1422 - Mörderischer Muttertag
Conolly beide Hände auf die Schultern legte.
Ich spürte seinen keuchenden Atem im Nacken. Er schrie mir ins Ohr, dass ich auf keinen Fall in die Hütte laufen sollte, und daran hielt ich mich auch.
Es war schlimm, mit ansehen zu müssen, wie die Frau verbrannte.
Aber sie verbrannte nicht richtig. Sie fiel zu Boden, blieb dann liegen und sagte nichts mehr.
»Mummy!«
Es war der schrille Schrei des Mädchens, der mich aus der Erstarrung riss.
Die Kleine duckte sich, und ich wusste, was sie wollte. Die Flammen waren noch nicht gelöscht. Sie wollte hinein in das Feuer rennen, um ihre Mutter zu retten.
Das ließ ich nicht zu.
Das Kind war erst einen Schritt gelaufen, als ich zugriff. Ich packte die Kleine, riss sie hoch und wirbelte sie herum, bevor ich sie wieder abstellte. Mit überschnappender Stimme schrie sie nach der Mutter, aber ich hielt sie eisern fest, bis sie dann weinend zusammenbrach.
Ihre Geschwister taten nichts. Sie standen da und starrten in das Feuer, das immer mehr zusammensank, wobei sich noch etwas zeigte, was ich nicht begriff.
Ich konnte mich auch getäuscht haben, aber kurz bevor die Flammen vollständig verloschen, da passierte es. Sie tanzten noch mal hoch, und ich sah, wie sich dort eine dreieckige Fratze abzeichnete.
Es war ein hässliches Gesicht. Ich hatte es noch nie zuvor gesehen und konnte zu dem damaligen Zeitpunkt noch nicht ahnen, dass es in meinem Leben immer wieder auftauchen würde.
Eine Fratze, die grinste, und ich hatte das verdammte Gefühl, dass dieses Grinsen mir galt.
Dann war das Gesicht verschwunden.
Und das Feuer ebenfalls.
Wir starrten auf das Gartenhaus. Nichts deutete mehr darauf hin, dass es dort gebrannt hatte.
Ein Gegenstand war von dem Feuer verschont worden. Dicht hinter der Tür lag ein Messer mit langer Klinge. Wenn mich nicht alles täuschte, klebte auf der Klinge sogar Blut.
Ich nahm es nicht an mich, sondern zog das Mädchen herum und drückte es in meine Arme.
Bill kümmerte sich um die beiden Jungen. Aber es war auch wichtig, dass wir die Polizei alarmierten, denn hier war etwas geschehen, das nicht normal war. Man würde von Bill und mir eine Aussage verlangen, aber wir würden nur das berichten können, was wir gesehen hatten. Was dahinter steckte, das konnten wir uns auch nicht erklären.
Etwas aber wollte mir nicht aus dem Kopf. So schlimm die gesamte Szene auch gewesen war, der grauenvolle Höhepunkt war für mich die Fratze im Feuer gewesen.
Sie hatte so ausgesehen wie das Gesicht des Teufels, das man hin und wieder auf alten Zeichnungen und Holzschnitten sah…
***
Es blieb den herbeigerufenen Polizisten vorbehalten, eine schreckliche Entdeckung zu machen.
Sie fanden Ralph Baker im ehelichen Schlafzimmer tot in seinem Bett liegen. Umgebracht worden war er mit mehreren Stichen und mit dem Messer, das mir schon in der Gartenhütte aufgefallen war.
Um die Kinder kümmerten sich eilig herbeigerufene Mitarbeiter vom Jugendamt. Sie wurden vorläufig weggebracht. Ob sie wieder in das Haus ihrer Eltern zurückkehren würden, war mehr als fraglich.
Bill und ich mussten noch bleiben, denn unsere Aussagen waren sehr wichtig.
Der Mann, der hier das Sagen hatte, hieß James Water, stand im Range eines Inspektors und kam mir recht alt vor. Sein Oberlippenbart glich dem eines grau gewordenen Seehunds. Er hatte dichte Augenbrauen, und die Haare reichten ihm bis über die Ohren.
Wir waren froh, nicht im stickigen Wagen unsere Aussagen abgeben zu müssen. Wir konnten draußen bleiben, und James Water hielt ein Klemmbrett bereit, auf dem er sich einige Notizen machen würde.
Seine Leute untersuchten das Haus nach Spuren. Auch Gaffer hatten sich angesammelt. Sie blieben außerhalb des Grundstücks.
Wir wussten ja, wer im Haus gefunden worden war. Zwar hatten Bill und ich den Toten nicht gesehen, jedoch gehört, was mit ihm geschehen war, und die Tatsache hatte zumindest bei mir eine Gänsehaut hinterlassen.
Meine Gedanken drehten sich ständig um den Fund. Ich fragte mich, wie ein Mensch so grausam sein konnte. Eine Frau hatte ihren Ehemann umgebracht, den Vater ihrer Kinder, und sie war anschließend selbst auf eine spektakuläre Art und Weise getötet worden.
Verbrannt durch ein Feuer, das ich nicht als normal ansah, denn die Frau hatte nicht so ausgesehen, als wäre sie von einem gewöhnlichen Feuer getötet worden.
Diese Flammen waren anders gewesen. Erklären konnte ich es nicht.
Ich hatte nicht vergessen, dass die Frau den Teufel
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