1416 - Blutrausch
befreien.
Das heißt, er konnte die Beine jetzt wieder strecken. Es gab keine Verbindung mehr zwischen ihnen.
Auch das Strecken war mit Schmerzen verbunden. Durch die ungewöhnliche Haltung waren sie eingeschlafen. Wieder hatte er das Gefühl, wahre Ströme zu erleben, die seine Beine durchliefen, und das von den Füßen bis hoch in die Oberschenkel.
Er musste eine Pause einlegen. Er lehnte sich leicht zurück, holte mehrmals tief Luft. Sein Gesicht war verzerrt, und die Haut glänzte vor Schweiß.
Natürlich wäre es ihm lieber gewesen, die Hände freizuhaben. Das war leider nicht möglich, und so musste er sich damit begnügen, dass jetzt zumindest die Füße frei waren.
Ruhig bleiben. Nur keine Panik. Er war so alte geworden und würde den Rest auch noch schaffen. So jedenfalls machte er sich Mut. Er glaubte zudem daran, dass Dracula II bald hier erscheinen würde, um zu sehen, was mit seinem Opfer war.
Marek dachte nicht daran, auf dem kalten Lehmboden sitzen zu bleiben. Er wollte aufstehen. Da er die Hände nicht zu Hilfe nehmen konnte, war das alles andere als leicht. Er war nicht so beweglich wie ein Artist.
Er zog die Beine an, drehte sich etwas auf die Seite, um einen gewissen Schwung zu bekommen – und fiel wieder hin, als er sich auf halber Höhe befand. Den Aufschlag empfand er als ziemlich hart.
Für eine Weile blieb er auf der Seite liegen und fühlte sich plötzlich so hilflos. Am liebsten hätte er seine Wut hinausgeschrieen.
Der Atem floss keuchend aus seinem Mund. Aber er dachte nicht an Aufgabe und startete einen erneuten Versuch.
Ruhiger angehen, sich nicht aufregen. Sich auch durch eine zweite Niederlage nicht aus der Fassung bringen lassen. Das alles hämmerte er sich ein.
Und es klappte!
Marek wunderte sich selbst, dass er plötzlich auf den Beinen stand. Zwar schwankte er, aber er konnte sich fangen, wobei er einige Schritte laufen musste.
Erst eine Wand stoppte ihn. Er streifte mit der rechten Schulter zudem die Seite eines Regals, das zwar wackelte, aber nicht umkippte.
Er hörte noch, dass in den Fächern einige Gläser zusammenstießen, jedoch nicht brachen und heil blieben.
Marek stand.
Jetzt musste er nur noch irgendwie aus diesem Keller kommen.
Das würde das größte Problem werden. Es führte keine Treppe in den Keller. Um hineinzugelangen, musste in der ehemaligen Werkstatt eine Falltür angehoben werden. Anschließend konnte man entweder in den Keller springen oder auf eine kleine Leiter zurückgreifen, die oben neben der Falltür ihren Platz gefunden hatte.
Von oben konnte die Falltür auch aufgestoßen werden. Marek musste sich unter sie stellen, die Arme anheben und sie so weit strecken wie möglich. Danach brauchte er Kraft, um das hölzerne Viereck zu bewegen. Ob ihm das gelingen würde, war die große Frage, aber er durfte nichts unversucht lassen.
Wieder hob Marek die Arm. Für ihn war die Öffnung in der Decke wichtig, die er versuchte, nach oben zu drücken.
Er schaffte es nicht, er hatte nicht die Kraft, die Falltür in die Höhe zu drücken. Er brauchte einen Gegenstand, der ihm half.
Die gefesselten Hände behinderten ihn sehr.
Marek kannte sich in seinem eigenen Keller gut aus. Auch ohne Licht würde er bestimmte Gegenstände finden. Zum Beispiel die armlangen Bretter, die er irgendwann mal in den Keller geschafft hatte.
Sie standen in einer Ecke. Nicht weit von einer uralten rostigen Gießkanne entfernt.
Er hob beim Gehen die Füße immer gut an. Stolpern wollte er auf keinen Fall.
Es kam alles anders.
Frantisek hatte die Ecke noch nicht erreicht, als er ein fremdes Geräusch hörte. Es war nicht in seiner direkten Umgebung aufgeklungen, sondern außerhalb und über ihm.
Jemand war im Haus!
Marek vergaß sein Vorhaben. Im Dunkeln blieb er stehen. Er lauschte. Seine Augen waren zudem weit geöffnet. Mit schief gelegtem Kopf schielte er in die Höhe und vernahm erneute die Trittgeräusche.
Der Pfähler dachte logisch. Jemand hatte sein Haus unter Kontrolle genommen, und er würde auch den Keller kontrollieren. Deshalb ging er davon aus, dass sich die Falltür bald von der anderen Seite her öffnen würde.
Er brauchte nicht lange zu warten. Es entstand das übliche Knirschen, als sich das hölzerne Rechteck aus seiner Umrandung hob.
Das Geräusch kannte er gut, und er hörte sich selbst leise stöhnen.
Erstes Licht sickerte durch die Spalte an den Seiten. Danach öffnete sich sie Falltür wie ein Maul. Marek stand relativ weit entfernt,
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