1422 - Mörderischer Muttertag
wo das passiert ist. Ich kenne den verdammten Ort nicht.«
»Das lässt sich herausfinden, John«, sagte Suko.
Ich nickte ihm zu. »Gut, aber was würde uns das bringen? Ich kann nicht einfach hingehen und ein altes Grab öffnen. Dazu brauchen wir eine Genehmigung. Und die ist auf die Schnelle nun wirklich nicht zu bekommen. Wir nehmen es hin, wie es ist. Mehr fällt mir dazu nicht ein.«
»Okay.« Suko nickte Elton Baker zu. »Dann wollen wir uns mal auf den Weg machen…«
***
Es kam schon einer glücklichen Fügung gleich, dass ich auf der Fahrt zu Elton Baker keinen großen Umweg fahren musste, um zu meinem Freund Bill Conolly zu gelangen.
Kurz bevor ich mein Ziel erreichte, rief ich ihn über Handy an und erfuhr, dass er sich in seinem Garten aufhielt. Er wollte Pflanzen umtopfen.
Mir Bill in Gartenschürze und Hut vorzustellen brachte mich zum Grinsen. Ich schlug ihm vor, die Stiefel schon mal auszuziehen.
»Was ist denn los?«
»Das werde ich dir in zwei oder drei Minuten sagen, wenn ich bei dir bin.«
»Okay, dann ziehe ich mich um. Sheila wird zwar sauer sein, wenn sie zurückkehrt, aber man muss Prioritäten setzen im Leben.«
»Du sagst es.« Nach dieser Antwort fuhr ich wieder an.
Wann dieser mörderische Muttertag fortgesetzt werden würde, das wusste ich nicht. Es war letztendlich auch egal, denn wenn diese Mutter wieder auftauchte, würde sie von mehreren Personen empfangen werden, das stand fest, und wir würden es ihr nicht leicht machen, da konnte sie ruhig unter dem Schutz der Hölle stehen.
Während der Fahrt hatten sich meine Gedanken immer wieder mit der Vergangenheit beschäftigt. Bill und ich waren damals Studenten gewesen, als wir diese schlimmen Szenen erleben mussten, ebenso wie die drei Kinder.
Für sie war es natürlich schlimmer gewesen. Ein Albtraum, den sie nie im Leben vergessen würden. Bei Bill und mir war das anders.
Durch unseren Job erlebten wir so viel Schlimmes, da gerieten die früheren Erlebnisse schon mal in Vergessenheit, und so hatte ich wirklich länger nachdenken müssen, um mich an die Einzelheiten zu erinnern. Auch die Namen waren mir nicht mehr so präsent gewesen. Nun aber gab es eine späte Fortsetzung, und ein Mensch war bereits gestorben. Der Teufel und seine Diener gaben eben nie auf.
Ich fuhr um eine Kurve und lenkte den Rover wenig später durch das offen stehende Tor auf das Grundstück der Conollys und durch einen sehr gepflegten Vorgarten, in dem Sheila Conollys ordnende Hand nicht zu übersehen war.
Vor dem Haus hielt ich an. Zu klingeln brauchte ich nicht, denn Bill erwartete mich bereits vor der offenen Haustür. Er hatte sich tatsächlich umgezogen, obwohl ich ihn zu gern in einer grünen Schürze gesehen hätte, um anschließend lästern zu können.
»Na, das ist eine Überraschung am Morgen. Dreht es sich um den letzten Fall?«
»Nein«, erklärte ich.
Bill trat zur Seite, damit ich an ihm vorbei konnte. Bis zum Garten ging ich nicht, denn ich wollte mich nicht lange aufhalten. Trotzdem musste ich Bill einiges erklären, und deshalb ging ich in sein Arbeitszimmer, in dem das Fenster weit offen stand, um die noch relativ frische Luft einzulassen. Später würde es schwüler werden, und für den Abend waren kräftige Gewitter angesagt worden.
»Du machst es ja richtig spannend, John.«
»Das ist es auch.«
»Und können wir was dabei trinken?«
»Ja, gib mir ein Wasser.«
Er holte es aus einem Kühlschrank, der zwischen all den Regalen verborgen war. Gläser gab es auch, und erst als Bill einen Schluck getrunken hatte, sagte ich den ersten Satz.
»Ab jetzt musst du zurückdenken bis in unsere Studentenzeit. Und du musst dich an eine Nacht erinnern, als ich dich auf meinem Fahrrad nach Hause bringen sollte, weil du ziemlich angeschlagen gewesen bist.«
»Ha? Ich?« Er schaute mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank.
»Ja, das ist so gewesen.«
»Dann komm mal zur Sache.«
Ich trank mein Glas leer und hatte so meine Stimme geschmeidig gemacht. Dann begann ich mit meinem Bericht. Ich fügte Stück für Stück zusammen und merkte, dass sich Bills Gesichtsausdruck veränderte. Seine Erinnerung erwachte, er flüsterte sogar einen Kommentar, sodass ich endlich fragen konnte: »Erinnerst du dich?«
»Jetzt schon.«
»Das ist gut.«
»Aber wir haben die Frau brennen sehen«, flüsterte er.
»Hat sie wirklich gebrannt?«
Er nickte. »Ja, das Feuer hat sie gänzlich umgeben. Oder denkst du anders
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