1427 - Die Reise nach Ardustaar
Terraner, der sich ab und zu gerne etwas pessimistisch gab.
Reuben Starr warf seinem Stellvertreter einen bösen Blick zu. „Laß diese Unkereien!" befahl er grob. „Wir docken an."
*
Erst aus unmittelbarer Nähe konnte man das volle Ausmaß der furchtbaren Zerstörung erkennen, die die Katastrophe auch am noch erhaltenen Teil der NARGA SANT angerichtet hatte. Dao-Lin-H'ay betrachtete entsetzt die Bruchstelle.
Geschmolzene Gesteinswälle überkrusteten den Rand - die Felsenhülle der NARGA SANT war offensichtlich sehr hohen Temperaturen ausgesetzt gewesen. Überall ragten verborgene, teilweise geschmolzene Metallteile hervor. Die vielen Gänge und Schächte, die den Bug der NARGA SANT mit den übrigen Schiffsteilen verbunden hatten, klafften wie offene Wunden. Nur wenige dieser Löcher waren auch äußerlich abgedichtet worden - die meisten waren erst weiter drinnen verschlossen, oft wohl nur durch automatisch arbeitende Sicherheitsschotte.
In der Kommandozentrale der HER-KULES sah man viele sehr skeptische Gesichter. „Das wird ein hartes Stück Arbeit", meinte Peshu Danaa, die Chefingenieurin, die neben Dao-Lin-H'ay stand. „Es wird einige Zeit dauern, bis wir das geschafft haben."
Dao-Lin-H'ay schwieg. Sie wagte nicht zu sprechen, weil wohl doch nur ein entsetztes Fauchen daraus geworden wäre.
Der Anblick der Bruchstelle war ihr schier unerträglich.
Aber wie anders sollte wohl ein Schiff aussehen, das durch so gewaltige Kräfte buchstäblich in Stücke gerissen worden war?
Eigentlich grenzte es bereits an ein Wunder, daß überhaupt jemand diese Katastrophe überlebt hatte. „Wir werden feststellen müssen, ob dieses ganze Gebilde überhaupt noch stabil genug ist, um den Schub der Triebwerke auszuhalten", fuhr Peshu Danaa fort.
Dao-Lin-H'ay fand, daß dieses Problem noch Zeit hatte - vor allen Dingen mußten sie jetzt erst einmal feststellen, wie es um die in diesem Wrack lebenden Kartanin stand, denen die ganze Rettungsaktion doch schließlich galt. Sie hatte bei diesem Gedanken ein ausgesprochen mulmiges Gefühl in der Magengegend.
In den letzten Tagen war sie immer wieder von furchtbaren Träumen geplagt worden. Als Telepathin war sie sich in solchen Fällen nie sicher, ob sie diese Träume als Ausgeburt ihrer durch die Ereignisse möglicherweise überhitzten Phantasie behandeln und achtlos beiseite schieben durfte, oder ob es nicht doch ratsam war, sie als eine ernsthafte Warnung zu betrachten.
Sie war keine sehr gute Telepathin, und ihre Reichweite war begrenzt. Das machte sich vor allem dann in sehr negativer Form bemerkbar, wenn sie versuchte, die Gedanken von Personen aufzufangen, deren spezifische Muster sie noch nicht kannte.
So gesehen, war es völlig undenkbar, daß sie schon aus so großer Entfernung Verbindung zu den Bewohnern der NARGA SANT hätte aufnehmen können.
Dao-Lin-H'ay war sich jedoch nicht sicher, ob sie nicht vielleicht im Schlaf, im Zustand totaler Entspannung, auch sehr schwache Impulse, die sie normalerweise gar nicht wahrnehmen, geschweige denn analysieren konnte, auffing und in Form von Träumen artikulierte, ohne sich dessen bewußt zu werden.
Obwohl sie der NARGA SANT jetzt schon sehr nahe war, nahm sie noch immer keine klaren Impulse auf. Früher, als sie noch auf die Tränen N'jalas zurückgreifen konnte, wäre es ihr leichtgefallen, sich Gewißheit zu verschaffen, aber diese Zeiten waren unwiderruflich vorbei. Sie mußte sich mit dem zufriedengeben, was sie ohne Paratau wahrzunehmen vermochte. Und das war sehr wenig: Nichts als ein dumpfes Gemurmel.
Und sie konnte nichts aus diesem Gemurmel herauslesen.
Oder wollte sie es nur nicht?
Es war etwas Beängstigendes an diesem Durcheinander von Impulsen, etwas, das sie abstieß. Instinktiv schreckte sie davor zurück, tiefer in diese Flut von unartikulierten Gedanken einzutauchen.
Vielleicht war wirklich nur die Entfernung noch zu groß. Wenn dieser Vuin tatsächlich dafür gesorgt hatte, daß die Schiffbrüchigen die unsicheren Außenbezirke räumten und sich nur noch im inneren Bereich aufhielten, umgeben von zahllosen Wänden aus Metall, dann befanden sie sich womöglich tatsächlich außer Reichweite.
Sie sah sich nach Ge-Liang-P'uo um, aber die verneinte die stumme Frage: Auch sie empfing bisher noch keine konkreten Impulse aus der NARGA SANT.
Dao-Lin-H'ay erschrak, als sie die große, tiefe Wunde erblickte, die auf der „Oberseite" des Wracks klaffte. Fast erschien ihr diese Beschädigung
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