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machte er seinen Chef Professor Alfred Brunner auf drei tödliche Vorfälle aufmerksam, die nach seiner Meinung vermeidbar gewesen wären. So rasant entwickelten sich die Kenntnisse und Verfahren der Anästhesie.
1955 ersuchte Hossli, seit einem Jahr leitender Arzt der neu geschaffenen Anästhesieabteilung, um einen Landeplatz für den Rettungshelikopter in der Nähe des Unispitals. Drei Jahre später bewilligte die Zürcher Regierung die «gelegentliche» Nutzung des Sportplatzes der Kantonsschule Zürich (heute Rämibühl). Umständliche, zeitraubende Transporte! Vor jeder Landung waren diverse Massnahmen notwendig, vom Einholen der Einwilligung des Hauswarts bis zur Benachrichtigung der Polizei, damit sie den Platz absperrte. Die städtische Sanität fuhr dann den Patienten über verkehrsreiche 500 Meter zur Notfallaufnahme.
1958 übernahm Georg Hossli die ärztliche Betreuung bei der Rega. «Dringliche Medizin war für uns Ärzte interessant und wichtig.» Er führte die Bewusstlosen-Lagerung ein, die Mund-zu-Nase-Beatmung, die externe Herzmassage.
Pleuritis exsudativa. Nach fünfzehn Jahren und mehreren Nachkuren wurde Hossli 1959 als geheilt erklärt, wieder eingemustert und zur Sanität umgeteilt, kam 1967 in den Armeestab als Verantwortlicher für Anästhesie und Intensivbehandlung im Rang eines Oberstleutnants. Er trug wesentlich bei zur Entwicklung der Feldnarkose-Ausrüstung, des Militär-Kreislauf-Narkoseapparates, des Wiederbelebungstornisters und so weiter. Mit Peter Dangel, Chefarzt Anästhesie des Kinderspitals, gründete er den Militärhelikopter-Rettungsdienst, bildete Ärzte und Rettungssanitäter, darunter 224 Zahnärzte, zu Militär-Anästhesisten aus.
Hossli war ein hartnäckiger Bittsteller. Man spottete über seine ersten Gesuche um einen Landeplatz auf dem Dach des Universitätsspitals. Das Spital sei ohnehin überfüllt. Dazu der Lärm. Und was, wenn der Heli in Brand gerät, das Benzin ins Spital läuft? Die grosse Angst vor dem Notfalltourismus via Spitaldach. Der Regierungsrat lehnte zunächst ab. Am 6. August 1970 war es dann doch so weit, die Versuchslandungen von Rega und Luftwaffe waren erfolgreich (die Armee operierte zur Zeit des Kalten Krieges mit eigenem Luftrettungsdienst; auf den geheimen Höhen-Richtstrahlstationen konnte sie ja nicht die Rega rufen…).
Von Beginn an stellte Hosslis Institut die Ärzte für die steigenden Einsätze der Rega-Basis Zürich, die ihren Heli ab Mitte Mai 1972 auf dem Dach des Kinderspitals stationieren durfte. 1975 richtete Hossli – alternierend mit dem Kinderspital – einen Bereitschaftsdienst ein. Was von den freiwilligen Notärzten einiges verlangte: «Parat sein in der Dienstzeit, auch bei Nacht und misslichen Flugverhältnissen, die Fähigkeit zur raschen, summarischen Untersuchung, erste ärztliche Hilfe, Entschlusskraft bezüglich Wahl des Zielspitals – klassische Notarztqualitäten.» Hossli kämpfte auch um Einsätze bei Verkehrsunfällen. Im Frühjahr 1975 bewilligte der Zürcher Regierungsrat einen halbjährigen Versuch für die Strassenrettung mit Ambulanzhelikoptern der Rega.
Die Entwicklung der Rega hat Hossli an der Front wie im Stiftungsrat mitgeprägt. Der Anästhesist leistete ein paar Hundert Flugeinsätze. Er erinnert sich an abenteuerliche und dramatische Rettungen. Im August 1958 war ein Senn auf der Suche nach einer Kuh auf einer Alp im Kanton Glarus abgestürzt. Ein heikler Absprung für die drei Fallschirmer aus einer DO-27. Nachts und bei strömendem Regen brachten sie den Verletzten über glitschige Hänge zur Seilbahn und ins Spital.
1968 verunfallte ein Bauarbeiter im Stollen auf dem Oberalppass. Offene Trümmerfraktur des rechten Unterschenkels. Schwierige Bergung im verschneiten Steilhang. «Weil das Bein schief herausragte, brachten wir den Mann nicht in den Heli und mussten die seitliche Tür aushängen. Wir werden nicht nach Zürich kommen, dachte ich. Christian Bühler konnte vor Kälte kaum fliegen, ich den Patienten kaum betreuen.»
Er erzählt von hektischen Organtransporten, bei denen jede Minute zählte und meist zwei Teams im Einsatz waren, eines transportierte das Organ, das andere den Empfänger. «Für Herztransplantationen, die ersten machte Professor Ake Senning 1969, holten wir mit dem Learjet das Herz des Spenders, zum Beispiel in der Westschweiz, spurteten in Zürich-Kloten zum Heli, der ins Unispital flog, wo der bereits narkotisierte Empfänger lag.»
«Besonders tragisch» war das
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