1414 - So rächt sich ein Vampir
dass sie sich heraushalten sollte. Das Spiel würde ohne sie laufen, auch wenn sie das wahnsinnig ärgerte.
Justine dachte an Mallmann. Wie würde er ihr Erscheinen aufnehmen? Er hatte sie lange Zeit bedrängt, damit sie sich ihm wieder anschloss. Er hatte ihr sogar gedroht, als sie sich geweigert hatte, deshalb hatte sie ihn damals an Assunga und John Sinclair ausgeliefert, indem sie ihn in die Falle der Hexen lockte.
Offiziell würde sie ja an seiner Seite stehen, und sie war auch neugierig, wie groß seine Macht inzwischen angewachsen war. Auch er hatte Feinde. Besonders Assunga mit ihren Hexen. Sollte Dracula II tatsächlich zu einem Machtfaktor geworden sein, würde Justine sich ihren Plan noch mal durch den Kopf gehen lassen.
Sie als Vampirin war mit besonderen Sinnen ausgestattet. Obwohl sie nach vorn schaute, merkte sie, dass sich im Zimmer etwas verändert hatte. Sie dachte sofort an Saladin und drehte sich mit einer recht gelassenen Bewegung um.
In der Mitte des Raumes stand so etwas wie eine Luftsäule, und einen Moment später hatte er sich materialisiert. Für einen Augenblick wirkte sein Körper irgendwie gläsern, dann war auch das vorbei, und er stand mit ausgebreiteten Armen vor ihr.
»Nun?« Mehr fragte er nicht und schaute sie nur mit funkelnden Blicken an, ohne sie aber hypnotisieren zu wollen, was er bei ihr ja auch nicht schaffte.
»Ja.«
»Was heißt das?«
»Ich gehe mit!«
Saladin schien überrascht. »Habe ich richtig gehört?«
»Hast du.«
Er konnte es noch immer nicht glauben. »Dann hast du dich für uns entschieden?«
»Ich habe darüber nachgedacht.«
Ein Grinsen huschte über seine Lippen. »Das ist großartig, Justine. Das wird Mallmann freuen. Wir hätten fast eine Wette abgeschlossen. Er war der Meinung, dass du nicht zu ihm kommen würdest nach allem, was geschehen ist. Aber das ist wohl jetzt völlig anders.«
»Du kannst davon ausgehen.«
Saladin kicherte. »Mallmann wird Augen machen. Es gibt doch immer wieder Wunder.«
»Was ist mit Marek?«
»Interessant, dass du nach ihm fragst. Es gibt ihn noch.«
»Als was?«
Saladin sagte zunächst nichts. »Was soll die Frage? Interessierst du dich so sehr für ihn?«
»Er ist ein Feind.«
»Das beruhigt mich. Ja, es gibt ihn noch. Er existiert weiterhin, auch wenn er jetzt in…«
»Du hast mich nicht verstanden, Saladin. Ich will wissen, als was er existiert?«
»Noch als Mensch.«
»Das ist gut.«
»Warum?«
»Weil ich scharf auf sein Blut bin!«
Der Hypnotiseur wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. »Das ist Mallmann auch«, sagte er schließlich.
»Er sollte es mir gönnen, denn ich habe ihn vom Scheiterhaufen der Hexen geholt. Das darf er nicht vergessen.«
»Gut, es ist dein Problem. Bist du bereit – oder willst du noch etwas.«
»Nein, ich bin bereit.«
»Gut.« der Hypnotiseur trat näher und streckte ihr seine Hände entgegen. Justine erfasste sie.
Das Blut zirkulierte in den Adern des Saladin. Sie konnte es spüren, es riechen und beinahe schon schmecken.
Er erriet ihre Gedanken. »Lass es sein, Justine…«
»Klar.«
Ihre Antwort verlor sich, denn die Kraft der Teleportation schaffte beide aus dem Zimmer…
***
Freudig gestimmt waren wir nicht eben, als wir das Haus der Jane Collins verließen. Diesmal setzte ich mich hinters Lenkrad, doch auch jetzt steckte mein Kopf noch voller Gedanken.
Suko merkte, dass ich grübelte, und ließ mich deshalb in Ruhe. Er wurde nur aufmerksam, als ich einen öffentlichen Parkplatz ansteuerte, auf dem es genügend freie Plätze gab.
Als das Geräusch des Motors verstummte, fragte Suko: »He, was ist denn jetzt los?«
»Ich muss mal reden.«
»Okay.«
Ich schaute nach vorn und sah eine Wand aus Buschwerk, die den Platz an dieser Seite begrenzte.
»Die Sache gefällt mir nicht. Sie geht mir völlig quer, verdammt.«
»Mir ebenfalls.«
Ich schlug mit der flachen Hand gegen das Lenkrad. »Und wir können nichts tun. Ich komme mir wie abgestellt vor. Wir stehen auf einem leeren Gleis und schauen einem fahrenden Zug nach.«
»Perfekt.«
»Aber ich will nicht, dass es so bleibt, Suko. Verstehst du das?«
»Musst du mir nicht sagen. Du willst also in Mallmanns Vampirwelt.«
»Sicher. Oder glaubst du, dass ich mich allein auf Justine Cavallo verlasse? Sicherlich nicht. Angeblich steht sie auf unserer Seite, aber ich traue ihr nicht. Sie ist eine Blutsaugerin und kann in ihrer Entscheidung leicht kippen, wenn sie sich in ihrem ureigensten
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