1416 - Blutrausch
Nähe sah.
Das war der Wagen, den er nicht mehr brauchte. Dass der VW nicht angesprungen war, daran erinnerte er sich nicht mal, denn ihm ging es um ganz andere Dinge.
Wo bekam er Blut her?
Marek stieß sich von seinem Auto ab und drehte sich um. Er hätte jetzt in die Nacht hineingehen können, aber er war sich noch nicht sicher. Blut – das verband er mit Lebewesen. Mit Tieren – und vor allen Dingen mit Menschen!
Ja, die wollte er überfallen. Aber sie lebten nicht in seiner Einsamkeit, sondern im Ort, in Petrila.
Seine Lippen zogen sich in die Breite. Es sollte ein Lächeln werden, tatsächlich wurde es ein scharfes Grinsen.
Der Weg war weit, aber nicht zu weit, und es war bereits die Gier nach Blut, die ihn antrieb…
***
Dunkelheit. Nacht.
Eine düstere Umgebung, in der ich zunächst kein Licht sah.
Im Gegensatz zu Suko, der in eine andere Richtung schaute und bei seinem Nicken sagte: »Wir sind da, John!«
»Und wo?«
»Dreh dich um!«
Wir hielten uns nicht mehr an den Händen fest und blickten jetzt gemeinsam in eine Richtung.
Da war das Licht. Nicht im Haus, sondern außen vor. Direkt über dem Eingang. Eine trübe gelbe Leuchte, die wir verdammt gut kannten, denn sehr oft schon hatten wir vor Mareks Haus gestanden.
»Ja, wir sind da«, murmelte ich und konnte mich nicht darüber freuen. Was war anders?
Es gab keine Spur von Leben. Keine Bewegung in der Nähe. Nicht mal irgendwelche Mäuse oder Ratten huschten über den feuchten Boden. Bleiern lag die Stille der Nacht über uns und der Umgebung.
Es war auch kaum Wind zu spüren, sodass er nicht mit den Blättern der Bäume spielte, die sich in der Nähe zu einem Wald verdichteten.
»Marek finden wir hier nicht«, sagte ich leise.
»Was macht dich so sicher?«
Ich schaute Suko kurz an. »Mein Gefühl.«
»Glaubt du denn, dass wir falsch sind?«
Das wollte ich auch nicht behaupten. Da ich mit der Antwort zögerte, ergriff Glenda das Wort. »Wir sollten uns nicht auf irgendwelche Gefühle verlassen, sondern hineingehen und uns umschauen. Vielleicht finden wir einen Hinweis.«
Es gab kein Zögern mehr. Aber wir waren vorsichtig und liefen nicht einfach auf das Haus zu. Jeder Schritt war genau bedacht. Wir blickten uns zudem in der Umgebung um, aber es gab niemand, der auf uns lauerte.
Suko hatte die Tür als Erster erreicht. Glenda blieb in meiner Nähe. Auch sie war gespannt. Die Stirn hatte sie gerunzelt, aber sie gab keinen Kommentar ab.
Es war kein Problem für Suko, die Tür zu öffnen. Er wartete auf uns, dann schob er sich über die Schwelle hinein in ein Haus, das uns kalt und leer vorkam.
Daran änderte auch das Licht einer Lampe nicht viel, das sich auf dem Boden ausbreitete.
Ich folgte dem Schein bis zur Treppe, blieb dort stehen und deutete die Stufen hoch.
»Ich gehe nach oben.«
»Okay«, sagte Suko. »Wir schauen uns hier unten um.«
Ich musste daran denken, wie oft ich schon die Treppe in diesem einsam liegenden Haus hochgestiegen war. Aber nicht mit den Gefühlen wie in dieser Nacht.
Es sah alles gleich aus, aber etwas war trotzdem anders, und es lag nicht unbedingt daran, dass wir das Haus verlassen vorgefunden hatten. Da war eine andere Atmosphäre, die sich hier ausgebreitet hatte. Möglicherweise war ich in diesen Minuten besonders sensibel, sodass alles zusammenkam. Es war vielleicht völliger Quatsch, aber ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es hier nach Tod und Vergänglichkeit roch.
Das machte mir Angst!
Es ging um Marek, nur um ihn, um meinen alten Freund, mit dem ich so viel erlebt und auch durchlitten hatte. Sollte die Zeit tatsächlich vorbei sein? Hatte die Gegenseite gewonnen? Würde es den Pfähler in der Zukunft nicht mehr geben?
Wenn ich daran dachte, schnürte es mir die Kehle zu, aber ich konnte es nicht von mir weisen.
In der ersten Etage erlebte ich das Gleiche wie nach dem Betreten des Hauses. Es war niemand da, der auf mich wartete.
Ich betrat den Flur mit der niedrigen Decke, die mich zwang, den Kopf einzuziehen.
Jede Faser meines Körper lag unter Spannung. Es gab hier oben einige Zimmer, unter anderem ein Bad, aber auch eins für Gäste und natürlich das Schlafzimmer des Pfählers.
In das schaute ich zuletzt.
Es war leer!
Klar, ich hatte es kaum anders erwartet. Trotzdem machte ich nicht kehrt, sondern betrat den Raum. Hier schaltete ich das Deckenlicht ein. Durch die alte Schalenleuchte bekam es den Ton von Honig.
Die erste Drehung, der erste Blick.
Natürlich
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