Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1421 - Totenklage

1421 - Totenklage

Titel: 1421 - Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
getroffen worden, denn als ich auf die linke Bordseite schaute, da sah ich das einsickernde Wasser, das bereits eine Lache im Boot gebildet hatte.
    Bill Conolly paddelte noch immer. Er schien einen Weltmeistertitel erringen zu wollen. Aber seine Bewegungen waren langsamer geworden. Das hatte seinen Grund. Vor uns tauchte die kleine Insel im Moor auf. Auf mich wirkte sie, als würde sie auf dem Wasserspiegel schwimmen und sich dabei leicht auf und ab bewegen.
    Unter dem Kiel wurde das Wasser flacher. Sehr bald glitten wir über einen weichen Schlamm hinweg, und wenig später stieß der Kahn mit dem Bug in die weiche Masse aus Schlamm und Pflanzenresten am Ufer der Insel.
    Bill legte das Paddel aus der Hand und drehte sich um. Sein Gesicht zerlief im Schweiß. Er holte tief Luft und keuchte dabei vor Anstrengung. Ich erklärte ihm, dass es geschafft war.
    »Ja, ich weiß.«
    »Du hast dich super gehalten.«
    Bill winkte ab. »Hör auf. Wir müssen aufs Trockene.«
    Die taube Elena Davies setzte sich hin. Sie gönnte sich einen ersten Rundblick und zeigte sich danach erleichtert, dass kein Feind mehr zu sehen war, der auf uns schoss.
    Die Distanz zum anderen Ufer war größer geworden. Es war dort niemand mehr zu sehen, der hin- und herlief.
    Bill lenkte das Boot in das dichte Ufergebüsch hinein. Er verließ es als Erster, und als er an »Land« gegangen war, da erkannten wir an seinen Bewegungen, wie trügerisch weich der Untergrund war.
    Wenn er ging, schwankte er von einer Seite zur anderen.
    Ich winkte Elena zu. Sie verstand die Geste und verließ das Boot nach Bill. Der half ihr. Ich schaute mir derweil die Pfütze im Boot an.
    Sie war kaum größer geworden. Der Schlamm musste von außen her das Loch verstopft haben.
    Weggetrieben würde das Boot nicht werden. Hier gab es keine Strömung, und so verließ ich als Letzter den Kahn und merkte jetzt auch, wie wenig widerstandsfähig der Untergrund war. Ich kam mir vor wie auf einem großen Schwamm, der sich mit Wasser voll gesogen hatte, aber noch nicht so schwer war, dass er in die Tiefe sank.
    Die Insel war alles andere als groß. Einen Durchmesser von ungefähr zwanzig Metern würde sie haben. An den Uferseiten hatte sich allerlei fauliges Gehölz angesammelt und bildete an manchen Stellen eine fast undurchdringliche Barriere.
    Ansonsten wuchs auf diesem kleinen Eiland das hohe Gras bis zu den Knien. Wenn wir auftraten, sammelte sich Wasser in den Abdrücken. Aber es war noch etwas anderes zu sehen. Bisher hatte uns die Insel die Sicht genommen. So hatten wir vom Boot aus nicht das sehen können, was wir jetzt entdeckten.
    Die Wasserfläche hatte ein Ende. Und das war nicht mal weit von der Insel entfernt. Da schwappte die dunkle Brühe nicht mehr. Sie lief aus in ein Gebiet, das mit Grassoden bedeckt war und so wirkte, als könnte man locker darüber hinweglaufen.
    Dass dies trügerisch war, wusste ich. Wenn wir dort gehen würden, wären wir verloren. In der Nähe der Insel würde uns der Schlamm holen, auf dem Gras aber würden wir einsinken und nach und nach verschwinden. Das waren die tückischen Orte.
    Um die Mücken, die unsere schweißnassen Gestalten umsummten, kümmerten wir uns nicht. Da konnten wir noch so viel schlagen, sie würden immer wieder zurückkehren.
    Als ich mich umdrehte, stand Bill Conolly bei unserem Schützling.
    Erst jetzt sah ich, dass er an der linken Halsseite blutete. Der rote Saft war bereits in seine Kleidung gelaufen und hatte das Hemd am Kragen und auch tiefer durchnässt.
    »Was ist das?«
    Bill grinste. »Nur ein Kratzer.«
    »Durch eine Kugel?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. In der Hektik des Geschehens habe ich das nicht bemerkt.« Er grinste wieder. »Dich hat es auch erwischt.«
    »Ja. Blut für die Mücken und Fliegen.« Ich schlug wieder vor meinem Gesicht herum und dachte darüber nach, warum der Killer nicht mehr geschossen hatte. Die Antwort lag eigentlich auf der Hand. Wahrscheinlich war ihm die Munition ausgegangen. So etwas kann passieren, und wir hatten somit Glück gehabt.
    Im Moment hatten wir eine Art Patt erreicht. Wir waren allerdings davon überzeugt, dass es nicht so bleiben konnte. Das musste auch der Mörder so sehen. Auf keinen Fall durfte er uns entkommen lassen, denn wir waren Zeugen.
    Und dann gab es da noch die ungewöhnlichen Totenstimmen, die nicht wir, sondern Elena Davies gehört hatte. Es stellte sich die Frage, ob es tatsächlich diejenigen Toten gewesen waren, die der Sumpf

Weitere Kostenlose Bücher