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bis 2000 auf der Basis Samedan. Ab 1993 Zweiteinsätze mit Maschinen der Heli Bernina.
Siehe «Leader und Flieger»
* Kann der Helikopter nicht beim Patienten landen, wird die Rettungswinde eingesetzt – eingerichtet für zwei Personen und mit fein dosierbarer Seillänge bis 90 Meter. Der Rettungssanitäter, gleichzeitig Windenoperateur, steuert die Winde an der offenen Seitentür über eine Fernbedienung und lässt den Arzt zum Patienten hinunter. Mit dem Piloten verständigt er sich über Bordfunk. Reicht die Rettungswinde nicht, etwa in einer hohen oder überhängenden Felswand, hängt der Rettungsspezialist an einem fixen Seil am Lasthaken des Helis, der sogenannten Long Line (220 Meter).
«Der Wunsch zu helfen,
war meine Triebfeder»
Walter Odermatt, Rettungs-Fallschirmspringer
Wie Rega-Gründungsmitglied Walter Odermatt
die stürmische Entwicklung miterlebte
Eine typische Rettung mit Fallschirm, April 1956. Walter Odermatt hatte Pikettdienst in Kloten. 11.15 Uhr die Meldung: Lawinenniedergang im Brisengebiet in Nähe der SAC-Brisenhütte. Ein verschütteter Tourenskifahrer auf 1850 Metern. Mit einer Fairchild flog die Crew der Schweizerischen Rettungsflugwacht in dreissig Minuten zum Unfallort: Pilot Theodor Furler, Lawinenhundeführer Willi Noser, Rettungs-Fallschirmspringer Walter Odermatt, auch Spezialist für Beatmung und Wiederbelebung. Als Erstes warfen sie eine Rauchrakete ab, um Windrichtung und Windstärke zu bestimmen, beim zweiten Überflug den Rettungsschlitten Akja (mit Fallschirm), beim dritten Sanitätsmaterial. Beim vierten sprang Odermatt, beim fünften der Lawinenhundeführer mit Hund. Der Pilot flog zurück nach Kloten. Der Hund fand den Verschütteten; dieser wurde ausgegraben, beatmet, fixiert, für den Transport vorbereitet. 75 Minuten vom ersten Überflug bis zum Abtransport des Verletzten. Der anschliessende Marsch nach Niederrickenbach dauerte 70, die Fahrt mit der Luftseilbahn nach Dallenwil 8, jene ins Spital Stans 15 Minuten. Das macht nicht mal drei Stunden, und zweieinhalb Stunden später waren die zwei Retter zurück auf der Basis, einer alten Militärbaracke auf dem Flughafengelände Kloten. Der Tourenfahrer überlebte.
Bei der heutigen Helirettung wäre der Patient nach etwa zwei Stunden im Spital. Die Rettung ohne Fallschirmeinsatz hingegen hätte damals acht bis zehn Stunden gedauert: Rettungskolonne zusammenstellen, Lawinenhundeführer aufbieten und drei, vier Stunden Marsch ab Bergstation…
Zehn Jahre früher hatte der legendäre Flugzeugabsturz einer amerikanischen Douglas C 53 am 19. November 1946 den Rettungsfunken des achtzehnjährigen Walter Odermatt entfacht. Er wollte das Flugzeug à tout prix selber finden und fuhr auf seinem Motorrad die «Trampelpfade» am Susten ab. Ein US-Aufklärer entdeckte die Vermissten dann auf dem Gauligletscher im Berner Oberland; zwei Schweizer Militärpiloten evakuierten die Verletzten mit zwei Flugzeugen des Typs Fieseler Storch.
Wir sitzen in Odermatts Wohnung im aargauischen Brugg. 1928 in Stans zur Welt gekommen, mit zehn Geschwistern aufgewachsen, machte er an der Verkehrsschule Luzern eine Postlehre, wechselte später zum Militär und 1962 als Sanitätsinstruktor auf den Waffenplatz Brugg. Dank einer verständnisvollen Gattin hatte er sogar ein Privatleben. Solange keine Kinder da waren, begleitete Irma Odermatt ihren Mann an wechselnde Arbeitsorte: ins Wallis, ins Tessin und nach Graubünden.
Das Gründungsmitglied der Schweizerischen Rettungsflugwacht (SRFW) reicht mir das Protokoll der Gründung: «Die Delegiertenversammlung hat einen historischen Beschluss gefasst, der den Rettungsgedanken und die Ideale der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft unserem Volke und den Nachbarländern bekannt machen wird. Damit kann die SLRG eine wahrhaft humanitäre und patriotische Aufgabe erfüllen.» Das war am Sonntagmorgen, 27. April 1952, im Hotel Bären in Twann.
Das Weitere hat Odermatts Schwiegermutter eingefädelt. Berühmt für ihre «Güggeli», führte sie das Restaurant Alte Post in Oetwil an der Limmat. Rudolf Bucher, Stammgast und Gründer der Rettungsflugwacht, suchte junge, bergtüchtige Leute. Ihr Schwiegersohn sei der Richtige, meinte sie: Gebirgssanitäter, klettert, engagiert sich in der Rettungskolonne Titlis-Engelberg und in der Lebensrettungs-Gesellschaft. «Der Rettungsdienst hat mich immer interessiert, der Wunsch zu helfen, war meine Triebfeder.»
Bucher schickte Odermatt 1954 in die modernste
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