1418 - Die Höhle des Giganten
dieses Schiffes angehört zu werden", erklärte der Servo. „Herr bin ich über niemand und nichts", lachte Rhodan. „Aber gib mir das Gespräch."
Eine Videofläche entstand. Das Bild, das sie zeigte, war unscharf und von treibenden Schlieren durchsetzt. Es erinnerte Rhodan an die Darstellung, die Rongn'ataan auf die Wand der Kammer projiziert hatte. „Bist du der Anführer der fremden Eindringlinge?" erkundigte sich eine eigenartig klingende Stimme, die sich der gurradschen Sprache bediente. „Der Unterschied zwischen Anführer und Geführten ist bei uns recht gering", antwortete Perry Rhodan. „Wahrscheinlich bin ich derjenige, mit dem du dich unterhalten willst. Aber sag mir zuerst, warum ich dich nicht sehen soll. Du empfängst mein Bild klar und deutlich, nicht wahr?"
„Ich empfange dein Bild", bestätigte der Fremde. „Ich werde Gelegenheit haben, dir meine Lage zu erklären. Ich habe Feinde in der Nähe. Den ärgsten hast du mir vom Leib geschafft. Dafür schulde ich dir Dank."
„Wer bist du?" fragte Rhodan. „Wie soll ich dich nennen?"
„Ich werde dir beizeiten sagen, wer ich bin. Nenne mich Lakardón."
„Gut, Lakardón." Perry Rhodan sprach langsam und mit Bedacht. Er suchte Zeit zu gewinnen. Die Art, wie der Unbekannte sich ausdrückte, der Klang der synthetischen Stimme - beides kam ihm bekannt vor. „Was ist der Grund deines Anrufs?
Was willst du von mir?"
„Ich will nichts von dir, Perry Rhodan", antwortete die wesenlose Stimme. „Ich sagte schon: Ich schulde dir Dank. Meinen Dank will ich abtragen. Was kann ich für dich tun?"
Es fiel Rhodan schwer, sich die Überraschung nicht anmerken zu lassen. Wer war der Fremde? Er sprach von Rongn'ataan als seinem ärgsten Feind. War er selber ein Cantaro? „Woher kennst du meinen Namen?"
„Der Tyrann kannte ihn", antwortete die Stimme. „Ich erfuhr ihn von ihm, als ich noch sein Sklave war und er keinen Grund hatte, mir zu mißtrauen. Alle aus seinem Volk kennen deinen Namen."
„Wer ist der Tyrann?" wollte Rhodan wissen. „Wer war der Tyrann, willst du sagen.
Du weißt es. Er nahm den Ultimaten Ausweg, als deine Freunde auf ihn eindrangen.
Sein Name war Rongn'ataan."
Perry Rhodans Verstand arbeitete fieberhaft. Woher kannte er die gestelzte Ausdrucksweise? Wer pflegte so zu sprechen?
Die Antwort lag zum Greifen nah. Aber er bekam sie nicht zu fassen. „Du sprichst von Dank", sagte Rhodan betont kühl. Ob freilich der andere die Nuancen seiner Sprechweise würde zu deuten wissen, das stand auf einem anderen Blatt. „Ich weiß nicht, ob du in der Lage bist, etwas für mich zu tun. Ich befinde mich auf feindlichem Gelände. Ich habe den Verdacht, daß du mich in eine Falle locken willst."
Er sprach mit Absicht in herausfordernder Art. Er mußte den Unbekannten aus der Reserve locken. Er hielt es für möglich, daß ihm da aus einer verwickelten Situation, die er nicht zu überschauen vermochte, tatsächlich ein Verbündeter erwachsen war. Aber er mußte seiner Sache sicher sein. „Deine Worte schmerzen", antwortete das Wesen, das sich Lakardón nannte. „Aber ich verstehe dein Mißtrauen. Sag mir, was du hier suchst, und ich werde mich bemühen, dir glaubhaft zu machen, daß ich dir helfen kann."
„Mein Schiff ist zusammen mit dem Ewigkeitsschiff in diesen Raum unterhalb des Ereignishorizonts eingeflogen", sagte Rhodan ohne Zögern. „Ich suche den Weg, der wieder hinaus ins Standarduniversum führt. Kannst du ihn mir zeigen?"
Es war ein Test. In Wirklichkeit zielte seine Absicht in ganz andere Richtung. Mit Spannung erwartete er Lakardóns Antwort. „Das kann ich nicht, Perry Rhodan.
Wenn ich lange genug bei Rongn'ataan gewesen wäre, hätte er mich zu seinem Vertrauten gemacht, und ich wäre in alle Geheimnisse dieser Station eingeweiht worden. Aber der Tyrann ist tot, und ich muß mir mit dem wenigen, das ich weiß, selbst erst einen Weg suchen." Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: „Aber du sagst mir nicht, was wirklich in deinen Gedanken vorgeht. Warum bist du mit dem Ewigkeitsschiff gekommen? Was wolltest du hier?"
„Ich suche einen Freund, der vor langer Zeit bei den Säulen der Vergangenheit verschollen ist", antwortete Rhodan spontan. „Du suchst den vierarmigen Propheten."
Es war eine Feststellung, keine Frage. „Du hast von ihm gehört?"
Er versuchte, möglichst gleichgültig zu klingen. Aber es gelang ihm nicht sehr gut. „Er drang vor vielen Jahren in den Überwachungsbereich ein", sagte
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