1427 - Todesfallen
erreichen. Genau dort, wo die Natur in den Asphalt überging, hatte er die beste Sicht.
Und dann würde sich herausstellen, ob es noch Chancen gab.
Schon bald sah er Mallmann!
Er stand mitten auf der Straße. Nicht direkt vor dem Haus, sondern leicht versetzt. Suko sah, dass er telefonierte und fand es gut, dass Dracula II beschäftigt war.
Dann sah er den anderen. Er stand nicht weit von Mallmann entfernt und war nicht allein. Er hielt seine blonde Geisel an den Haaren fest.
Er bewegte sich nicht. Er wartete offenbar darauf, dass Mallmann aufhörte zu telefonieren.
Das geschah sehr bald.
Suko hatte die Chance genutzt und war näher an sein Ziel herangeschlichen. Ihn interessierten nur der Mann und die Blonde, wobei er erkennen musste, dass er es nicht mit einem normalen Menschen zu tun hatte.
Diese Gestalt hatte einen menschlichen Körper und ein verdammt großes Maul. In ihm schimmerte es hell, was nicht auf eine Zahnpaste hindeutete, sondern auf Zähne.
Gefährliche und verdammt spitze Beißer, mit denen er leicht die Kehle eines Menschen durchbeißen konnte.
Warum die Beine und ein Teil des Unterkörpers so dunkel waren, sah er nicht. Aber er richtete sich auf einen Kampf ein und bereitete sich darauf vor.
Wahrscheinlich würde er seinen Stab einsetzen müssen, um die Zeit anzuhalten. Aber vorher zog er seine Dämonenpeitsche hervor, schlug damit den berühmten Kreis und schaute zu, wie die drei Riemen aus der Öffnung rutschten. Er ging in die Hocke und schlich noch näher an die beiden heran.
Er hörte bereits das Schluchzen der Blonden und versprach ihr innerlich, dass es bald ein Ende hatte.
Die Luft war elektrisch geladen. Suko hatte den Eindruck, dass sich seine Haare auf der Haut hochstellten. Die Luft kam ihm kühl und so ungemein klar vor.
Er wartete auf den nächsten Blitz und den folgenden Donner.
Doch solange John Sinclair und Giselle nicht aus dem Haus kamen, konnte er nichts für die Gefangene tun.
Da öffnete sich die Haustür…
***
»Ruhig bleiben, Giselle«, flüsterte ich. »Du musst dich zusammenreißen.«
Die Frau neben mir war nur noch ein zitterndes Nervenbündel. Sie hielt sich nur noch auf den Beinen, weil ich sie festhielt.
»Das versuche ich ja. Aber es ist so verdammt schwer.«
»Wir bekommen das schon in den Griff.«
Mallmann wartete auf uns. Er hatte uns gut sehen können. Wie ein King stand er in der Mitte der Fahrbahn. Nicht weit von ihm entfernt hielt sich sein Geschöpf auf, das Angela fest im Griff hatte, und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Mallmann lachte uns entgegen. Er fühlte sich wieder mal als Sieger. Der war er schon einmal gewesen, als ich meinen Freund Marek hatte ausschalten müssen. Und jetzt, da war ich ehrlich genug, standen wir wieder vor einer Niederlage. Der einzige, der sie noch verhindern konnte, war Suko.
Die Luft hatte sich verändert. Sie war irgendwie aufgeladen. Sie schien zu knistern und zu flüstern. Ich hatte den Eindruck, dass sie in meinen Ohren rauschte und sich dieses Rauschen im Kopf noch steigerte.
Die Schwüle war fast verschwunden. Eine unnatürliche Klarheit umgab uns und zudem ein Geruch, den ich ebenfalls als sehr fremd empfand.
Ich blieb am Rand der Straße stehen, etwa in der Mitte zwischen Mallmann und seinem Geschöpf mit der Geisel. Ich hätte gern gewusst, wie es entstanden war, aber selbst aus unmittelbarer Nähe konnte ich es mir nicht anschauen.
Die Finsternis deckte vieles zu, obwohl sich am Himmel Szenen abspielten, als wäre dort die wilde Jagd im Gange. Wolken schoben übereinander. Gewaltige Berge, gefüllt mit einer unheimlich starken Energie, die nur darauf wartete, endlich freie Bahn zu haben.
Ich blieb mit meinem zitternden Schützling stehen, obwohl Mallmann keinen Befehl dazu gegeben hatte. Das D auf seiner Stirn leuchtete in einem blutigen Rot. Irgendwann, so hatte ich mir geschworen, würde ich es zerstören.
»Fühlst du dich wohl in meiner Umgebung, Geisterjäger?«
»In deiner?«, höhnte ich.
»Ja, warum nicht?«
»Es ist nicht deine Umgebung…«
»Ich habe sie annektiert. Mir gefällt es hier, aber mir gefällt es auch in meiner Vampirwelt. So kann ich wechseln und mich ab und zu dort einnisten, wo einer meiner Hauptfeinde mal gelebt hat. Das ist etwas ganz Neues.«
»Wolltest du mir das sagen, Mallmann? Dazu hätte ich nicht nach draußen kommen müssen. Da hätte auch das Telefon gereicht.«
»Unter anderem, John.«
»Was gibt es sonst noch?«
»Mein neues Werk.«
»Gut,
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