1416 - Blutrausch
deine!«
»Genau.«
Wir waren erst mal platt. Aber wir mussten nicht lange nachdenken, um zu wissen, wie sie hergekommen waren. Saladin musste der Gegend einen Besuch abgestattet haben. In der Vampirwelt hatten wir ihn bewusstlos und mit Handschellen gefesselt zurückgelassen. Die Schellen hatte er sich wohl nicht abnehmen können, aber es war ihm gelungen, sich wieder in die normale Welt zu teleportieren.
»Und hier hat Marek mitgemischt«, sagte Glenda. »Es war für Saladin kein Problem, ihn dazu zu zwingen.«
»Super«, sagte ich und schüttelte mich. »Da haben wir wohl alle zusammen. Fehlt nur noch unser Freund Mallmann.«
»Frantisek Marek wäre mir lieber«, erklärte Suko.
Das war auch bei mir der Fall. Aber wir konnten ihn eben nicht herbeizaubern.
So blieb uns nichts anderes übrig, als hier zu warten. Wobei wir auch darüber sprachen, ob wir uns nicht an einem falschen Platz befanden. Dass unser Freund mittlerweile zu einem Vampir geworden war, diesen Gedanken bekam ich einfach nicht aus dem Sinn.
Wir gingen wieder ins Haus. Wir mussten noch bereden, wie wir weiterhin vorgehen sollten.
Zugleich fiel uns etwas auf.
Selbst Glenda Perkins, die als Letzte das Haus betrat, sah es. Auf dem Tisch lag das Vampirpendel, und im Gesicht der alten Zigeunerin Zunita leuchteten die Augen rötlich auf.
Es gab nur einen Grund.
In der Nähe lauerten Vampire!
***
Frantisek Marek hatte seinen persönlichen Bereich verlassen und war in die Nacht gegangen. Er war nicht mehr der Pfähler, als den man ihn kannte. Zwar war er noch äußerlich ein Mensch, aber er stand trotzdem schon zu einem großen Teil auf die andere Seite.
Seine Bewegungen hatten zwar die gewisse Schwerfälligkeit, die ihm auch als normaler Mann zu Eigen gewesen waren. Nur trieb ihn jetzt etwas Bestimmtes voran.
Er wollte zu den Menschen.
Und er wollte ihr Blut!
Es wunderte ihn nicht mal, dass er darüber nachdachte. Alles Unnormale war normal für ihn geworden. Er befand sich auf dem schmalen Grat zu einer anderen Welt. Kein richtiger Mensch mehr, aber auch kein vollwertiger Vampir. Hier klaffte eine Lücke zwischen den beiden, die bald geschlossen werden würde.
Er kannte die Umgebung. Ob im Hellen, ob in der Dunkelheit – das war egal. Er kam voran. Jeder Meter der Straße war für ihn eine Strecke, die er schon unzählige Male gelaufen war. Der Ort hieß Petrila. Er würde dort genau das finden, was er brauchte.
Meter für Meter legte er zurück. Er ging wie eine Maschine. Leicht gekrümmt war seine Haltung. Den Kopf hatte er nach vorn gestreckt wie jemand, der etwas wittern will.
Er war bereits in einen Zustand, in dem er die Dunkelheit als angenehm empfand. Sie schützte ihn nicht nur vor neugierigen Blicken, auch er konnte nicht so schnell gesehen werden, und das war wichtig für ihn. Marek wusste auch genau, was er tun würde. In das erste Haus eindringen, denn es stand etwas abseits der kleinen Stadt. Dort lebten die Zanescus, eine Familie mit drei Kinder. Der Vater arbeitete in der Hauptstadt. Er hatte dort einen Job bei der staatlichen Eisenbahngesellschaft und kam nur einmal im Monat nach Hause. So blieben seine Frau und die drei Kinder in Petrila zurück.
Vera Zanescu ging auch noch einem Job nach. Ein paar Mal in der Woche arbeitete sie im Bürgermeisteramt, um sich ein wenig Geld nebenher zu verdienen.
Die Zanescus hatten das Haus vor einigen Jahren gekauft. Es war mehr ein Schuppen gewesen, doch ihnen war es gelungen, aus diesem alten Bau ein recht schmuckes Haus zu machen. Der weiße Anstrich war selbst in der Dunkelheit kaum zu übersehen.
Schritt für Schritt näher sich der Pfähler seinem Ziel. Manchmal zuckte sein Kopf in die Höhe, als hätte er auf etwas Bestimmtes reagiert, das nur ihm bekannt war.
Der Blick war starr. Sein Mund stand offen. Das Atmen war noch zu hören, aber schwach, sehr schwach nur. Er wurde zumeist durch das Geräusch der Schritte verschluckt.
Lichter schimmerten vor ihm. Es waren nur sehr wenige, denn die Menschen in Petrila gingen früh zu Bett. Was jetzt noch leuchtete, waren die wenigen Laternen an den Straßen.
Bald würde er sein Ziel sehen. Das Haus der Familie stand rechts von der Straße. Ein Weg, den Zanescu selbst angelegt hatte, führte dorthin.
Der Pfähler bog ab. Die Umrisse des Hauses waren bereits zu sehen. Sie erinnerten in der Dunkelheit an einen hellen Fleck.
Ein kleiner Garten war von Vera Zanescu angelegt worden. Vor dem Haus ebenso wie dahinter. Marek kümmerte
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