1423 - Wer ist Advok
weggeschnappt."
„Das sagt ihm jenes Wissen, das er nie besaß", mischte sich Maynti ein. Sie blies eine Haarsträhne aus der Stirn und funkelte Ali aus hellblauen Augen an. „Die Koordinaten sind korrekt", fuhr sie fort. „Advok spricht von den Überresten eines Großplaneten mit dreiundzwanzig Monden."
Ich überprüfte die vom Syntron gelieferten Auswertungen. Danach zu urteilen, war der ehemalige Großplanet von unbekannten Mächten vernichtet worden. Wahrscheinlich war es im Verlauf der vielen Konflikte und Kriege geschehen, die kurz nach dem Eindringen des letzten Tarkan-Viertels in unser Universum unter den Völkern ausgebrochen waren.
Ob die ehemaligen Monde von der Zerstörung ebenfalls betroffen worden waren, war noch unbekannt. Die Syntronik arbeitete bereits an dem Problem, das im Grunde genommen keines war.
Für unsere Zwecke, nämlich als Verwendung einer Basiswelt kam keiner der Himmelskörper in Frage.
Es waren viele zehntausend Trümmerstücke verschiedenartigster Größe. Sie hatten sich im Verlauf von etwa sechs Jahrhunderten in mehr oder weniger geordneten Kreisbahnen um die Sonne vereint.
Einer der Himmelskörper war unser Ziel.
Seine Auffindung war von Advok wieder mit einem seiner typischen Rätsel verknüpft worden. Für die Syntronik war die Lösung eine Kleinigkeit, aber eine solche Lösung schien er sehen zu wollen. „Findet den Himmelskörper, dessen Durchmesser dem des vierten Sol-Planeten annähernd gleicht!" hatte er zusätzlich zur Koordinatenüberspielung durchgegeben.
Nun, der Mars war uns ausreichend bekannt, und der Syntronik war er noch bekannter. Geringfügige Unterschiede im Durchmesser waren kein Problem.
Der syntronische Rechnerverbund fand einen auf die Beschreibung passenden Himmelskörper unter zahllosen anderen im Zeitraum von nur vier Minuten heraus. Die KARMINA stand in einer Draufsichtposition zum System.
Es war unglaublich, was die modernen Geräte leisteten. Zu meiner Zeit hatten wir für derartige Vermessungen Wochen benötigt. Nochmals zehn Minuten später erhielten wir eine Komplettauskunft über die Trümmervielfalt des Planetoidengürtels.
Drei der ehemaligen Monde waren bei der Vernichtung des Großplaneten unzerstört geblieben. Welche Zufallskonstellationen damals eine Rolle gespielt hatten, ließ sich nicht mehr ermitteln. Feststand, daß der größte der „davongekommenen" Monde der Rätselaufgabe entsprach.
Er war etwas größer, als der Mars und besaß eine dünne Sauerstoffatmosphäre, die ohne Verdichtergeräte für menschliche Bedürfnisse unzureichend war.
Seine neue Bahn um die blaßrote Sonne schien sich stabilisiert zu haben. „Trocken, farblos und ausgedörrt wie ehemals Tostans Haut", erklärte Ali Ben Mahur murrig. „Fünf Trümmerstücke seines zerplatzten Planeten hat er auch eingefangen und läßt sie in neu erwachter Überheblichkeit Monde spielen. Ha - ein Mond schafft sich Monde an! Das paßt genau zu diesem Advok. In der Art der Überheblichkeit, meine ich."
„Nur gut, daß du diesen Zusatz noch gebracht hast", schimpfte Maynti. „Fällt dir sonst nichts auf? Nein? Wo ist Advoks Langloch-Raumer?"
Die Frage schien förmlich in der Luft zu schweben. Ich hatte sie mir schon seit einiger Zeit gestellt.
Niemand antwortete. Die Ortung suchte weisungsgemäß die Trümmermassen und die nähere Umgebung ab.
In der Schwärze des hier beginnenden Leerraums war kein metallischer Körper feststellbar. Weit entfernt funkelten die Sternmassen der Milchstraße. „Suche im Raum negativ!" teilte der Syntron mit. „Nicht natürlich entstandene Materiefragmente sind auf Advoks Mond vorhanden. Soll Aufschlüsselung vorgenommen werden?"
Die Meldung wirkte elektrisierend.
Unwillkürlich drängte sich der Verdacht auf, der Rätselhafte könnte dort unten eine peinliche Überraschung für mich vorbereitet haben. „Ob er mit seinem Kugelschiff gelandet ist?" theoretisierte Maynti. „Es sieht so aus, als befänden sich auf dem Mond ausgedehnte Überreste ehemaliger Bauwerke. Dazwischen entdecken die Sensoren mehr und mehr metallische Substanzen von verschiedenartigster Zusammensetzung. Schwache Energieemissionen werden ebenfalls aufgefangen."
Silverman schaute mich auffordernd an.
Er war offenbar der Meinung, man müsse sich die Sache näher ansehen. „Wenn Advok dort unten selbst unangenehm überrascht wurde, war das Rätselspiel Zeitverschwendung", meinte er nachdrücklich. „Ich meine, das könnte ja auch sein! Willst du
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