1414 - Der letzte Aufbruch
benachbarten Wohnräume an."
„Nehmen wir sie mit?" fragte ein Mann der Jet-Besatzung und deutete auf den Fund.
January wagte es nicht, näher an die drei Toten heranzutreten. „Abwarten", entschied er. „Ich rufe den Skipper an. Die CORDOBA hat ihr Manöver beendet. Seht euch um."
Die beiden Besatzungsmitglieder verschwanden in den Nebenräumen.
Weitere Frauen und Männer der Enterkommandos hielten sich in anderen Bereichen des etwa hundert Meter langen Hauptschiffskörpers auf.
Khemo-Massai rief das Mutterschiff an.
Ratber Tostan meldete sich augenblicklich.
Sein Brustbild erschien auf dem Minibildschirm des Innenhelms. „Was entdeckt, Massai?" drang seine Stimme aus dem Mikrokom.
January schaltete die Breitstrahlbeleuchtung des TSS an. Die Dunkelheit wurde von der Lichtflut durchschnitten.
Die Mikrokamera richtete er auf den Hintergrund der Zentrale. „Wir haben drei Kartanin gefunden", berichtete er. „Sie müssen schon lange tot sein. Die Körper sind mumifiziert. Die Druckhelme ihrer Raumanzüge sind geöffnet. Es sieht so aus, als hätten sie keinen Sauerstoff mehr gehabt. Das müßte aber bedeuten, daß..."
Er zögerte. Tostans Frage kam überlaut aus seinem Hinterohr-Mikrokom. „Was? Was könnte es bedeuten?"
„Nun ja, wenn sie keine interne Atemluft mehr hatten, muß die Zentrale ebenfalls schon luftleer gewesen sein."
„Oder sie enthielt giftig gewordene Luft.
Was meldet dein Pikosyn? Sind Restpartikel vorhanden?"
Khemo trat auf die Toten zu. Sie lagen ausgestreckt in einer Ecke des Raumes.
Die Mikrosyntronik des TSS fächerte den Lichtstrahl noch weiter auf. January beugte sich vor. Auf Tostans Bildschirmen wurde jeder Einzelheit erkennbar. „Es sieht alles ganz friedlich aus", meinte Khemo. „Ein Kampf hat hier sicherlich nicht stattgefunden. Sie liegen vor einem großen Gerät mit geneigten Schaltflächen. Könnte ein Hypersender sein."
„Cynta spricht", vernahm Khemo die Stimme der Syntronikerin. „Du solltest besser nicht theoretisieren. Wir stellen das noch genauer fest. Sind atmosphärische Restspuren vorhanden?"
Khemo erinnerte sich an Tostans gleichlautende Frage. „Hier und da wurden ein paar Wasserstoffmoleküle angezeigt, aber die gibt es in der Hera-Bucht überall. Nein, von Atemluft im Sinne des Wortes findet sich keine Spur. Wenn sie mit Schadstoffen so übersättigt war, daß die drei Kartanin daran sterben mußten, so ist sie nach deren Tod abgeblasen worden. Hier haben wir das übliche Vakuum. Was soll ich tun? Ich wage es nicht, die Mumien zu berühren.
Können sie zerfallen?"
„Finger weg, Massai!" gebot Tostan. „Das wird von Rodninas Medorobots erledigt. Wir schleusen sie aus. Hat die Steuerpositronik des Schiffes abgeschaltet? „ „Da bin ich überfragt. Einige beleuchtete Symbolgruppen verraten mir nicht viel.
Unser Hammerpreß-Beschuß hat das Haupttriebwerk des Mittelrumpfes stark beschädigt, die Aggregate des linken Auslegers aber nicht angekratzt. Zur Not hätte das Schiff noch manövrieren können.
Wir haben weder Lebensmittel noch andere Versorgungsgüter gefunden. Es scheint, als hätten die drei ehemaligen Besatzungsmitglieder alles Lebensnotwendige bis zum letzten Rest aufgebraucht."
„Wir sehen uns die Sache näher an", entschied Tostan. „Schwere Jäger dieser Baureihe hatten in der Regel mindestens hundert Mann an Bord. Die alten Positroniken mußten durch manuelle Schaltungen unterstützt werden.
Wahrscheinlich hat man die zuerst verstorbenen Artgenossen dem freien Raum übergeben. Die drei mumifizierten Kartanin könnten die letzten Besatzungsmitglieder gewesen sein. Warte die Ankunft der Medoroboter ab.
Anschließend auf euren Jets einschleusen."
January Khemo-Massai bestätigte und schritt vorsichtig auf das offenstehende Luk zu. An Bord dieses Schiffes hatte er nichts mehr verloren.
*
Rodnina Kosnatrowa hatte die Untersuchung der drei Mumien unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen vorgenommen. Die von Mikroorganismen drohende Gefahr durfte nicht unterschätzt werden.
Der Befund der syntronisch gesteuerten Analyse war jedoch einwandfrei. Die drei männlichen Kartanin waren nicht an Infektionen verstorben, sondern in der Tat erstickt.
Das Unheil mußte bereits vor etwa 650 Jahren über die Katzenwesen hereingebrochen sein. Die Altersbestimmung ließ daran keine Zweifel offen. Die Überprüfung der Haupt-Kommandopositronik durch Posy Poos und andere Spezialisten war abgeschlossen. Eine noch intakte
Weitere Kostenlose Bücher