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1418 - Die Höhle des Giganten

Titel: 1418 - Die Höhle des Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gehört, wie es mir erging, bevor Rongn'ataan mich per Transmitterfeld zu sich holte."
    Er berichtete von seinem Experiment mit den fünf Säulen und schloß mit den Worten: „Icho Tolot hat so eindringlich von den Säulen der Vergangenheit gesprochen, daß wir uns mit diesen unbedingt befassen müssen. Ich ahne, daß Tolots Spur jenseits der Säulen weiterführt. Ich will wissen, was hinter den Säulen der Vergangenheit liegt. Die Säulen sind ein hyperenergetisches Phänomen, das wir im Augenblick noch nicht verstehen. Sie sind gleichzeitig ein Hindernis. Da sollte uns die Erfahrung von Nutzen sein, die ich in der Raumstation gemacht habe. Ich gehe davon aus, daß die Säulen in der Station und die Säulen im Zentrum der Raumzeitblase analoge Strukturen sind. Die HALUTA ist mit mehreren großkalibrigen Impulsstrahlgeschützen ausgestattet. Wenn sich das Hindernis nicht auf zivile Art beseiti gen oder umgehen läßt, werden wir uns den Weg freischießen."
    „Wobei natürlich Bedenken moralischer Art entstehen", bemerkte Eirene altklug.
    Perry Rhodan sah seine Tochter an und lächelte. „Der Einwand mußte kommen", meinte er. „Ich glaube, ich wäre enttäuscht gewesen, wenn du ihn nicht vorgebracht hättest."
    Eirene ging auf den freundlichen Spott, der aus den Worten des Vaters klang, nicht ein. Sie nahm ihr Anliegen durchaus ernst. „Hier haben wir ein Gebilde, das offenbar nicht natürlich entstanden ist, sondern von irgend jemand gebaut oder geschaffen wurde", begann sie zu argumentieren. „Wer dieser Jemand ist, wissen wir nicht. Aber wer gibt uns das Recht, sein Bauwerk - oder wie wir es auch immer nennen wollen - zu zerstören?"
    Eirene war knapp achtzehn Jahre alt. Im alltäglichen Umgang mit Menschen und Nichtmenschen war sie der Typ des lebensfrohen, aufgeweckten, zu Schabernack neigenden Teenagers. Aber es gab solche Augenblicke, in denen sie das für ihr Alter charakteristische Verhalten abstreifte und einen Intellekt erkennen ließ, dessen Reife weit über ihre siebzehneinhalb Lebensjahre hinausreichte. Dann erinnerten die, die Eirene aus persönlichem Umgang kannten, sich daran, daß sie die Tochter eines Wesens war, das man die Manifestation einer Kosmokratin genannt hatte. Gesils Erbe war auf Eirene übergegangen, und wer Rhodans Tochter aufgrund ihres Gehabes für einen zwar hochintelligenten, aber sonst völlig normalen Teenager hielt, der gab sich einer Täuschung hin.
    Perry Rhodan hütete sich, Eirenes Argument auf die leichte Schulter zu nehmen.
    Ihr Einwand verdiente eine solide fundierte Antwort. „Der Wächter der Säulen war ein Angehöriger des Volkes der Cantaro", begann er. „Er hatte sicher ein Recht, meinen Versuch, die Säulen im Innern der Raumstation zu beschädigen oder zu vernichten, als feindselige Handlung zu betrachten und mich zur Rechenschaft zu ziehen. Das Recht, mich zu töten, hatte er nach unserem Moral-Verständnis nicht Aber da könnte man argumentieren, die Rechtsund Moralbegriffe der Cantaro seien eben von viel drakonischeren Vorstellungen geprägt als die unseren.
    Wichtig ist in diesem Zusammenhang, daß Rongn'ataan mich auch dann getötet hätte, wenn ich ihm in die Hände gefallen wäre, ohne vorher die Säulen beschädigt zu haben. Ich hätte sterben müssen, weil ich zuviel wußte. Daß mein angebliches Wissen nur aus einer Reihe glücklicher Spekulationen bestand, war Rongn'ataan natürlich unbekannt. Die Absicht, jemand umzubringen, weil er zuviel weiß, ist jedoch durch und durch unmoralisch."
    Er sah Eirene auffordernd an. Das Mädchen nickte. „Einverstanden bis hierher. Wie geht dein Plädoyer weiter?"
    „Daß Rongn'ataan als Wächter der Säulen fungierte, legt die Vermutung nahe, daß die Cantaro die Säulen errichtet haben", fuhr Rhodan fort. „Nun gibt es für uns nach allem, was wir bisher erfahren haben, wenig Anlaß, für die Cantaro freundliche Gefühle zu hegen. Es ist vielmehr wahrscheinlich, daß es bei der ersten Begegnung zwischen Cantaro und Terranern sofort zum Ausbruch offener Feindschaft kommen würde. Die Säulen der Vergangenheit sind also feindliches Eigentum, mit dem ich umgehen kann, wie es meinem Vorteil entspricht."
    Eirene sprang auf. Ihre Empörung war echt. „Welch eine spitzfindige, haarspalterische, sophistische Beweisführung!" rief sie. „Da wimmelt's nur so von Vermutungen und Winkelschlüssen. Was, wenn der Schein trügt? Was, wenn Rongn'ataan..."
    „Der Teufel soll's holen", knurrte Reginald Bull ärgerlich.

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