1413 - Aufstand der Toten
dann…
Sie kamen aus der Luft und hatten sich zu einem Schwarm zusammengefunden. Sie tobten durch den Wald. Das wilde Schlage der Flügel übertönte alle anderen Geräusche. Sie verdeckten den Blick auf den Himmel, und das alles nahm Peter Scott innerhalb von wenigen Sekunden wahr. Er zog darauf auch die richtigen Schlüsse.
Für ihn war die Sache gelaufen. Er brauchte sich nicht mehr um den Zombie zu kümmern.
Die unterschiedlich großen, aber fast nur schwarzen Vögel wollten nichts von ihm. Ihr Interesse galt einzig und allein dem Zombie.
Der stand in seinem Loch. Er hatte sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet, als wollte er die verdammten Vögel begrüßen. Er winkte ihnen sogar mit seinen Armen zu.
Nicht lange.
Plötzlich waren sie da!
Und alle jagten auf ihn nieder. Es gab keinen Vogel, der in irgendeinem Baum sitzen geblieben wäre. Sie alle kannten nur dieses eine Ziel, und Peter Scott wankte zurück.
Sie ließen dem Zombie keine Chance. Sie schlugen mit ihren Flügeln, sie schrieen, sie krächzten und tobten, und sie drücken mit ihrem Gewicht den Zombie wieder zurück in das Laub.
Dann hackten sie zu. Ihre Köpfe mit den Schnäbeln bewegten sich ruckartig hin und her. Die Spitzen fanden immer wieder Ziele.
Fleisch klebte noch genug an dem alten Gebein. Sie rissen es ab, sie schluckten es. Sie behackten sich in ihrer Gier zudem gegenseitig, verletzten sich, und die größeren Vögel traten die kleinen nieder.
Peter Scott schaute zu.
Er fragte sich, ob er sich in der Realität befand. Für ihn war es ein Albtraum, der zwar einen Anfang gehabt hatte, bei dem ein Ende allerdings nicht abzusehen war.
Es war einfach zu grauenhaft. Das glaubte niemand, dass Vögel so extrem sein konnten.
Hin und wieder sah er welche in die Höhe fliegen mit der Beute in den Schnäbeln. Da hingen Hautstücke und verfaulte Fleischfetzen hervor wie zuckende Würmer. Es war einfach nur eklig, das zu sehen.
Aber es war seine Rettung. Peter gestand sich ehrlich ein, dass er es aus eigener Kraft wohl nicht geschafft hätte, diese verdammte Gestalt zu bezwingen.
Jetzt taten es die Vögel!
Sie hackten immer noch zu, um auch die letzten Reste Fleisch mit ihren Schnäbeln zu reißen.
Einige der Angreifer waren selbst so schwer verletzt worden, dass sie es nicht mehr schafften, in die Höhe zu steigen. Sie blieben auf dem Erdboden liegen. Manche mit zuckenden Schwingen, einige von ihnen schrieen ihre Not hinaus, doch die meisten machten sich noch immer über die Zombiegestalt her.
Scott merkte, dass ihm der Schweiß in Strömen über das Gesicht rann. Er konnte es nicht fassen und fühlte sich selbst wie aus dem normalen Leben gerissen. Es war grauenhaft und unglaublich. Dass so etwas in einem normalen Alltag passieren würde, damit hatte er nie im Leben gerechnet. Aber es war geschehen und geschah noch immer, obwohl er nicht mehr hinschaute, denn er hatte sich umgedreht.
Wie lange er so gestanden hatte, wusste er nicht. Dann hörte er wieder das Brausen, und er sah die schnellen Schatten, die an ihm vorbeihuschten und innerhalb kürzester Zeit im Wald verschwanden.
Die Vögel stiegen in den Himmel. Sie schrieen noch ihren Triumph heraus. Sie hatten es geschafft. Sie waren endlich gesättigt.
Nun bewegte sich auch Peter Scott. Im Zeitlupentempo drehte er sich um. Er wusste, dass ihn ein schlimmer Anblick erwartete.
Es war in seiner Nähe nicht ganz still geworden. Er vernahm hin und wieder noch ein Schreien, aber viel leiser als sonst. Es klang auch verzweifelter.
Zuerst sah er die verletzten Vögel. Es waren rund ein halbes Dutzend Tiere. Sie konnten nicht mehr fliegen. Sie würden elendig verrecken.
Sein Blick traf das mit Laub gefüllte Loch. Seine Augen weiteten sich. Scott wollte es kaum glauben, was ihm da geboten wurde, aber es stimmte tatsächlich.
Diese Kreatur würde sich nie mehr erheben, um zu töten. Dafür hatten die Vögel gesorgt.
Die Schnäbel hatten ganze Arbeit geleistet. Nicht nur die alte Haut und das verdorbene Fleisch hatten sie von den Knochen gerissen, die harten Schnäbel hatten es tatsächlich geschafft, große Teile des Skeletts zu zerhacken.
Der Schädel war vom Kopf getrennt. Auch ihn hatte man abgenagt bis auf das blanke graue Gebein. Selbst aus den Augenhöhlen hatten die Schnäbel den Inhalt geholt.
Peter Scott wischte sich mit einer sehr langsamen Bewegung über die Stirn. Sein Blick war ins Leere gerichtet. Er hatte das Gefühl, nicht mehr in der normalen Welt zu stehen.
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