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142 - Der Bluttempel

142 - Der Bluttempel

Titel: 142 - Der Bluttempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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ist noch unten«, wich Popovgeno aus. »Es gab unerwartete Schwierigkeiten…«
    »Drucks nicht herum! Sag mir endlich, was passiert ist.«
    »Er wurde gefangen genommen, weil er im falschen Moment das falsche Wort gesagt hat…«
    »Ja, das passt zu ihm.« Aruula schüttelte verzweifelt den Kopf. »Dauernd tritt er in Gejagudoo-Scheiße und trampelt vergnügt darin herum.« Sie blickte Popovgeno an. »Was sollen wir tun?«
    »Er will, dass wir ihm beide zu Hilfe kommen.« Mit wenigen Worten erzählte der Vogelhändler, was er in der Höhle der Noskopzen erlebt und gesehen hatte. »Maddrax rechnet sich die besten Chancen für einen Angriff aus, solange Pjotr noch schläft«, schloss er.
    »Er bittet mich um Hilfe? Tatsächlich?« Sie konnte es nicht fassen. »Ich hätte mir gedacht, dass er eher sterben wollte, als mich in Gefahr zu bringen.«
    »Es geht ihm… sehr schlecht dort unten.«
    Jetzt war sie wirklich besorgt, denn das klang ganz und gar nicht nach dem Maddrax, den sie kannte. »Was erwartet er von mir?«
    »Nun – er meinte sinngemäß: Geh rein und hau alles zu Klump.«
    Aruula straffte den Körper und drückte ihre Brust stolz hervor. »Darum braucht er mich nicht ein zweites Mal zu bitten. Du wirst mir helfen?«
    »Ich bin zwar ein Mann des Handels – aber ich habe mit ihm ein Abkommen getroffen, zu dem ich stehe. Ich werde dich also begleiten.«
    »Du besitzt eine Waffe?«
    Wortlos zog der groß gewachsene Mann im Licht des Vollmonds ein langstieliges Messer aus seinem ledernen Wams, an beiden Seiten schartig und von dunklen Blutflecken bedeckt.
    Aruula tastete nach ihrem Schwert, prüfte den Sitz der Waffe hinter ihrem Kopf. Sie öffnete mehrere Lederriemen am knapp bemessenen Rock, die ihr mehr Bewegungsfreiheit verschaffen würden, spuckte in die Hände und schickte ein kurzes Stoßgebet an namenlose Schutzgötter.
    »Gut«, sagte sie. »Er will, dass wir alles zu Klump hauen – also wollen wir ihn nicht enttäuschen. Kümmere dich um das Tor.«
    Popovgeno murmelte, dem steinernen Gesicht zugewandt, ein paar Worte, und der unbekannte Öffnungsmechanismus sprach an.
    Der Geruch nach Fäulnis und klamme Dunkelheit empfing sie.
    Und ein Mann.
    Sirhissov.
    Er schleuderte die Schlange in seiner Hand mit einer raschen Bewegung ins Gesicht seines Bruders.
    Ein erstickter Aufschrei – und Augenblicke später stürzte der Vogelhändler wie ein Stein zu Boden.
    Noch bevor Aruula eine Bewegung machen konnte, züngelte eine weitere Schlange aus Sirhissovs Ärmel über ihr Gesicht.
    »Eine rasche Bewegung, und du bisst tot!«, lispelte der Mann, dessen Blick der eines Irren war.
    Aruula erstarrte, fixierte das kalte Glitzern in den Augen des Schlangenviehs, ebenso wie das Sirhissovs.
    »Da unten wartet mein Gefährte«, sagte sie so beherrscht wie möglich. »Ein Mensch wie du und ich. In den Händen eines Wahnsinnigen, der sich Sklaven hält, sie foltert und die Bewohner eines ganzen Landstriches in Geiselhaft genommen hat…«
    »Ich weiß.«
    »Und dennoch willst du diesem Monster helfen?«, rief sie verzweifelt, genau darauf achtend, immer außerhalb der Reichweite der Schlange zu bleiben. Silbrige Schuppen glänzten im Licht des Mondes, der nunmehr senkrecht auf sie herab schien.
    »Du drehsst dich jetzzt um und gehsst vor mir her, in Richtung dess Dorfess.«
    »Wieso?« Sie schüttelte langsam den Kopf. »Was sollen wir dort? Warum willst du mich nicht gleich hinab zu Pjotr bringen?«
    »Du gehsst vor«, wiederholte Sirhissov, ohne die Miene zu verziehen.
    »Was ist mit deinem… Bruder?«
    »Er isst betäubt. Die Lähmung wird noch geraume Zzeit anhalten. Kümmere dich nicht um ihn. Und während wir gehen, werde ich dir eine Geschichte erzzählen.«
    Unter Aufbietung aller Beherrschung drehte sich Aruula um und ging den Weg zurück, den sie gekommen war. Vorsichtig, denn ringsherum waren schlagartig Hunderte kriechende Helfershelfer des Schlangenhändlers aufgetaucht.
    »Ess waren einmal«, fing Sirhissov an, »zwei ssehr ungleiche Brüder, die unter ärmlichen Umsständen in den Wäldern von Tver aufwuchssen. Von frühesster Kindheit an konnte man dem Gessicht des einen sseine Schlechtigkeit ablessen, während der andere ebenmäßig geformt war, stets ein freundlichess Lächeln zzeigte und von allen geliebt wurde.«
    Ein zischender Laut ertönte, den Aruula mit viel gutem Willen als Seufzer interpretierte. »Aber wie ssehr irrten ssich die Menschen! Denn sie hätschelten einen Dämonen in

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