1413 - Aufstand der Toten
Er hörte sein eigenes Herz lauter schlagen als gewöhnlich. Den Blick hielt er starr nach vorn gerichtet. Je mehr er sich dem Nebel näherte, um so kühler wurde es. Er hatte besonders am Nacken und im Gesicht das Gefühl, von einem feuchten Tuch berührt zu werden.
Da ihn der Nebel jetzt von allen Seiten umhüllte, war es vorbei mit der klaren Sicht. Die Bäume kamen ihm wie Schatten vor, die sich in der Auflösung befand.
Kein einziger Vogel befand sich in seiner Nähe, der gesungen oder gezwitschert hätte. Es gab nur die verdammte Stille, die zu einem Druck wurde.
Er wusste nicht, wie weit er in den Nebel hineingegangen war, als er stoppte. Das musste einfach so sein. Der Impuls war aus seinem Innern gekommen, als hätte ihm jemand befohlen, diesen Stopp einzulegen.
Peter Scott wartete.
Die Zeit verging, doch er hatte das Verhältnis dazu verloren. Waren es drei Sekunden oder bereits drei Minuten? Er hätte keine Antwort darauf geben können.
Und doch gab es nicht nur die Stille. Etwas veränderte sich. Es passierte vor ihm und an einer Stelle, die er nicht einsehen konnte, weil der Nebel zu dicht war.
Ein Geräusch…
Nein, das wäre zu allgemein gesagt. Man konnte es nicht nur als Geräusch bezeichnen. Es war jetzt zu identifizieren, denn aus der Dichte des Nebels hörte er den fernen Gesang.
Unheimlich klingende Stimmen, deren Klang bei ihm eine Gänsehaut erzeugte. Die Stimmen bildeten einen Chor. Nur war es keiner, der den Menschen etwas zur Freude sang, dieser Chor schien seine Heimat in den Tiefen der Hölle zu haben, um von dort aus diese Laute in die Welt zu schicken.
Alles war anders geworden, denn der Nebel hatte noch etwas mitgebracht – die Angst.
Sie bedrückte Scott zutiefst. Sie drang aus dem Innern hervor, und erzeugt wurde sie von den unheimlichen Stimmen dieses Totenchors. Scott sah es als ein unsichtbares Band an, das ihn mit diesem Stimmen verband und dafür sorgte, dass er sich wieder in Bewegung setzte.
Sie wollten ihn. Er sollte kommen und sich in ihre Reigen einreihen. Das wollte auch er. Plötzlich gab es nichts anderes mehr für ihn. Er schritt in den Nebel hinein, und es gelang Peter, den dunklen Baumstämmen immer wieder auszuweichen und sich dem Gesang zu nähern.
Er hätte ihn jetzt als lauter empfinden müssen, doch der unheimliche Totenchor sang in der gleichen Lautstärke weiter.
Dann war da das Licht!
Peter sah es. Fasziniert blieb er stehen. Er wusste nicht, ab sich das Licht innerhalb des Nebels befand oder schon dahinter. Im Prinzip war es unwichtig. Das Licht allein zählte – und nichts anderes.
Und so schritt er weiter. Sehr vorsichtig setzte er Fuß vor Fuß. Peter hatte den Eindruck, als würden die Bäume vor ihm zurückweichen. Nirgendwo stieß er gegen. Alles war so einfach. Er brauchte nur dem Licht und dem Gesang zu folgen.
Das Licht war hell. Es wirkte sehr weiß und zugleich sehr gelb. Da mischten sich die Farben, und sie wurden auch nicht durch den Nebel.
Die nächsten Schritte…
Auch sie klappten. Es gab einfach keine Probleme für ihn. Eine andere Macht hatte die Führung übernommen und seinen Willen ausgeschaltet.
Der Gesang blieb als eine ewige Lockung. Das Licht verschwand ebenfalls nicht, aber etwas anderes erschien, das seine Gedanken völlig durcheinander brachte.
Ein Bau. Eine Gebäude aus Stein, das vorn geöffnet war, weil es ein Portal darstellte.
Peter Scott blieb stehen, ohne dass es ihm richtig bewusst wurde.
Nur konnte er plötzlich wieder denken, als hätte er einen innerlichen Kick bekommen.
Dieser Bau war kein normales Haus. Es war eine kleine Kapelle, die er persönlich nicht kannte, sondern nur aus Erzählungen älterer Menschen.
Ja, die Kapelle hatte es mal hier gegeben. Er wusste auch, dass sich die Menschen davor gefürchtet hatten, denn sie war keine normale Kirche gewesen, sondern ein Haus, das sich die Mitglieder einer Sekte gebaut hatten. Menschen, die einer unheimlichen Kraft zugetan waren. Man hatte in der Umgebung flüsternd vom Teufel gesprochen, denen die Menschen damals dienen sollten.
Der Teufel und seine Verbindungen zu den Menschen. Seine grausame Faszination, die abschreckend und anziehend zugleich winkte.
Bei Peter Scott war das nicht der Fall gewesen, denn er hatte nie etwas von der Hölle wissen wollen.
Wieso war die Kapelle wieder da?
Eine Antwort auf die Frage fand er nicht. Nur merkte er den Druck, der dafür sorgte, dass er nicht mehr stehen blieb und mit langsamen Schritten auf den
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