1426 - Ein Hauch von Hölle
ihren Stühlen saßen und nichts sagten.
Ihre Gesichter sahen leer aus. Sie schauten mich an, ohne mich direkt zu sehen.
»Was sagt ihr?«, fragte ich.
»Nichts«, erwiderte Glenda.
»Das habe ich mir gedacht.«
»Man kann nichts sagen. Zumindest nichts, das dich weiterbringt, denn um dich geht es doch – oder?«
Ich schaute auf meine Hände, die ich gespreizt auf die Schreibtischplatte gelegt hatte.
»Das kann ich nicht genau sagen, ob es nur um mich geht. Wenn ich Duncan O’Connor richtig verstanden habe, dann hat sich dieser Unbekannte nach meinen Eltern erkundigt.«
»Klar«, sagte Suko. »Aber damit kann er nichts mehr anfangen. Beide sind tot. Wer bleibt, das bist du. So kann ich mir vorstellen, dass er sich an dich hält, um herauszufinden, was damals passiert ist. Und ich denke, dass er nicht eben zimperlich zu Werke geht. Das hat er ja mit seiner Aktion in Lauder bewiesen.«
»Genau, Suko. Ich glaube, dass man in diese Richtung denken muss. Aber das ist nicht der Weg zur Lösung des Problems.«
»Wie sieht er dann aus?«
»Er muss in der Vergangenheit zu finden sein. Bei meinen Eltern.«
Ich ließ mich nicht davon abbringen. »Speziell bei meinem Vater, Und wenn ich mich nicht zu sehr täusche, gibt es noch einiges, von dem ich nichts weiß. Da könnten mir noch Überraschungen bevorstehen.«
»Ähnlich wie bei deiner Halbschwester?«, fragte Glenda.
»Ich will es nicht hoffen.«
Sie blieb beim Thema. »Aber du schließt es nicht aus.«
»Daran will ich jetzt nicht denken. Es gibt auch noch andere Dinge, mit denen sich mein alter Herr beschäftigt hat.«
»Sorry, ich wollte dich nicht beleidigen.«
»Hast du auch nicht.«
Suko brachte es auf den Punkt. »Jedenfalls müssen wir davon ausgehen, das es eine unbekannte Person ist, die sich für die Sinclairs interessiert. Das steht fest.«
»Zumindest wissen wir, dass es sich um einen Mann handelt«, erklärte Glenda.
»Der meinen Vater gekannt hat, aber wohl nicht aus Lauder stammt. Überhaupt hat er verdammt wenig gewusst, und darüber sollten wir mal nachdenken.«
»Was meist du genau?«
Ich schaute Suko an. »Das kann ich dir nicht sagen, aber wenn jemand über eine Sache, die er verfolgt, nicht informiert ist und seinen Job trotzdem durchziehen will, dann muss etwas dahinter stecken. Dann muss es einen Grund für diese Wissenslücke geben.«
Da stimmten mir auch Glenda und Suko zu. Beide wollten wissen, was der Grund sein könnte.
»Ich weiß es nicht«, gab ich ehrlich zu.
»Man kann lange im Ausland gewesen sein«, meinte Suko.
»Klar.«
»Oder auch im Knast!«
Den Satz hatte Glenda Perkins gesagt, und nicht nur ich war leicht zusammengezuckt, sondern auch Suko.
»Das wäre eine Möglichkeit, John.«
»Ja, glaube ich auch.«
»Dein Vater war Anwalt«, sagte Glenda. »Er hat zwar keine Leute hinter Gitter geschickt, aber man kann sich sicher auch in seinem Beruf Feinde machen.«
»Möglich ist alles«, erklärte ich. »Da kann einer sauer auf seinen Anwalt sein, weil der für ihn nicht das herausgeholt hat, was möglich war, und er dem Anwalt nun die Schuld gibt, dass er so lange hinter Gittern hat sitzen müssen.«
»Deshalb auch die Fragen an O’Connor«, meinte Suko.
»Könnte zutreffen«, gab ich zu.
»Wen hat dein Vater denn alles verteidigt?«, fragte Glenda.
Ich blickte sie an und schüttelte zugleich den Kopf. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich das weiß?«
»Klar, so denke ich auch nicht. War er ein Strafverteidiger? Oder hat er sich mehr um Wirtschaftsangelegenheiten gekümmert?«
»Nein, sein Gebiet war die Strafverteidigung und deren Umfeld.«
»Dann müsste man dort suchen.«
Wir waren wieder da, wo wir schon vorher gewesen waren. Ich wusste nicht, an wie vielen Prozessen mein alter Herr beteiligt gewesen war. Wenn es Aufzeichnungen darüber gab, hatte er sie nicht im Haus aufbewahrt. Sie lagen möglicherweise in den Archiven der Gerichte. Doch da herumzuwühlen war kein Weg zu einer raschen Lösung.
»Es ist länger her«, sagte Suko.
»Leider.«
»Nicht so voreilig.«
»Wieso?«
Suko lächelte. »Ich kann mir denken, dass er noch nicht lange aus dem Knast heraus ist. Man könnte doch erfahren, wer in den letzten Tagen alles entlassen wurde. Natürlich nicht jeder kleine Hühnerdieb, aber die großen Fälle sind bestimmt bekannt. Da müsste es eine Möglichkeit geben, an sie heranzukommen.«
Ich stützte mein Kinn in die Hände und schaute ihn nachdenklich an. »Da ist was
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