1413 - Enklave Chronopuls-Wall
erklärte der Orter. „Er hat die Waffe weggeworfen", ergänzte der syntronische Rechner. „Er geht richtigerweise davon aus, daß wir sie orten können."
„Das beweist immerhin eine gewisse Intelligenz", stellte Atlan ironisch fest. „Wo ist dieses Wesen jetzt, und wie sieht es aus?"
Die Farben auf den Monitorschirmen veränderten sich, aber es erschienen keine neuen Formen, „Tut mir leid", bedauerte die Syntronik. „Da draußen ist etwas, was mich erheblich stört. Es scheint von den Früchten der Bäume auszugehen. Sie haben eine Eigenstrahlung, die mich daran hindert, das Wesen ortungstechnisch zu erfassen."
*
Immer dichter prasselte der Regen herab, und krachend schlugen die Blitze in seiner Nähe ein. Quagon-Tarmor hatte Mühe, sich zu orientieren.
Bela - wo bist du!
Das doppelköpfige Wesen antwortete erst nach geraumer Weile, so als habe es ihn nicht gehört. Das aber konnte nicht sein. Er war für die Gedanken des Venxentrariers offen und hätte eigentlich sofort reagieren müssen.
Ganz in der Nähe. Kannst du mich nicht sehen?
Es war das erste Mal, daß Quagon-Tarmor so etwas wie Ungehorsam bei der Gen-Kreatur bemerkte. Er dachte daran, wie er vor vielen Jahren mit den Experimenten begonnen hatte. Sein Ziel war es gewesen, sich zuverlässige Helfer zu schaffen, die von Natur aus das mitbrachten, was er für seine Arbeiten benötigte. Seine Ziele waren zunächst sehr hochgesteckt gewesen. Später hatte er erkennen müssen, daß es ohne Kompromisse nicht ging. Seine Idealvorstellungen waren nicht zu verwirklichen.
Obwohl er über eine hervorragende Ausrüstung verfügte, war er immer wieder gescheitert. Viele der Apparaturen, die er mit dem Beiboot hatte retten können, waren beschädigt worden und mußten repariert werden. Nicht alle Schäden aber hatte er beheben können. Die Folge war, daß es immer wieder zu Ausfällen kam, oder daß die Gen-Manipulationen nur teilweise gelangen.
Nach vielen Jahren der quälenden Einsamkeit war er sich wie Gott vorgekommen, der alles erschaffen konnte, was ihm in den Sinn kam. So hatte er beispielsweise das Erbgut eines Leuchtkäfers in das eines Wesens eingebracht, was wie eine wandelnde Säule von etwa anderthalb Metern Größe aussah.
Er wollte den oberen Teil dieser Säule mit Leuchtkörpern versehen, so daß sein Begleiter ihm immer Licht spenden konnte, ganz gleich, wo er war. Das Resultat war unbefriedigend gewesen, und er hatte sich bei seinen Experimenten lieber auf andere Dinge konzentriert.
Nicht ein einziges Mal aber war es vorgekommen, daß sich eines seiner Kunstwesen gegen ihn aufgelehnt hatte.
Sie waren alle gehorsam gewesen und hatten ihm bedingungslos gehorcht.
Jetzt spürte er, daß es bei Bela anders war. Das Echsenwesen schien so etwas wie ein Eigenleben zu entwickeln. Es beugte sich ihm offenbar nicht mehr bedingungslos, so wie er es erwartete.
Quagon-Tarmor beschloß, Bela genau zu beobachten und bei weiteren Anzeichen des Ungehorsams sofort zu liquidieren.
Er befand sich in einer krisenhaften Situation, und er war nicht bereit, ausgerechnet von Seiten eines seiner Geschöpfe Schwierigkeiten hinzunehmen.
Nach wie vor war es sein Ziel, ein Raumschiff zu erobern und damit zu verschwinden. Diesem Ziel war er noch nicht einen einzigen Schritt näher gekommen. Im Gegenteil. Er sah ganz so aus, als hätten sich seine Chancen verringert, diesen Planeten endlich verlassen zu können.
Die Schuld daran gab er jenem geheimnisvollen Wesen, das unmittelbar neben ihm und seinem Labor gelebt und gearbeitet hatte, ohne sich ihm zu offenbaren.
Es beweist mir, daß Wesen, die sich fremd sind, sich auch fremd bleiben, dachte er. Es gibt keine Brücke der Verständigung zwischen ihnen. Das hat die Natur so eingerichtet, und das wird sich auch nicht ändern.
Quagon-Tarmor stutzte, als werde er von diesem Gedanken überrascht. Der Begriff „Natur" erschien ihm allzu leichtfertig.
Was war Natur, und wo endete sie.
Gehörten seine Experimente noch der Natur an oder jenem „Fremden", das unvereinbar war mit der Natur.
Was sind das für Gedanken, schalt er sich. Du bist selbst ein Teil der Natur, also gehört alles zu eben dieser Natur, was du tust, und nicht zu einem anonymen fremden Bereich!
Bela tauchte vor ihm aus dem Regen und der Dunkelheit auf.
Ich bin dir gehorsam, Herr, beteuerte die Echse unterwürfig. Ich würde niemals auf den Gedanken kommen, dich zu verraten, oder irgend etwas zu tun, was dir schaden könnte.
Der
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