1413 - Aufstand der Toten
dieser schaurigen Mahlzeit störte…
***
»Jetzt ist es Ihr Job«, hatte Sir James gesagt.
Suko hatte genickt. »Klar, John und Glenda sind ja in Deutschland, wie ich erfahren habe.«
»Dank Glenda. Aber darum geht es nicht.« Sir James legte die Stirn in Falten. »Ich möchte, dass sie sich eine Leiche anschauen, die man auf einem Acker fand.«
»Und warum?«
»Es gibt da einige Probleme.«
»Mit dem Toten?«
Sir James hob die Schultern. »Nichts ist sicher. Es kann etwas zu bedeuten haben, muss aber nicht.«
Suko passte es nicht, dass sein Chef so rätselhaft sprach. Außerdem war er das von ihm nicht gewohnt, und deshalb fragte er ganz konkret: »Wo kann ich die Leiche besichtigen?«
»Sie liegt in Rayleigh.«
Suko krauste die Stirn. »Ist das nicht ein Ort an der Ostküste? Oder nahe daran?«
»Genau. Und der Tote liegt dort in einem Leichenschauhaus. Es handelt sich um eine männliche Person.«
»Tot ist tot.«
»Stimmt auch wieder.«
»Und warum soll ich die Leiche besichtigen?«
Sir James lächelte. »Das wird man Ihnen dort noch in allen Einzelheiten erklären. Ich kann nur soviel sagen, dass wir es wohl mit keinem normalen Toten zu tun haben. Er soll auch nicht besonders gut aussehen. Der Polizeichef von Rayleigh, der zugleich auch Chef von Westend-on-Sea ist, hat mich informiert. Wir kennen uns seit einigen Jahren und sind uns auch auf irgendwelchen Symposien begegnet. Ich halte den Kollegen nicht für einen Spinner. Wenn er mich um etwas bittet, hat er einen Grund dafür. Um es kurz zu machen: Dieser Tote gibt den Leuten Rätsel auf.«
»Gut, dann werde ich sofort fahren.«
»Das ist am besten.« Sir James lächelte. »Machen Sie einen Ausflug, das Wetter lädt praktisch dazu ein. Blauer Himmel, wenige Wolken, sogar Sonne. Ich an ihrer Stelle würde gern fahren.«
Danach hatte Suko keine Fragen mehr gestellt, aber er war froh gewesen, sich mal wieder in seinen BMW setzen zu können, um ihm die Sporen zu geben.
Er musste in Richtung Küste fahren und konnte die Schnellstraße nehmen. Eine Autobahn gab es zwar nicht, aber auch so erreichte er sein Ziel; das war um die Mittagszeit.
An der Küste schien ebenfalls die Sonne. Die Luft war klarer als im Moloch London, und als Suko durch die Straßen von Rayleigh kurvte, dachte er daran, dass er sich nachträglich ein Navigationssystem hätte einbauen lassen sollen.
Jedenfalls erreichte er sein Ziel. Das Polizeigebäude war ein Backsteinbau, der in einer ruhigen Seitenstraße lag. Zu ihm gab es eine Zufahrt. Man musste eine Schranke und eine Kontrolle durch einen Beamten überwinden, was für Suko kein Problem war. Danach rollte er auf einen großen Hof und war erstaunt, dass es von weiteren Gebäude begrenzt wurde, die allesamt zur Polizei gehörten. Allerdings auch zur Gerichtsmedizin, und die steuerte Suko an.
Auch hier musste er sich anmelden und seinen Ausweis vorzeigen. Sir James hatte ihm noch den Namen des Pathologen gesagt, und so fragte Suko nach einem Dr. Quinn.
»Moment, Kollege, warten Sie. Ich werde ihn anrufen.«
»Danke.«
Suko ließ sich auf einer Bank nieder, deren Holz glänzte und schon abgewetzt war. Er dachte daran, dass auf diesem Platz wohl schon zahlreiche Menschen gesessen hatten, die darauf warteten, Tote zu identifizieren. Da hätte die alte Bank Geschichten erzählen können.
Sir James hatte Suko auch geraten, sicherheitshalber eine Reisetasche zu packen. Schließlich konnte man nie wissen, was sich aus dem Fall noch entwickelte.
Der Kollege von der Anmeldung verließ seinen alten Kasten und kam zu Suko. Auf dem Steinboden verursachten seine Tritte Echos.
Die grauen Wände glänzten matt, unter der Decke hingen Lampen, deren Umschalungen mit Fliegendreck besprenkelt war, die Luft roch irgendwie künstlich, und das ganze Ambiente hatte nichts mit den Räumen der Pathologie zu tun, die man aus Filmen oder TV-Serien kennt.
»Sie sind aus London gekommen, nicht wahr?«
»Genau.«
Der Kollege schüttelte den Kopf, auf dem graues Haar wuchs.
»Nein, meine Zeit dort ist vorbei. Die liegt lange zurück. Ich möchte da nicht wieder wohnen. In zwei Jahren werde ich pensioniert, und dann bleibe ich hier an der Küste. Meine Frau und ich haben ein kleines Haus gebaut. Im Sommer vermieten wir einige Zimmer, das ist nicht schlecht.«
»Stimmt.«
»Sagt Ihnen London zu, Inspektor?«
Suko winkte ab. »Man hat sich daran gewöhnt, und man wird dort als Polizist nicht arbeitslos.«
»Ha, ha, da sagen Sie was. Aber
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