142 - Bei Nebel kommt der Schizo-Killer
vernehmen, als sie Claudine und den
hektischen Flammenschein im Hintergrund erblickte. »Was ist denn passiert? Sind
Sie mit jemand zusammengestoßen? Hatten Sie einen Unfall? Sind Sie verletzt? «
»Ich hatte noch mal Glück«, keuchte die
mutige Frau und wischte sich den Schweiß aus der Stirn. »Zum Glück ist sonst
niemand an dem >Unfall< beteiligt. Es hat ’ne Fehlzündung gegeben, und
dann ist mir der Motor um die Ohren geflogen .«
Sie gingen bis auf wenige Schritte an die
Brandstelle heran. Die schwarzen Rauchwolken wälzten sich dem Himmel entgegen,
lagen schwer über den halbkahlen Baumwipfeln und wurden vom Wind langsam
auseinandergetrieben.
Das Feuer griff zum Glück nicht auf die Bäume
über. Die Feuchtigkeit und Nüsse schützte die Bäume,
Büsche und das Laub. Als das ausgelaufene Benzin am Strai3enrand verbrannt war,
erlosch auch diese Feuerstelle.
Die Flammen in dem Citroën wurden ebenfalls immer kleiner, als sie keine
Nahrung mehr fanden.
Die Glut erlosch, die Rauchentwicklung hörte
auf, die Hitze ließ nach, und der kühle Wind fächelte die erhitzten Gesichter
der drei Menschen.
Durch die abseits gelegene Privatstraße in
Richtung Gutshof war während der ganzen Zeit kein anderes Fahrzeug gekommen, so
daß Claudine Solette, Josephine und Francine die einzigen Zeugen des Vorgangs
geworden waren.
X-GIRL-F warf einen Blick durch die leeren
Fensterlöcher in das ausgebrannte Auto.
»Von meinem Koffer«, seufzte sie, »ist auch
nichts mehr übrig geblieben. Aus meinem Urlaub auf Gut Seautant wird wohl
nichts ... Ich habe nicht mal mehr eine Zahnbürste .«
Das einzige, was sie aus der Feuersbrunst
retten konnte, war die Handtasche mit ihren Papieren, den Schecks und den
Utensilien, die jede Frau in ihrer Tasche hatte.
»Aber Kleingeld zum Telefonieren«, fügte sie
an, »habe ich zum Glück noch. Nun muß ich doch zu Fuß mitkommen, Francine«,
wandte sie sich an das Mädchen mit den Zöpfen, »und von eurem Haus einen
Abschleppdienst beauftragen, das Autowrack zu beseitigen .«
Der Weg durch den Wald verlief ohne
Zwischenfälle. Das Mädchen und die beiden Erwachsenen sprachen in dieser Zeit
kaum ein Wort miteinander. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
Das Gestüt bestand aus mehreren flachen, mit
verwitterten Ziegeln bedeckten Nebengebäuden und einem dreistöckigen Wohnhaus.
Ein Extragebäude weiter hinten, im gleichen Stil errichtet wie das Wohnhaus,
war für die Gäste gedacht.
Mitten im Hof gab es noch einen alten
Ziehbrunnen, alles machte einen ordentlichen Eindruck.
Das ganze Anwesen war von einer drei Meter
hohen, ockerfarben gestrichenen Mauer umgeben.
Das Tor stand weit offen und gab den Blick
auf die flache Landschaft frei. Ausgedehnte Felder und Wiesen lagen vor dem
Gestüt und wurden ebenfalls von den Seautants bewirtschaftet.
Etienne und Jean Seautant hielten sich nicht
im Haus auf. Der Eigentümer hatte seine Frau zum Arzt gefahren, und erst am
frühen Nachmittag war mit einer Rückkehr der Gutsbesitzer zu rechnen.
Bevor Claudine Solette ins Haus ging, zeigte
Francine stolz nach oben.
»Da, die Gaube, Mademoiselle ... das ist ein
Fenster zu meinem Zimmer. Ich möchte Sie gern einladen, Werden Sie kommen ?«
»Gern, Francine, sobald ich alles in die Wege
geleitet habe, was dringend erledigt werden muß .«
Francine verschwand auf ihrem Zimmer, und das
Dienstmädchen, das allein in dem großen Haus war, sah ihr seufzend nach. »Wenn
es um sie geht, dann muß man mehr als zwei Augen haben. Sie ist flink wie ein
Wiesel. Sie weiß, daß sie das Gelände in Richtung Wald nicht verlassen soll .«
»Gibt es dafür einen besonderen Grund ?« .
»Ja, natürlich. Und den kennt sie auch...«
Das Dienstmädchen war durch all die Ereignisse so verwirrt, daß ihm nicht
auffiel, wie weit es mit seiner Auskunft ging. Weit für Claudine Solette
zumindest. Sie hörte genau hin. »Ihre Eltern fürchten, daß sie wieder zu dem
alten Haus geht .«
»Was für ein altes Haus?«
»Es liegt ungefähr zehn Minuten Fußweg von
hier entfernt. Es ist verwittert und in schlechtem Zustand. Francines Eltern
haben Angst, daß das Dach mal einstürzt oder eine Wand umkippt .«
»Wenn es so gefährlich ist, Josephine, warum
wird es dann nicht abgerissen ?«
»Es gibt da bestimmte Probleme .. . Eigentumsprobleme, Sie verstehen?
Der Besitzer läßt es weiter verkommen .«
Claudine Solette wußte es anders. Das Haus,
das dem Anwesen der Seautants so nahe lag, war nichts anderes als
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