1422 - Mörderischer Muttertag
Bescheid.
Es war ein Wort verändert worden. Und zwar das erste. Elton Baker hatte ihm den Satz mit einem BALD am Anfang genannt. Das war nicht mehr da und durch das HEUTE ersetzt worden.
Die Mörderin war also hier gewesen. Sie hatte ihr Terrain sondiert und eine neue Botschaft hinterlassen.
Heute! Das hieß jetzt – an diesem Tag.
Also war sie in der Nähe, hielt sich vielleicht irgendwo in einem der Zimmer versteckt, um zum richtigen Zeitpunkt erscheinen zu können. Das war die eine Möglichkeit, wenn sie eine normale menschliche Gestalt angenommen hatte.
Aber es gab noch eine zweite, und über sie dachte Suko ebenfalls nach. Tamina Baker brauchte nach den bekannten Vorgängen nicht unbedingt ein Mensch zu sein. Wenn sie wirklich mit dem Teufel gut stand, dann hatte er die Möglichkeit gehabt, sie zu verändern.
Sie vielleicht äußerlich als Mensch zu belassen, wobei sie in ihrem Innern zu den Geschöpfen gehörte, mit denen sich der Teufel gern umgab.
Suko merkte selbst, dass er unsicher wurde. Er hatte gern klare Verhältnisse, doch die waren hier leider nicht gegeben. Wenn er den Bakers die Wahrheit sagte, würden sie nicht eben erfreut darüber sein, und ihre Angst würde sich noch steigern.
Sie standen ja auf der Liste der Mutter. Ein Drittel ihres Plans hatte sie bereits durchgezogen, jetzt waren die letzten beiden an der Reihe. Suko wollte, dass die Geschwister zusammenblieben, und auch er musste sich in ihrer Nähe aufhalten.
Er wollte sich vom Spiegel wegdrehen und wieder zur Tür gehen, als er noch einen letzten Blick auf die Fläche warf.
Er handelte dabei instinktiv und auch aus einer gewissen Erfahrung, denn Spiegel hatten schon oft in seinen Fällen eine große Rolle gespielt. Sie hatten hin und wieder als transzendentale Tore gedient und eine Brücke zwischen den Dimensionen gebildet.
Auch hier?
Innerhalb des Spiegels glaubte er eine Bewegung gesehen zu haben. Noch war die Fläche glatt, noch sah er sich darin hinter der Botschaft abgebildet, aber er merkte auch, dass in der Tiefe etwas vorging, obwohl der Spiegel nur flach war.
Ein gewisses Rieseln, eine leicht neblige Veränderung. Sekunden später schien es ihm, als würde sich die Spiegelfläche etwas nach vorn drücken, ohne dabei Risse oder Sprünge zu bekommen.
Gefahr!
Dieses eine Wort jagte durch Sukos Kopf. Zugleich fühlte er sich wie elektrisiert und wusste sofort, dass er etwas unternehmen musste. In den Spiegel zu schießen fiel ihm nicht ein, stattdessen zog er seine Dämonenpeitsche.
Um sie kampfbereit zu machen, musste er einen Kreis schlagen.
Das alles konnte er schnell durchziehen. Hier im Bad aber konnte er sich Zeit lassen, da er den Spiegel nicht aus den Augen lassen wollte.
Zu lange!
Die böse Überraschung erwischte Suko genau im falschen Augenblick. Urplötzlich brach der Spiegel auseinander. Es war kein Krachen oder Splittern zu hören, und es jagten auch keine Scherben auf Suko zu. Dafür verließ etwas anderes den Spiegel. Es war eine Gestalt, fast mehr ein Nebelstreifen, aber Suko sah, dass sich die Gestalt bewaffnet hatte. Die Klinge eines Messers schimmerte wie die Spitze einer stählernen Pyramide, und Suko sprang zurück.
Um seine Peitsche konnte er sich in dieser Sekunde nicht kümmern. Er brauchte etwas Platz, um agieren zu können – und übersah dabei die große Wanne.
Mit den Kniekehlen stieß er hart dagegen. Die Wucht schleuderte ihn zurück, und so knallte er mit dem Hinterkopf gegen den stählernen Wasserhahn.
Die Sterne waren da.
Die Schmerzen ebenfalls.
Beides vereinigte sich zu einem furiosen Wirbel, dem Suko nichts entgegensetzen konnte.
Er rutschte in die Wanne hinein, und die Welt ging für ihn in einem blutroten Wirbel unter…
***
Tamina Baker war wieder da!
Der Teufel hatte ihr den Weg bereitet. Sie wollte alles so schnell wie möglich beenden, und deshalb hatte sie nicht bis in die Nacht oder bis zum Einbruch der Dunkelheit gewartet.
Jetzt war sie wieder da. Heute war der Muttertag, der als blutiger in Erinnerung bleiben sollte.
Den Mann, den sie so erschreckt hatte, kannte sie nicht. Aber ihr war der Zufall zu Hilfe gekommen, denn sie hatte nichts zu tun brauchen, um diese Person auszuschalten. Sie war einfach zu hektisch gewesen und hatte sich selbst ausgeschaltet.
Jetzt war sie da und konnte sich Zeit nehmen. Sie war lautlos erschienen. Niemand würde sie gehört haben, aber der eine hatte sie gesehen. Sie kannte den Mann nicht, der in der Wanne lag und sich
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