sich so zögernd, daß Nikki Frickel unwillkürlich den Atem anhielt und sich in Erwartung des Aufpralls an ihrem Sitz festklammerte.
Ihre Furcht war unbegründet. Mit einem Spielraum von etlichen Zentimetern passierte das Fahrzeug die beiden Torflügel und glitt auf die Straße hinaus. Über der Straße schwebten zahlreiche Heliolampen, die taghelles Licht verbreiteten. Um so schwärzer waren die Schlagschatten hinter den Erkern und Vorsprüngen der Gebäude. Die Straße verlief an dieser Stelle mit mäßiger Steigung. Der Gleiter wandte sich in Richtung der Küste und gewann rasch an Höhe, während er einer über den Dächern der Stadt gelegenen Flugebene zustrebte.
Nikki Frickel sah sich um. Das Gebäude der Oase des Fremden wurde von einem pompösen, weit aus der Fassade hervortretenden Portal geziert. Aus dem Schatten
Weitere Kostenlose Bücher