1427 - Die Reise nach Ardustaar
Angehörigen anderer Völker - einst die Grenze zwischen den Universen durchstoßen. Sie hatten das sterbende Universum Tarkan verlassen und waren nach Meekorah gelangt, wo sie alles für die Ankunft der Galaxis Hangay vorbereiten sollten. Und mit der NARGA SANT waren sie aus dem verwaisten Reich ESTARTUS nach Ardustaar geflohen, wo sie durch die Nachwirkungen des Strangeness-Schocks in die Barbarei zurückgefallen waren.
Es hatte Zehntausende von Jahren gedauert, bis sie erneut den Weltraum für sich entdeckten - und die NARGA SANT, die noch immer existiert hatte. Die Wissenden hatten sich darin eingerichtet und als Stimme von Ardustaar die Geschicke ihres Volkes gelenkt, und eines Tages, als der Untergang des Tarkaniums im fernen Lao-Sinh drohte, hatte Dao-Lin-H'ay gemeinsam mit Nikki Frickel und Poerl Alcoun das größte Rätsel der NARGA SANT gelöst und Oogh at Tarkan zum Leben erweckt, den geheimnisumwitterten Begründer der Kriegerlehre im Reich der ESTARTU.
Die NARGA SANT war viel mehr als nur irgendein Raumschiff - sie barg die gesamte Geschichte der Kartanin von Ardustaar in sich.
Und jetzt war von diesem „Stück Heimat" nur noch ein Bruchteil übrig.
Dao-Lin-H'ay war auf diesen Anblick vorbereitet, und dennoch traf es sie tief.
Nur ein Fünftel war von der ursprünglichen NARGA SANT übriggeblieben: Der Bug ohne das Scotaming.
Aber was war mit dem Rest der NARGA SANT geschehen?
Den Berichten zufolge hatten die Kartanin versucht, mit diesem Schiff durch das zwanzig Lichtjahre entfernte Schwarze Loch zu fliegen, das von den Galaktikern „Point Siragusa" genannt wurde. Dabei - so sagte man - war die mächtige NARGA SANT zerbrochen. Vier Fünftel des Schiffes waren in dem Schwarzen Loch verschwunden, das letzte Fünftel - der Bug - war vor Point Siragusa zurückgeblieben.
Die Beschleunigung, die das Wrackteil bei dieser Katastrophe erfuhr, hatte es im Lauf der Zeit von dem Schwarzen Loch wegtreiben lassen.
Dao-Lin-H'ay schwor sich, daß sie versuchen würde, die restlichen vier Fünftel des Schiffes zu finden und - ein verrückter Gedanke, wie sie vor sich selbst zugab - die NARGA SANT wieder zu einem Ganzen zusammenzufügen.
Ursprünglich war die NARGA SANT neunzig Kilometer lang gewesen. Davon waren noch rund achtzehn Kilometer übrig. Bei einer Breite von achtundzwanzig und einer Höhe von zwanzig Kilometer ergab das immer noch einen gewaltigen Innenraum, in dessen zahllosen Decks sich viele tausend Kartanin glatt verlieren konnten. Und was die Nachkommen der Schiffbrüchigen betraf, so gab es davon nur relativ wenige.
Offiziell - so stand es in den Berichten, die die PERSEUS mitgebracht hatte - lebten zweitausendsechshundertundachtzig registrierte Kartanin in diesem Wrack, aber in Wirklichkeit waren es wahrscheinlich mehr als doppelt so viele.
Immer noch wenig genug - an Platzmangel sollten die Schiffbrüchigen jedenfalls nicht leiden.
Aber natürlich hatte die Katastrophe auch im Inneren des Wracks ihre Spuren hinterlassen. Es hatte sicher seine Gründe, wenn man Teile des Schiffsinneren als „Winterwelt" oder gar als „Todeszone" bezeichnete.
Den Berichten zufolge war dieses Problem gelöst. Ein mutierter Kartanin namens Vuin hatte die alte, korrupte, offensichtlich auch geistig verwirrte Herrscherin der NARGA SANT abgelöst und die Bewohner der gefährdeten Gebiete in den inneren Bereich des Wracks zurückgerufen. Mit Hilfe der von der PERSEUS zurückgelassenen Hilfsgüter sollten sie eigentlich imstande sein, ein halbwegs bequemes, ruhiges Leben zu führen und gelassen auf die Ankunft der Retter zu warten.
Obwohl das - wie Dao-Lin-H'ay es sah - eigentlich nicht die Art der Kartanin war.
Die Angehörigen dieses Volkes neigten im allgemeinen nicht dazu, sich untätig in eine Ecke zu setzen und der Dinge zu harren, die da kommen sollten. Aber die Berichte der PERSEUS bewiesen auch, daß die Schiffbrüchigen im Laufe der Zeit degeneriert waren, und dies wahrscheinlich nicht nur körperlich.
Inzwischen versuchte die HERKULES, Verbindung mit den Bewohnern des Wracks aufzunehmen. Man wußte, daß es in der NARGA SANT keinen Hypersender gab, und versuchte es daher von vornherein über Normalfunk.
Aber niemand antwortete. „Schlafen die denn alle?" fragte Reuben Starr schlecht gelaunt.
Dao-Lin-H'ay wartete gebannt und besorgt. „Hoffentlich kommen wir nicht zu spät!"
Das war Nassari Tishraf, der zweite Pilot und Stellvertretende Kommandant der HERKULES, ein nervöser, quirliger
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