1413 - Aufstand der Toten
einen Marsmenschen, war mir egal. Ich zögerte keine Sekunde und lief zum Eingang.
Das Flattern, Krächzen und wilde Schreien der Vögel holte mich ein. Ich zog den Kopf ein und duckte mich zugleich, als die Masse über mir hinwegflog. Plötzlich war der Eingang zu klein für sie.
Nicht alle schafften es, beim ersten Anflug in den Bau einzudringen.
Einige von ihnen prallten gegen das Gemäuer rechts und links der Öffnung. Sie wurden zurückgeschleudert und landeten auf der Erde.
Die meisten aber drangen in die Kapelle.
Und dort verursachten sie das Chaos.
Ich war ihnen gefolgt, und plötzlich waren die vielen Vögel, die sich auf die halb verwesten Gestalten stürzten, nicht mehr wichtig für mich, denn ich hatte eine Welt betreten, die so etwas wie ein Stück Hölle sein musste, und ich trug genau das Gegenteil von dem bei mir.
Das Kreuz reagierte!
Es hing vor meiner Brust. Ich hatte es während des Laufens unter der Kleidung hervorgeholt, und auch ich selbst spürte die Kraft, die von ihm ausging.
Das Böse war die Finsternis, das Kreuz aber war das Licht. Und das Licht hatte schon im Anfang der Zeiten die Finsternis besiegt.
Dieser Kampf würde sich fortsetzen bis hin zum Jüngsten Gericht.
Ich erlebte ihn hier ebenfalls.
Das Licht strahlte vom Kreuz ab. Es war der helle, der strahlende Schein, der das Dunkel zerstörte, in dem sich der Teufel und die Hölle badeten.
Die lebenden Leichen standen im Licht. Sie sahen aus wie scharf angemalt, und über ihnen flatterten die Vögel. Einige dieser Tiere hatten die Kreaturen bereits erreicht und waren dabei, sie zu zerhacken.
Jetzt, durch das wundersame Licht, war alles anders geworden.
Kein Vogel schlug mehr mit seinem Schnabel zu. Die Welt in diesem kleinen Umkreis schien den Atem angehalten zu haben.
Auch ich bewegte mich nicht, aber ich wusste auch nicht, wie ich mir vorkomme sollte. Es entsprach nicht meiner Art, den großen Retter zu spielen. Gut, ich war der Sohn des Lichts, was sich wieder mal bewahrheitete, doch die großen Auftritte lagen mir nicht.
Es war nur zu natürlich, dass mein Kreuz auf diese vom Teufel geprägte Atmosphäre reagierte, und so waren all die verdammten Geschöpfte der Hölle in den Bannstrahl dieses Lichts geraten.
Nicht nur ich stand wie eingefroren. Das Gleiche war auch mit den lebenden Leichen geschehen. Der Teufel hatte ihnen die Macht gegeben, um den Aufstand der Toten zu starten, aber das Kreuz hatte die Hölle besiegt, auch wenn die andere Seite dies nicht zugeben wollte.
In diesem Fall wurde sie wieder eines Besseren belehrt.
Lange hielten die verfluchten Wesen der anderen Kraft nicht stand, dann hatten die Kreaturen ihre Existenz verloren. Sie sanken zusammen, und ihre Körper zerfielen zu Staub.
Die Vögel waren davon nicht betroffen. Sie waren zu Beobachtern geworden. Genau wie ich.
Es gab die untoten Kreaturen nicht mehr. Sie waren vernichtet für alle Zeiten.
Wieder waren es die Vögel, die zuerst reagierten. Sie flatterten in die Höhe, denn es gab nichts, was ihren Flug hätte stoppen können.
Keine Decke mehr und auch keine Seitenwände. Die Kapelle war verschwunden, denn der Teufel braucht sie nicht mehr. Er hatte auf den Aufstand seiner Toten gesetzt. Das war jetzt vorbei.
Die genauen Zusammenhänge, die es einfach geben musste, würde mir sicherlich jemand anderer erklärten.
Zum Beispiel Suko, der mich angrinste und mir gleichzeitig lässig zuwinkte…
***
Es gab wirklich eine Menge zu berichten. Viel erfuhren Suko und ich auch von dem Heimatforscher Arnos Wilson und auch Ethan Scott, in dessen Haus wie uns versammelt hatten.
Sein Sohn war nicht bei uns. Er telefonierte mit Mutter und Ehefrau, damit sie so schnell wie möglich wieder zurückkehrten.
Ich wurde hin und wieder angeschaut wie ein lebendes Weltwunder.
Beide Männer konnten nicht begreifen, dass mir so eine mächtige Waffe wie das Kreuz gehörte. Dass es so etwas wie das Kreuz überhaupt gab.
»Es ist eben ein Symbol«, sagte ich, »das gegen das Böse gestellt wurde, und es hat seit zweitausend Jahren nichts von seiner Kraft verloren.«
Keiner widersprach, aber Ethan Scott kam auf das Verhalten der Vögel zu sprechen.
»Es sind sensible Tiere«, erklärte Suko. »Auf keinen Fall wollten sie, dass das Böse gewinnt und ihren Wald und die Felder übernimmt, denn das sind ihre natürlichen Lebensräume. Deshalb versuchten die Tiere das Böse auf ihre Art und Weise zu vernichten.«
»Hätten sie es denn geschafft?«,
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