1422 - Mörderischer Muttertag
haben, auch ich habe so etwas noch nicht gesehen.«
»Was gab es denn an Spuren?«
»So gut wie keine. Wir haben auch die Tatwaffe nicht gefunden. Aber die genauen Untersuchungen laufen noch. Die beiden Bakers konnten uns auch nicht weiterhelfen, wobei ich mehr das Gefühl hatte, dass sie es auch nicht wollten und sich lieber an Sie halten…«
»Das haben Sie getan«, unterbrach ich ihm. »Sie sitzen in meinem Büro.«
»Und? Ist etwas bei Ihrem Gespräch herausgekommen?«
»Möglicherweise. Aber Sie wissen auch, wer ich bin. Wenn das stimmt, was ich erfahren habe, dann fällt das in mein Ressort.«
»Oh, dann haben wir es bei diesem Fall mit Dämonen oder ähnlichen Gestalten zu tun?«
»Das kann ich nicht bestätigen. Aber seien Sie versichert, dass wir jetzt auch mitmischen.«
»Gut, dagegen habe ich nichts. Ich will nur, dass diese Bestie gestellt wird.«
»Darauf können Sie sich verlassen. Und vielen Dank noch mal.«
»Bitte, keine Ursache.«
Ich legte auf und richtete meinen Blick auf Elton Baker. Seine Schwester war mit Glenda in deren Büro gegangen, und so hörte ich Bakers Frage.
»Sind Sie noch immer skeptisch?«
Ich gestattete mir ein Lächeln. »Die Skepsis bleibt bei mir eigentlich immer bestehen, das mal vorweggenommen, aber wir werden uns um den Fall kümmern.«
»Danke.« Er nickte. »Nur müssen Sie sich unsere Lage vorstellen. Ein Drittel ihrer Rache hat Tarnina schon hinter sich. Das hat sie uns so gesagt. Es bleiben zwei Drittel, und das setzt sich aus meiner Schwester und mir zusammen. Sie können sich vorstellen, wie groß unsere Angst ist.«
»Das kann ich. Haben Sie sich denn schon darauf geeinigt, was sie unternehmen werden?«
»Nein, nicht wirklich«, gab er zu. »Zunächst haben wir an Flucht gedacht, aber das würde nichts bringen. Jemand wie Tamina würde uns bestimmt überall finden. Zwar werden wir unser Leben nicht normal weiterführen, solange sie nicht gefasst ist, aber wir haben uns geschworen, zusammenzubleiben und uns den Geschehnissen zu stellen.«
»Das kann ich verstehen.«
Der Mann beugte sich vor. »Aber Sie verstehen auch, unter welch einem Druck wir uns befinden – oder?«
»Ja, das ist wohl wahr.«
»Und was raten Sie uns?«
»Das, was Sie sich selbst schon vorgenommen haben.«
Er schaute mich an. »Das hört sich so leicht an, Mr. Sinclair, aber wenn sie kommt, dann…«
»Sind wir dabei.«
Er schwieg. »Wer ist wir?«, fragte er nach einer Weile. »Ihr Freund Bill Conolly und Sie?«
»Sie wissen gut Bescheid.«
»Ja, ich habe hin und wieder etwas über Sie gelesen. Bill Conolly ist ein guter Reporter.«
»Da sagen Sie was.«
»Oder meinen Sie Ihren Kollegen Suko?«
»Auch.«
Er lächelte. »Dann stehen drei gegen eine. Ich denke, das ist ein positives Verhältnis.«
»Das sehe ich auch so.«
»Und wie geht es jetzt im Einzelnen weiter?«, erkundigte er sich.
»Sie und Ihre Schwester werden ab jetzt nicht mehr ohne Schutz sein. Ich werde später zu Ihnen kommen und denke, dass mein Freund und Kollege Suko Sie begleiten wird. Wollen Sie in Ihrem Haus oder Ihrer Wohnung bleiben?«
»Ja, denn dort fühle ich mich sicherer. Das wäre in einer fremden Umgebung nicht so.«
»Wunderbar.«
Elton Baker holte tief Luft. »Aber ich weiß nicht, wann diese Mördergestalt kommt. Meinen Bruder hat sie in der Nacht getötet. Vielleicht wartet sie die Dunkelheit ab.«
Ich beruhigte ihn. »Machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Baker. Wir bleiben so lange wie nötig bei Ihnen.«
Er atmete tief aus. »Das beruhigt mich.« Danach wischte er mit einem Tuch den Schweiß von seiner Stirn. »Irgendwie ist mir jetzt wohler, obwohl ich noch immer die Angst wie einen Kloß in mir sitzen habe.«
»Das ist verständlich. Jetzt brauche ich nur noch Ihre Anschrift, und Suko wird Sie ab sofort begleiten.«
Mein Freund war einverstanden. Er erhob sich von seinem Schreibtischstuhl und stand kaum, als wir beide die nächste Frage des Mannes hörten.
»Gesehen habe ich sie ja nicht. Das hat wohl nur unser Bruder Sam. Können Sie sich denn vorstellen, dass sich jemand im Unsichtbaren bewegt oder selbst unsichtbar ist und man nur die Stimme zu hören bekommt, die auf den Muttertag hingewiesen hat?«
»Das kann alles passieren.«
»Aber wieso? Ist sie aus der Hölle gekommen?«
»Ich weiß nicht, ob sie je dort war, aber ich denke, dass man sie damals begraben hat – oder?«
Elton Baker hob die Schultern. »Davon gehe ich natürlich aus. Aber fragen Sie mich nicht,
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