1414 - So rächt sich ein Vampir
Vampirwelt…
***
Justine Cavallo war froh, als die beiden Geisterjäger sie verließen.
Darauf hatte sie gedrängt. Nur Jane Collins war bei ihr geblieben.
Die konnte Justine nicht verscheuchen, denn ihr gehörte schließlich das Haus.
Jane hatte ihre beiden Freunde noch bis zur Tür gebracht. Jetzt kam sie wieder die Treppe hoch, um ihre kleine Wohnung zu betreten.
Justine stand im Flur. Sie hörte die Echos der Tritte und stellte fest, dass Jane nicht eben flott die Stufen hochschritt. Sie schien unter einer schweren Last zu leiden.
Justine verzog sich nicht in ihr Zimmer, und ein Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie Jane anschaute.
»Sieht nicht gut aus, wie?«
»Das könnte sich ändern, wenn du dich an das hältst, was abgesprochen wurde.«
»Traust du mir nicht?«
»Ich habe Zweifel.«
»Keine Sorge, Jane, ich werde mein Versprechen einlösen. Ich stelle mich offiziell wieder auf die Seite meiner Artgenossen.«
»Schön.« Janes Blick nahm einen harten Ausdruck an. »Und solltest du auf dieser Seite bleiben wollen, dann tu es. Aber dann werden wir dich jagen, das kann ich dir versprechen. Du bekommst keine Chance mehr zur Rückkehr.«
»Langsam, Jane. Was soll diese Aggressivität mir gegenüber? Ich habe mich kooperativ verhalten.«
Jane nickte. »Nach außen hin schon. Nur weiß ich nicht, wie du in Wirklichkeit denkst. Du lebst zwar bei mir, aber du hast noch immer dein eigenes Spiel getrieben.«
»Das wird sich auch nie ändern.«
»Genau das ist der Punkt. Und deshalb kann ich dir nicht trauen.«
»Was willst du machen?«
»Ich kann ja nichts tun«, erklärte Jane, »obwohl… wenn ich näher darüber nachdenke, gibt es schon eine Möglichkeit.«
»Ich höre.«
»Du könnest mich mit in die Vampirwelt nehmen. Vier Augen sehen mehr als zwei!«
Die blonde Bestie erwiderte zunächst nichts darauf. Sie war einfach zu überrascht und schüttelte nach einer Weile den Kopf.
»Das… das … ist doch nicht dein Ernst?«
»Ich habe keine Lust auf Späße!«
»Vier Augen sehen mehr als zwei…«, wiederholte die Cavallo. Sie lachte laut auf. »Ja, aber zwei Augen können auch die anderen beiden kontrollieren. Ich denke, dass es darauf hinausläuft, Jane. Du traust mir nicht und willst mich unter Kontrolle haben.«
»Also bleibt es bei deinem Entschluss?«
»Hundertprozentig.«
»Schade.«
Die Cavallo sagte nichts mehr. Sie schaute Jane noch kurz in die Augen und drehte sich dann abrupt um. Die Tür zu ihrem Zimmer stieß sie auf, blieb auf der Schwelle aber noch mal stehen.
»Hüte dich, Jane. Hüte dich davor, mir nachzuschleichen.«
»Würdest du mich dann töten?«
»Ha! Vergiss nicht, dass ich dir schon das Leben gerettet habe. Als dich die Doppelgängerin der Cynthia Black im Krankenhaus aufsuchte.« [3]
»Was willst du mir dann sagen?«
»Du könntest alles zerstören, Jane!«
Nach diesen Worten schloss Justine die Tür und ließ Jane wie einen begossenen Pudel stehen. Die Detektivin war sauer. Sie kam sich so verdammt überflüssig vor. Vor allem aber fragte sie sich noch immer, ob es richtig war, dieser Unperson ein so großes Vertrauen entgegen zu bringen.
Sie drehte sich ebenfalls um und ging mit schweren Schritten zurück in ihre Wohnung. Selten hatte sich Jane so ausgeklammert gefühlt wie in dieser Nacht.
Vor Wut ballte sie die Hände. »Verdammt noch mal!«, zischte sie leise. »Was kann man denn noch machen?«
Niemand gab ihr eine Antwort. Auch sie selbst war ebenfalls nicht in der Lage, dies zu tun…
***
Justine Cavallo war froh, wieder allein zu sein, und sie bereute ihren Entschluss noch immer nicht. Es gefiel ihr, als Joker eingesetzt zu werden. Sie baute darauf, dass Saladin in nächster Zeit noch einmal erscheinen würde, um zu erfahren, wie sie sich entschieden hatte, und Justine hoffte, dass er vom Besuch ihrer ›Partner‹ nichts mitbekommen hatte.
Die blonde Bestie öffnete das Fenster. Noch immer freute sie sich.
Es kam jetzt auf sie an. Nur sie konnte die Dinge ändern. Sie konnte auch alles so belassen und sie andere Seite durch ihr Zutun stärken.
Für sie sah die nahe Zukunft sehr interessant aus. Mitmischen und selbst die Akzente setzten, genau das gefiel ihr.
Die Tür hatte sie wieder von innen abgeschlossen, und vor dem offenen Fenster stehend überlegte sie, ob sie nach draußen klettern oder hier im Zimmer auf Saladin warten sollte.
Er erwartete ihre Entscheidung, und er würde sie bekommen.
Hoffentlich hatte Jane Collins kapiert,
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