1424 - Revolte auf Phönix
Tages, strahlend wie der bunte Vogel des Sonnengotts, die Gewißheit erheben, daß die Heimat nicht verloren war. Aus solchem Stoff war die Hoffnung gemacht.
Am Standort Phönix-1 befand sich im Augenblick zumindest die SORONG unter Nicki Frickels Kommando. Vielleicht war inzwischen auch das eine oder andere der übrigen Schiffe zurückgekehrt. Die Einheiten des Tarkan Verbands waren ständig unterwegs, um Informationen zu sammeln, nach einer geeigneten Stützpunktwelt zu suchen oder den Chronopuls Wall zu vermessen. Wie dem auch sein mochte: Am Sammelpunkt Phönix-1 würde man in wenigen Stunden wissen, daß der Stützpunkt, nach dem man seit vielen Wochen suchte, gefunden war. In Zukunft würden die 13 Schiff edes Verbands - ja, auch die MONOCEROS, sobald sie der einsamen Aufgabe enthoben war, über die Trümmer der BASIS zu wachen - auf dem Planeten Phönix stationiert sein. Die Männer, Frauen und Nichtmenschen der 13 Schiffsbesatzungen hätten zum ersten mal seit langer Zeit Gelegenheit, sich die Beine - oder was immer sie anstelle solcher besitzen mochten - auf der Oberfläche einer natürlich entstandenen Welt anstatt auf den Polymermetallplatten eines Raumschiffsdecks zu vertreten.
Als der Arkonide nach der langen Phantomjagd, die ein zunächst Unbekannter mit ihm veranstaltete, Roi Danton endlich gegenübergetreten war, da hatte er aufgeatmet. Die Freihändler zählten 5000 Mann. Sie hatten sich auf einer paradiesischen Welt eingerichtet, die in der ultradichten Sternenpackung des Kugelsternhaufens vor Entdeckung durch Unbefugte weitestgehend geschützt war. Sie besaßen eine kleine, aber kampfstarke Flotte von 11 Raumschiffen. Die Freihändler hatten sich den Wunsch, in die Milchstraße einzudringen und den unbekannten Gegner zu beseitigen, ebenso auf die Fahnen geschrieben wie die Mannschaften des Tarkan Verbands. Ein Zusammengehen des Tarkan Verbands mit den Freihändlern bedeutete, daß die Streitmacht, die gegen „den Teufel in Terras Hallen" anzugehen bereit war, verdoppelt wurde.
Es hatte alles sehr ermutigend ausgesehen - bis Ronald Tekeners Nachricht eintraf. Sollte alle Hoffnung umsonst gewesen sein? Machte die Organisation Drake, was immer man sich darunter vorzustellen hatte, einen Strich durch die Rechnung?
Das Bild der Sterne verblaßte. Die Aufnahmegeräte konzentrierten sich auf den Planeten, dem die MONTEGO BAY entgegensank. Das Blau seiner Meere, das bräunlich getönte Grün der Landmassen, das strahlende Weiß der Wolkenfelder: zusammen zeichneten sie ein vertrautes Bild. So sahen Welten aus, die eine gnädige Laune des Schicksals mit einer sauerstoffhaltigen Atmosphäre ausgestattet und in jener schmalen Zone angesiedelt hatte, in der die Wechselwirkung zwischen Lufthülle und Sonneneinstrahlung lebensfreundliche Temperaturen erzeugt.
Weit abseits trieb ein unregelmäßig geformter, länglicher Felsbrocken vorbei.
Das war Charon, der kleinere der beiden Monde des Planeten. Styx, der größere, stand hinter Phönix und war aus diesem Blickwinkel unsichtbar. Styx und Charon: Wie viel Resignation, vielleicht auch Verzweiflung mochte den beseelt haben, dem diese beiden Namen eingefallen waren!
Roi Danton hatte Phönix als eine paradiesische Welt beschrieben. Das Bild gab ihm recht. Die MONTEGO BAY sank einer annähernd kreisrunden Landmasse entgegen, die sich aus dem tiefen Blau des nördlichen Äquatorialozeans erhob.
Bonin hatte man den Kontinent genannt, auf dem die Freihändler heimisch, geworden waren. Die einzige Siedlung, Mandalay, lag an der Südostküste, 12 Grad vom Äquator entfernt. Von der Walfisch-Bucht im tiefsten Süden bis zum Nordkap durchmaß Bonin 3800 Kilometer.
Bonin, Mandalay, Walfisch-Bucht: die Erinnerung der Terraner an die alte Heimat schwang in den Namen mit. „Wie die Texaner in Alamo", hatte Roi Danton gesagt. Im Exil wächst das Geschichtsbewußtsein.
Aus der Mitte des Kontinents erhob sich, Wolkenverhangen, das Zentralmassiv.
Bis zu 6500 Metern ragten die Gipfel des mächtigen Gebirgsstocks auf, und manche Felszinne hatte sich einen Mantel aus ewigem Schnee angezogen. Die MONTEGO BAY glitt, hinter der Drehung des Planeten hereilend, auf die Berge zu. Unter den gewaltigen Felsmassen, gegen Einblick und Ortung geschützt, lag der Raumhafen der Freihändler: ein Meisterstück technischer Architektur, wenn man Danton glauben wollte, ausgelegt für eine Flotte von mittelgroßen Raumschiffen. Es würde keine Mühe bereiten, neben den 11 Fahrzeugen der
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