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1414

1414

Titel: 1414 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schläpfer
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Unglück in Feldmeilen im Januar 1971. Zwei Züge des «Goldküstenexpress» mit je 200 Passagieren prallten um 20 Uhr zusammen. Gegen fünfzig Verletzte, sieben Tote. Schnee lag, es war dunkel und bitterkalt. Georg Hossli organisierte vor Ort die chaotisch angelaufene Hilfe. «Eine Siebzehnjährige war eingeklemmt, beide Beine gequetscht, schockiert, in die zerfetzte Leiche ihrer Freundin eingepresst, eine scheinbar hoffnungslose Situation.» Er tat, was möglich war: Schockbehandlung mit Infusionen, intravenöse Schmerzbekämpfung, Überwachung und Zuspruch während der neunstündigen Bergungsaktion.
    Georg Hossli hat auch den ersten Rechtsstreit zwischen der Rega und einem Auftraggeber miterlebt. Im September 1972 hätte er eine in Griechenland schwer verletzte Amerikanerin auf Wunsch ihres Vaters in die Schweiz holen sollen. In einem gecharterten Learjet flog die Crew nach Athen. Hossli stellte fest, dass die Patientin wohlversorgt und ein Transport nach Zürich «weder indiziert noch empfehlenswert» war. Damit begann ein «gewaltiger Papierkrieg». Ein halbes Jahr nach dem Einsatz erhielt Hossli einen Scheck über 443 US-Dollar, den er der Rega weiterleitete. Vier Jahre später war der Fall abgeschlossen – die Rettungsflugwacht musste die ganzen Einsatzkosten von 15 000 Franken abschreiben.
    Auch das Erdbeben in Friaul, im Mai 1976, mit 3000 Verletzten und 965 Toten, erlebte Georg Hossli als Notarzt – unter Leitung von Arthur Bill (Schweizer Katastrophenhilfekorps) und Plinio Pedrini (technischer Rega-Leiter). Eine bittere Erfahrung war 1978 die Gasexplosion auf dem Campingplatz von Los Alfaques in der Nähe von Reus (Spanien). Man sprach von 250 Schwerverletzten und 180 Toten. «Die Katastrophe überstieg die schlimmsten Befürchtungen. Rega und Deutsche Rettungsflugwacht rüsteten eine gecharterte DC-9 zur Intensivstation um. Ich flog als medizinischer Leiter mit zehn Ärzten und Krankenschwestern an den Unglücksort, dann mit Chirurg Edgar Frei weiter nach Barcelona, um in der Verbrennungsstation des Unispitals nach Schweizern und Deutschen mit einer Überlebenschance zu suchen.» Von den 42 Opfern war keines zu retten. Die DC-9 flog leer in die Schweiz zurück. «Es war ein einsamer, ein unpopulärer Entscheid, aber der einzig vernünftige.»
    1979 das Busunglück in Algerien mit Touristen aus der Westschweiz. Fünf Tote, 21 Verletzte. Georg Hossli und sein Team hätten die Patienten einzeln vom Spital Medea nach Algier fliegen müssen. Dann die Lösung: Ein in Algerien stationierter russischer Transporthelikopter, über vierzig Meter lang, brachte alle Verletzten samt Rega-Team in einem einzigen Flug nach Algier. «Es ist uns heute noch ein Rätsel, wie die Übernahme der Opfer so reibungslos über die Bühne ging», meinte Stiftungsratspräsident Peter Bär in seiner Rede zu Hosslis Abschied. «Und mit der zufällig dort anwesenden chinesischen Ärztedelegation hast du dich glänzend verstanden, ohne nur ein Wort Chinesisch zu sprechen.»
    Georg Hosslis Verdienste für die Rega wie für das Unispital sind nicht aufzuzählen. Am 24. Juni 1961 hatte er seine Antrittsvorlesung gehalten. 1987, bei seiner Pensionierung, arbeiteten fünfzehn leitende Ärzte und Oberärzte, vierzig Assistenzärzte und sechzig Pflegefachpersonen in seinem Institut, zuständig für alle Kliniken des Universitätsspitals. Seine Schüler besetzen landesweit einen erheblichen Teil der Chefarztstellen für Anästhesie. Er wirkte mit an zahlreichen internationalen Kongressen. Publizierte wissenschaftliche Arbeiten, Lehrbücher, Richtlinien.
    In einer Sonderschrift des «Anästhesist» würdigt Ruth Gattiker, die erste schweizerische Anästhesieprofessorin, Ende 1981 den sechzigjährigen Georg Hossli: Ohne den Personalbestand seines Instituts zu erhöhen, sei es ihm gelungen, «einen regulären Dienst für Primärversorgung und ärztliche Betreuung von Notfallpatienten im Kardiomobil und Helikopter» einzurichten. Dass er selber an diesem Dienst teilnahm, motivierte auch sein Team für die zusätzliche Belastung. Was Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an ihrem Chef besonders schätzten? «Sein ruhiges und bestimmtes Wesen, seine Bescheidenheit, seine absolute Aufrichtigkeit sich selber und anderen gegenüber, seine exakte, klare und einfache Art der Argumentation, nicht zuletzt sein ausgesprochener Sinn für Gerechtigkeit. Das Funkgerät gehörte zu Georg Hossli wie sein Leitsatz, frei nach Hippokrates: «Die rechte Zeit ist nur ein

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