1423 - Wer ist Advok
nachsehen?"
Ich hatte mich bereits dazu entschlossen.
Vorher aber sollte nochmals eine Überprüfung des Leerraums vorgenommen werden.
Die Taster der KARMINA suchten den Planetoidenring und die in Frage kommenden Raumsektoren erneut ab.
Advoks Schiff konnte nirgends ausgemacht werden.
Herrn Fallbacs roter Haarschopf wurde über dem Rand seines Kontursessels erkennbar. Unser Zweiter Techno-Kosmonaut hatte sich in letzter Zeit erstaunlich zurückhaltend benommen. „Die Sache gefällt mir nicht!" meinte er, sich noch weiter aufrichtend. „Was kann uns dieser Advok eigentlich bieten?"
Ich nickte unwillkürlich. Die Frage beschäftigte mich seit Tagen. „Du meinst, wir sollten besser abdrehen und nach Hause fliegen?"
„Genau das."
„Und wo ist unser Zuhause? An einem imaginären, nur rechnerisch erfaßbaren Punkt jenseits der M30-Grenzen, Phönix-1 genannt? Meinst du das, Herrn?"
Er breitete resignierend die Arme aus.
Der Syntron spendierte uns Daten über Daten. Von Advok war noch immer nichts zu hören oder zu sehen.
Mein Extrahirn warnte mit einem fast zwingenden Impuls.
Auf dem großen Himmelskörper, den die Syntronik nach eigenem Ermessen Advoks Mond genannt hatte, schien nicht alles in Ordnung zu sein. Was aber war nicht in Ordnung? Was konnte in dem Chaos, das wir nach unserer Zeitversetzung überall vorgefunden hatten, überhaupt noch im Sinne des Wortes als in Ordnung bezeichnet werden?
Wenn wir nachsahen - was riskierten wir dabei? Eigentlich nichts! Wahrscheinlich würden wir die Trümmer ehemaliger Siedlungen vorfinden. Unbekannte konnten dort vor Jahrhunderten gelebt haben, um schließlich die Früchte ihrer Arbeit durch einen kriegerischen Konflikt zu verlieren. „Fallbac, Kurs auf Advoks Mond absetzen", entschied ich schließlich. „Wir sehen uns die Sache an. Wenn sich Advok nach zwei weiteren Tagen nicht meldet, brechen wir das Rätselunternehmen ab. Er weiß, wo er uns in letzter Konsequenz finden kann. Phönix-1 ist ihm nicht unbekannt."
„Warum meldet er sich nicht - egal ob er sich im freien Raum oder auf dem Mond befindet?" überlegte Maynti Herkrol. „So, wie ich ihn einschätze, kann er wegen unseres verspäteten Eintreffens kaum so mißgestimmt sein, daß er auf die Lösung verzichtet. Dafür hat er eigentlich etwas zuviel Aufwand betrieben."
„Start!" forderte ich schroffer, als beabsichtigt. „Silverman, Ben Mahur, ihr begleitet mich diesmal. Einsatzbesprechung nach Eintreffen im Orbit. Paßt auf, daß wir nicht mit einem der zahllosen kosmischen Herumtreiber kollidieren.
Syntron - Abwehrbereitschaft herstellen.
Wir springen in das System hinein.
Rematerialisierung direkt über dem Mond.
Geht das?"
„Selbstverständlich!" antwortete der Rechnerverbund.
*
Mußte man so jung und unbekümmert sein wie Ben Mahur und Silverman, um wegen einer offensichtlichen Unmöglichkeit zu streiten und sogar zu wetten?
Unser Piratengesicht behauptete, in der dünnen Luft von Advoks Mond dreißig Minuten lang ohne Sauerstoffanreicherung atmen zu können; natürlich bei aktivem Körpereinsatz!
Aaron wollte noch zehn Minuten länger durchhalten, bei voller Aktivität.
Unter solchen Vorzeichen glitt die Labell mit hoher Eintauchfahrt in die Atmosphäre des verlorenen Mondes hinein. Unser Ziel war eine Materieanhäufung an den Ufern eines ausgetrockneten Binnenmeers. Seine ehemaligen Wassermassen hatten die neue Umlaufbahn und die wahrscheinlich höher gewordenen Temperaturen nicht überstanden.
Silverman flog das Beiboot. Ich hatte seine Geschicklichkeit bereits bei einem Einsatz in der Galaxis Hangay kennengelernt.
Er und Ali stritten noch immer über die Möglichkeiten, in einer Lufthülle, deren Sauerstoffgehalt jener in achttausend Meter Terrahöhe entsprach, ohne Geräteeinsatz atmen zu können.
Das heftiger werdende Heulen der vom Bugprallschirm verdrängten Luftmassen störte sie nicht. Das Flammen hocherhitzter Gasmassen ignorierten sie mit betonter Gelassenheit.
Ich drehte mich im zweiten Pilotensitz so weit um, daß ich beide Terraner gleichzeitig anschauen konnte. Ali saß hinter Silverman im Ortersessel. „Ihr werdet nur dann ohne technische Hilfsmittel zu atmen versuchen, wenn euch jemand die Lebenserhaltungssysteme zerstören sollte", sprach ich sie an. „Wenn eure Lungen anschließend das Lied des Todes pfeifen, könnt ihr mir eure Leistungsfähigkeit beweisen. Ich werde nämlich dafür sorgen, daß ich kühlen Sauerstoff aus dem Rückentornister
Weitere Kostenlose Bücher