1420 - Der Geisterhenker
werden, was ich geträumt hatte. Mir war auch klar, dass ich davon nicht so leicht loskam, und ich war entschlossen, Nachforschungen anzustellen.
Der Schweiß war mittlerweile kalt geworden. Die Hose des Schlafanzugs und auch die Jacke klebten auf meiner Haut. Ich wollte nicht länger im Bett liegen und setzte mich deshalb hin.
Danach schaltete ich das Licht ein.
Es war genau zwei Uhr am Morgen. Eine Zeit des tiefen Schlafs und auch eine der Träume. Es gibt bei einem träumenden Menschen verschiedene Phasen.
Ich hatte eine starke Traumphase durchlebt, und in ihr war mir eine Botschaft übermittelt worden, mit der ich meine Probleme hatte. Ich musste immer an die Frau denken, die von der Klinge getroffen worden war. Hatte auch sie das alles nur geträumt? Oder konnte ich davon ausgehen, dass mein Traum der Wahrheit entsprach?
Wenn das stimmte, dann musste die blondhaarige Frau tot sein, und das war bestimmt nicht unentdeckt geblieben.
Ich selbst fühlte mich in einem Zustand, als wäre ich niedergeschlagen worden. Dass ich in die Küche gegangen war, merkte ich erst dann, als ich sie betreten hatte. Zuvor war mir nichts aufgefallen. Aber ich wusste, was ich hier wollte. Aus dem Kühlschrank holte ich die Flasche Mineralwasser. Es zischte, als ich den Verschluss abdrehte. Dann setzte ich die Falsche an und trank sie zu einem Drittel leer.
Der erste Durst war gelöscht. Mir ging es zumindest innerlich wieder besser. Ich setzte mich in der Küche auf den Stuhl und schaute zur Fensterscheibe.
Gegen sie drückte die Dunkelheit einer Juninacht. Die Luft draußen war klar, ebenso der Himmel. Ich empfand es in meiner Wohnung ziemlich drückend und öffnete das Fenster.
Ein wenig kühlere Luft drang in den Raum. Meine Gedanken vertrieb sie nicht. Ich wurde die Erinnerung an den Traum einfach nicht los. Etwas hatte sich in mein Unterbewusstsein gebohrt, und ich wusste nicht, wie es zu löschen war.
Wer hatte mir die Botschaft geschickt? Vorausgesetzt, es war eine solche.
Sich darüber den Kopf zu zerbrechen hatte keinen Sinn, das wusste ich. Aber ich tat es trotzdem. Mir fiel ein Begriff wie Traumdämon ein. Oder die Botschaft aus dem Unsichtbaren. Das alles war vorhanden, und ich erinnerte mich auch an Träume, die mich früher mal gequält hatten und bei denen es um Fälle gegangen war, die ich erlebt hatte.
Und dieser Traum hier?
Ich fand einfach keine Lösung. Es war zu schwierig. Mit einem Beilmörder hatte ich in der letzten Zeit nichts zu tun gehabt, denn da war es um andere Dinge gegangen.
Ich hätte Verständnis dafür gehabt, wenn ich von meinem Freund Frantisek Marek geträumt hätte. Ihn hatte ich leider pfählen müssen, weil er selbst zu einem Vampir geworden war. Das wäre alles normal gewesen, aber das verdammt Beil, das letztendlich doch sein Ziel gefunden hatte, das war und blieb ein Rätsel.
Ich war von ihm verfolgt worden, und ich ging deshalb davon aus, dass jemand es geworfen haben musste. Von allein war es bestimmt nicht zielstrebig durch die Luft geflogen. Es sei denn, jemand hätte es allein durch seine Gedankenkraft bewegt, aber das erschien mit im Moment noch zu weit hergeholt.
Jedenfalls konnte und würde ich diesen Traum nicht so ohne weiteres abhaken. Dahinter steckte ein Motiv, das ich unbedingt herausfinden musste.
Aber nicht mehr in dieser Nacht. Auch nicht in meiner Küche. Die Flasche Wasser nahm ich mit ans Bett, wo ich mich auf die Kante setzte und noch einen kräftigen Schluck nahm.
Ich legte mich wieder hin. Starrte gegen die Decke. Versuchte, den Traum zu vergessen.
Es klappte nicht.
Er blieb bei mir. Vor allen Dingen der letzte Teil. Ich sah immer wieder den Einschlag des Beils in die Stirn der Frau.
Ich hörte sogar das schlimme Geräusch in mir nachklingen und sah die Frau vor mir, die wie eine Puppe aussah.
Eine tote Puppe…
Tief holte ich Luft. Es hatte etwas zu bedeuten, davon biss keine Maus den Faden ab. Ich wusste es. Ich würde versuchen, dem Wahrheitsgehalt des Traums nachzugehen. Und vor etwas Bestimmtem hatte ich besonders große Angst: dass er tatsächlich der Wahrheit entsprach und irgendwo eine Frau auf diese Art und Weise getötet worden war…
***
Suko hatte mir angesehen, dass ich alles andere als frisch war. Fragen hatte er nicht gestellt. Ich kam von selbst auf mein Erlebnis zu sprechen, als wir mit dem Rover die Tiefgarage verließen.
Suko hörte mir zu. Erst als wir in den üblichen Stau gerieten, äußerte er sich dazu.
»Du rechnest
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